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» AUCH WENN ES BANAL KLINGT: OFT HILFT ES<br />
SCHON, WENN DIE ABTEILUNGEN RÄUMLICH NÄHER<br />
ZUSAMMENRÜCKEN.«<br />
DR. MANFRED KRAFFT ist Professor für Marketing und seit 2003 Lehrstuhlinhaber<br />
<strong>de</strong>s Instituts für Marketing an <strong>de</strong>r Universität Münster. Er ist ein<br />
international anerkannter Marketingexperte, zu seinen wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkten gehören Kun<strong>de</strong>nbindung und Direktmarketing.<br />
acquisa: Ist das nicht einfach ein Kompromiss<br />
nach außen hin, während die<br />
Abteilungen intern weiterhin verschie<strong>de</strong>nen<br />
Zielsetzungen folgen?<br />
Krafft: Das kann sein, ist aber nicht<br />
weiter schlimm. Je<strong>de</strong> Abteilung<br />
braucht weiterhin ihre Spezialziele.<br />
Der Vertrieb will natürlich bevorzugt<br />
die eingeführten, gut laufen<strong>de</strong>n Produkte<br />
verkaufen, um schnell Umsatz<br />
zu machen, während das Marketing<br />
eher nach vorne schaut und auf Innovationen<br />
setzt. Doch Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
ist für bei<strong>de</strong> Abteilungen wichtig,<br />
durch dieses gemeinsame Ziel wird<br />
Streit vermie<strong>de</strong>n.<br />
acquisa: Um die Zusammenarbeit von<br />
Abteilungen zu verbessern, gibt es ja<br />
die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Boundary Managements,<br />
einer Art Vermittlungsstelle zwischen<br />
<strong>de</strong>n Abteilungen. Ist das eine praktikable<br />
Lösung?<br />
Krafft: Die Antwort ist ein klares Jein.<br />
Ich erinnere mich an einen Fall, in<br />
<strong>de</strong>m eine Boundary-Managerin eine<br />
Art Pufferrolle zwischen <strong>de</strong>n Abteilungen<br />
innehatte; sie sollte zusammenführen<br />
und koordinieren. Das lief<br />
eigentlich recht gut, aber nach einem<br />
Jahr war die Frau völlig ausgebrannt.<br />
Eine solche Position zwischen <strong>de</strong>n<br />
Stühlen ist menschlich sehr schwierig.<br />
Wichtig erscheint mir eher, dass die<br />
bei<strong>de</strong>n Abteilungen hierarchisch auf<br />
gleicher Höhe angesie<strong>de</strong>lt sind. In größeren<br />
Unternehmen hilft es, wenn es<br />
einen gemeinsamen Vorgesetzten gibt.<br />
Die Benennung dieser Position birgt<br />
aber Konfliktstoff. Im B2B wird dieser<br />
Posten aus <strong>de</strong>r Tradition heraus gerne<br />
als Vertriebsdirektor bezeichnet – da<br />
sorgt bereits <strong>de</strong>r Name dafür, dass sich<br />
das Marketing benachteiligt fühlt.<br />
acquisa: Im Mittelstand gibt es eine<br />
solche Ebene zwischen Geschäftsführung<br />
und <strong>de</strong>n Abteilungen oft nicht.<br />
Ist da die Fusion von Marketing und<br />
Vertrieb ein gangbarer Weg?<br />
Krafft: Das ist die Extremlösung. In einer<br />
unserer Studien haben wir die 20<br />
Unternehmen, in <strong>de</strong>nen die Zusammenarbeit<br />
zwischen Marketing und<br />
Vertrieb am besten funktionierte, mit<br />
<strong>de</strong>n 20 Unternehmen verglichen, wo es<br />
am stärksten hakte. Die Fusionslösung<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Top 20 <strong>de</strong>utlich seltener<br />
genutzt als in <strong>de</strong>n schlechtesten 20. Das<br />
spricht dagegen, dass dies <strong>de</strong>r richtige<br />
Weg ist. Denkbar ist das eigentlich nur<br />
für Unternehmen, in <strong>de</strong>nen eine Spezialisierung<br />
keine großen Vorteile bringt.<br />
acquisa: Sie haben bisher die Job-Rotation<br />
nicht erwähnt. Das gilt doch allgemein<br />
als Allheilmittel gegen Streit.<br />
Krafft: Ja, das ist die klassische Metho<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>m Organisationshandbuch. Ich<br />
habe zuerst auch gedacht, dass dies eine<br />
gute Lösung sei. Doch die Praxis sieht<br />
an<strong>de</strong>rs aus. Die Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n verpflichtet,<br />
für ein halbes Jahr in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Abteilung zu arbeiten. Das klappt<br />
meist ganz gut, aber sobald <strong>de</strong>r Kollege<br />
wie<strong>de</strong>r zurück in <strong>de</strong>r eigenen Abteilung<br />
ist, legt er die Rolle, die er ein halbes<br />
Jahr gespielt hat, wie<strong>de</strong>r ab und macht<br />
weiter wie bisher. Um einen Mindshift<br />
zu erreichen, reicht dies augenscheinlich<br />
nicht aus. Ein Um<strong>de</strong>nken kann<br />
man nicht organisatorisch anordnen,<br />
da muss etwas im Kopf und im Herzen<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter passieren.<br />
acquisa: Wodurch zeichnen sich die<br />
von Ihnen erwähnten Top-20-Unternehmen<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Rest aus?<br />
Krafft: Das ist ganz klar die bessere Zusammenarbeit.<br />
In diesen Unternehmen<br />
gibt es gemeinsame Strategiesitzungen,<br />
eine gemeinsame Produktentwicklung<br />
und eine gemeinsame Konzeption <strong>de</strong>r<br />
Marktforschung. Dazu unterstützt die<br />
Geschäftsführung diese enge Zusammenarbeit<br />
von Marketing und Vertrieb.<br />
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