„Pädagogisch qualifizierten Fahrschulüberwachung“ (PQFÜ)
„Pädagogisch qualifizierten Fahrschulüberwachung“ (PQFÜ)
„Pädagogisch qualifizierten Fahrschulüberwachung“ (PQFÜ)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
22<br />
3 Ergebnisse<br />
wachten Fahrschulen oder ob die Sachverständigen mit zunehmender Einsatzhäufigkeit<br />
und Überwachungserfahrung weniger kritisch kontrollieren, ihr Bewertungsverhalten<br />
also eine sog. „Milde-Tendenz“ aufweist. Eine solche Tendenz würde psychologisch<br />
gesehen nicht überraschend erscheinen: Erstens erfordert das Vertreten kritischer Einschätzungen<br />
vor Fachkollegen fachliche Autorität und Mut, die bei jedem Einsatz neu<br />
investiert werden müssen und Kraft kosten. Der daraus resultierende psychische Stress<br />
könnte zu einem verständlichen Rückgang der Kritik- und Einsatzbereitschaft führen,<br />
den der Volksmund mit dem Sprichwort „Neue Besen kehren gut“ beschreibt. Zweitens<br />
haben die Sachverständigen ihre Überwachungstätigkeit mit dem Anspruch begonnen,<br />
zur Verbesserung der Ausbildungsqualität an Fahrschulen beitragen zu wollen, und sie<br />
sind davon überzeugt, dass die <strong>PQFÜ</strong> ein geeignetes Mittel dafür ist (s. das folgende<br />
Kapitel). Die Sachverständigen erwarten also, dass ihre Tätigkeit „Früchte trägt“, und<br />
das Registrieren erwarteter positiver Effekte würde ihr Selbstwert- und Tüchtigkeitserleben<br />
fördern. Dies könnte Beobachtungs- und Beurteilungsfehler im Sinne einer Milde-<br />
Tendenz begünstigen.<br />
Die Frage, ob sich hinter den im Vergleich der Jahre 2006 und 2007 festgestellten Unterschieden<br />
bei den Sachverständigeneinschätzungen tatsächlich Unterschiede bei der<br />
Ausbildungsqualität der überwachten Fahrschulen verbergen oder lediglich eine Verschiebung<br />
von Qualitätsmaßstäben bei den Sachverständigen, ist nicht leicht zu beantworten.<br />
Einen Anhaltspunkt dafür könnten die Bestehensquoten der überwachten Fahrschulen<br />
bieten: Da für die Mehrheit der o. g. Qualitätskriterien ein relativ starker positiver<br />
Einfluss auf die Bestehensquoten empirisch nachgewiesen wurde (Sturzbecher,<br />
Schellhas & Hermann, 2004), wäre zu erwarten, dass die 2007 überwachten Fahrschulen<br />
auch höhere Bestehensquoten aufweisen als die 2006 überwachten Fahrschulen. Die<br />
zur Prüfung dieser Hypothese notwendigen statistischen Analysen konnten im Rahmen<br />
der Begleituntersuchung nicht durchgeführt werden, da die Universität Potsdam die<br />
Überwachungsergebnisse der Fahrschulen in anonymisierter Form erhielt, die Überprüfung<br />
aber eine fahrschulbezogene Verknüpfung von Überwachungsergebnissen und<br />
Bestehensquoten voraussetzt. Allerdings wurden entsprechende Auswertungen im<br />
Rahmen einer Validierungsstudie zur <strong>PQFÜ</strong> durchgeführt (Mörl, Kasper & Sturzbecher,<br />
2008). Diese Auswertungen zeigen, dass sich die Bestehensquoten der 2007 überwachten<br />
Fahrschulen nicht signifikant von den Bestehensquoten der 2006 überwachten Fahrschulen<br />
unterscheiden: Die besseren Überwachungsergebnisse der 2007 überwachten<br />
Fahrschulen schlagen sich also nicht in besseren Bestehensquoten nieder.<br />
Wie sind diese Befunde zu interpretieren? Zunächst einmal ist zu betonen, dass die dargestellten<br />
Zusammenhänge nicht vordergründig aus Validitätsdefiziten bei den Sachverständigeneinschätzungen<br />
resultieren müssen. Vielmehr werden die Bestehensquoten der<br />
Fahrschulen neben der Ausbildungsqualität von einer Reihe anderer Einflussfaktoren<br />
(z.B. Vorbereitungsintensität und Intelligenz der Fahrschüler) beeinflusst (Sturzbecher<br />
et al., 2004), sodass eine verbesserte Ausbildungsqualität nicht zwangsläufig zu besseren<br />
Bestehensquoten führt. Darüber hinaus muss in Rechnung gestellt werden, dass die<br />
in Brandenburg praktizierte <strong>PQFÜ</strong> methodisch gesehen eindeutig auf die Erfassung von<br />
Mindeststandards fokussiert. So gelten die Beobachtungsindikatoren bei den Qualitätskriterien<br />
als erfüllt, wenn ein einziger entsprechender Verhaltensakt registriert wurde.<br />
Zeigt der Fahrlehrer also beispielsweise im Verlauf der Unterrichtseinheit ein einziges<br />
Mal Interesse an einem Beitrag eines Fahrschülers, bewertet er ein einziges Mal einen<br />
Schülerbeitrag pädagogisch konstruktiv und gibt er ein einziges Mal Hinweise zur inhaltlichen<br />
Verbesserung eines Schülerbeitrags, dann hat er bereits das o. g. Qualitätskriterium<br />
„Angemessenes Reagieren auf Beiträge der Fahrschüler“ erfüllt. Damit ist aber