Landtagspräsident Christoph Grimm - Landtag Rheinland-Pfalz
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Schüler-<strong>Landtag</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - 20. Sitzung am 2. Dezember 2004<br />
Mehrheit des Parlaments sprechen – hat ja, bevor<br />
die erste PISA-Studie veröffentlicht wurde, schon<br />
den Beschluss gefasst, das Ganztagsangebot zu<br />
erweitern, natürlich mit der Zielrichtung, insgesamt<br />
die Möglichkeiten der Unterrichtung von Schülerinnen<br />
und Schülern zu verbessern. Das ist sozusagen<br />
der bildungspolitische Aspekt der Ganztagsschule.<br />
Ihr wisst, dass auch ein gesellschaftlicher Aspekt<br />
damit verbunden ist, nämlich, die Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie zu verbessern.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> war insofern Forderungen, die aus<br />
der PISA-Studie abzuleiten sind, einen Schritt voraus.<br />
Aber das kann es ja nicht gewesen sein. Es<br />
sind in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in der Folge auch – ob das<br />
durch die Ergebnisse der PISA-Studie ausgelöst<br />
worden ist, weiß ich nicht, weil ich auf diesem Gebiet<br />
kein Fachpolitiker bin – bestimmte Maßnahmen<br />
ergriffen worden, um die Qualität des Unterrichts<br />
zunächst einmal zu überprüfen und dann aus<br />
eventuell festgestellten Mängeln Konsequenzen zu<br />
ziehen. Es gibt eine Untersuchung, den so genannten<br />
Mathematiktest. Der ist in bestimmten<br />
Bereichen durchgeführt worden.<br />
Kurzum, es steht eigentlich alles auf dem Prüfstand,<br />
dass Überlegungen angestellt werden müssen, wie<br />
die – ich finde schon: beschämende – Positionierung<br />
des deutschen Bildungswesens insgesamt im<br />
internationalen Vergleich verändert, nämlich verbessert,<br />
werden kann.<br />
Ich für mich – und ich glaube, diese Einschätzung<br />
teilen manche, nicht alle; das sage ich ausdrücklich<br />
dazu – glaube, dass das herkömmliche dreigliedrige<br />
Schulsystem, so wie wir es ganz überwiegend in<br />
Deutschland haben, nicht mehr zukunftsgerecht ist<br />
und dass daraus wirkliche Konsequenzen zu ziehen<br />
sind. Wir wissen, dass die Schulorganisationsformen<br />
mit gemeinsamem Unterricht von Schülerinnen<br />
und Schülern bis jenseits der vierten bzw. der sechsten<br />
Klasse in den PISA-Studien durchweg besser<br />
abschneiden. Das beste Beispiel dafür ist Finnland,<br />
in dem es im Grunde nur einen Schultyp gibt.<br />
6<br />
Präsident Christian Querbach:<br />
Vielen Dank. – Wir bitten um weitere Wortmeldungen.<br />
Sven Thalwitz (ARP):<br />
Herr <strong>Grimm</strong>, halten Sie es für sinnvoll, dass die<br />
Grünen 60 Millionen Euro für die Bildung umschichten<br />
wollen?<br />
<strong><strong>Landtag</strong>spräsident</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Grimm</strong>:<br />
Ich kenne keinen Abgeordneten im rheinlandpfälzischen<br />
<strong>Landtag</strong>, der nicht mehr Geld für Bildung<br />
ausgeben möchte, wenn er denn könnte. Das<br />
ist nun eine politische Diskussion, die vor dem Hintergrund<br />
ganz, ganz schwieriger Haushaltsbedingungen<br />
geführt wird: Was investiert man für welche<br />
Politikbereiche in welchem Umfang?<br />
Es ist halt so, dass in jedem Haushalt wichtige Politikfelder<br />
miteinander konkurrieren. Da ist die Bildung<br />
ein ganz wichtiges Politikfeld – gerade auch für die<br />
Landespolitik –, aber eben nicht das einzige. Wir<br />
erwarten natürlich, dass für den gesamten Bereich<br />
der Sozialpolitik hinreichend Geld zur Verfügung<br />
gestellt wird, dass die innere Sicherheit gewährleistet<br />
wird, dass die Konversion – das heißt die Umwandlung<br />
von früher militärisch genutztem Gelände<br />
in zivile Nutzung – auch mit öffentlichen Geldern<br />
gefördert wird, dass Straßen gebaut werden, dass<br />
die Kindergartenversorgung, auch die Kinderkrippenversorgung<br />
verbessert wird.<br />
Wir haben also ein Riesenfeld von politischen Aufgaben,<br />
aber nur begrenzt Geld zur Verfügung. Das<br />
ist dann eine Frage der politischen Prioritäten, die je<br />
nach Partei, je nach Fraktion unterschiedlich gesetzt<br />
werden. Da ich als Präsident hier zur Überparteilichkeit<br />
verpflichtet bin, will ich die Frage also nicht<br />
direkt und unmittelbar mit Ja oder Nein beantworten,<br />
sondern eher das Szenario beschreiben, unter<br />
dem zurzeit die Haushaltsberatungen stattfinden.