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ONLINE-MARKETING & SOCIAL MEDIA _ Dynamic Pricing<br />
Die heilige Kuh schlachten<br />
Preise sind das Heiligtum <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls. Doch durch das Echtzeit-Web wer<strong>de</strong>n sie zunehmend<br />
dynamisch. Die Preisoptimierung dabei einer Software zu überlassen, fällt vielen Händlern<br />
noch schwer. Gleichwohl wer<strong>de</strong>n immer mehr Unternehmen über <strong>de</strong>ren Einsatz nach<strong>de</strong>nken.<br />
Text _ Karsten Zunke<br />
Exakt 2,21 Euro zahlt die Unternehmensberatung<br />
2PQ aus Rüsselsheim, um bei<br />
Google beim Stichwort »Dynamic Pricing«<br />
auf Platz eins zu stehen. Zumin<strong>de</strong>st<br />
war dies an einem Tag Mitte Januar<br />
<strong>de</strong>r Fall. Denn Google vergibt Werbeplatzierungen<br />
für seine Textanzeigen nach<br />
einem dynamischen Preismechanismus.<br />
Festpreise gibt es nicht. Der Preis errechnet<br />
sich automatisch aus <strong>de</strong>r Zahlungsbereitschaft<br />
<strong>de</strong>s Werben<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>rjenigen an<strong>de</strong>rer Bewerber. Bekannte<br />
Anwendungsbeispiele für dynamische<br />
Preise sind eben solche Suchmaschinenanzeigen,<br />
Internet-Buchungssysteme von<br />
Fluggesellschaften o<strong>de</strong>r Online-Auktionen<br />
wie die von E-Bay.<br />
> twitter.com/acquisa<br />
Hier twittert die Redaktion acquisa<br />
Aktuelles und Wissenswertes aus<br />
<strong>de</strong>r Marketingwelt.<br />
»Dynamic Pricing ist auch für an<strong>de</strong>re Unternehmen<br />
relevant. Dell beispielsweise<br />
analysiert täglich die Preise von Wettbewerbern.<br />
Unterbietet ein Konkurrent die<br />
Preisposition, wird ein Prüfprozess angestoßen,<br />
<strong>de</strong>r die Qualität <strong>de</strong>s Wettbewerbsprodukts<br />
bewertet«, erläutert Gregor<br />
F. Gatermann, Partner <strong>de</strong>r 2PQ-Unternehmensberatung.<br />
Der Vorteil: Je nach<br />
Ergebnis kann sofort reagiert wer<strong>de</strong>n.<br />
»Ein solcher Prozess kann ein wirklicher<br />
Eckpfeiler <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
sein und dafür sorgen, dass die anvisierte<br />
Preispositionierung immer sichergestellt<br />
ist, etwa das attraktivste Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis«, sagt <strong>de</strong>r Pricing-Experte.<br />
Der Online-Händler Amazon gilt als<br />
Vorreiter für dynamisches Pricing im<br />
Web. Im Jahr 2000 sorgten Berichte <strong>de</strong>r<br />
»Washington Post« für Aufsehen, wonach<br />
Amazon zu jener Zeit in <strong>de</strong>n USA<br />
gleiche DVD an unterschiedliche Kun<strong>de</strong>n<br />
zu verschie<strong>de</strong>nen Preisen verkaufte. Der<br />
Aufschrei <strong>de</strong>r Konsumenten war groß.<br />
Viele fühlten sich diskriminiert, nur wenige<br />
bevorzugt. Seit<strong>de</strong>m ist es ruhiger gewor<strong>de</strong>n<br />
um dynamische Preise im Web.<br />
Doch warum bekommt <strong>de</strong>r Kollege einen<br />
Rabatt-Coupon und man selber nicht?<br />
Marktbeobachter sind sich sicher – dynamische<br />
Preisbildung fin<strong>de</strong>t im Web statt.<br />
Doch Konsumenten bemerken meist<br />
nichts davon. Denn Preise können theoretisch<br />
nicht nur nach Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
ausgesteuert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn zum Beispiel<br />
auch nach <strong>de</strong>r regionalen Herkunft<br />
<strong>de</strong>r Nutzer o<strong>de</strong>r anhand <strong>de</strong>r regionalen<br />
Marktab<strong>de</strong>ckung durch Wettbewerber.<br />
Erste KMU optimieren<br />
Die Firma Prudsys in Chemnitz ist einer<br />
<strong>de</strong>r wenigen <strong>de</strong>utschen Anbieter für dynamische<br />
Pricing-Systeme. Ihre Lösung<br />
Prudsys RDE kann sämtliche Preise in<br />
einem Online-Shop voll automatisiert<br />
variieren. In<strong>de</strong>m das Verhalten <strong>de</strong>r Gesamtheit<br />
<strong>de</strong>r Shop-Besucher gegenüber<br />
geän<strong>de</strong>rten Preisen analysiert wird, zieht<br />
das System Schlussfolgerungen und optimiert<br />
die Preise entsprechend. Das ist<br />
auch für kleine und mittelständische Anbieter<br />
interessant. So konnte ein Kalen<strong>de</strong>rhersteller<br />
zum vergangenen Jahres-<br />
wechsel mit automatisiert optimierten<br />
Preisen für seine 6.000 Produkte nicht<br />
nur seinen Umsatz um zehn Prozent<br />
steigern, auch <strong>de</strong>r Deckungsbeitrag legte<br />
um drei Prozent zu.<br />
Um die Preisanpassungen <strong>de</strong>r vielen<br />
Longtail-Artikel konnte sich <strong>de</strong>r Kalen<strong>de</strong>rhändler<br />
händisch kaum kümmern,<br />
fokussierte daher auf die Topseller. Die<br />
Prudsys-Lösung erfasste nun auch die<br />
Longtail-Produkte. »Das Modul senkt die<br />
Preise von schlecht nachgefragten Artikeln<br />
ab und zieht die Preise hoch, wenn<br />
sie beson<strong>de</strong>rs stark nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das führt zu Mehrumsatz in Kombination<br />
mit mehr Deckungsbeitrag«, erläutert<br />
Jan Lippert, Produktmanager bei<br />
Prudsys. Das Ergebnis: »Renner-Artikel«<br />
wur<strong>de</strong>n ohne Software-Unterstützung<br />
vom Händler meist zu niedrig und<br />
»Penner-Artikel« ten<strong>de</strong>nziell zu hoch<br />
bepreist. »Bei <strong>de</strong>n wenigen Rennern verschenkt<br />
man ohne Preisanpassungen<br />
sehr viel Geld. Und kümmert man sich<br />
nicht um <strong>de</strong>n Longtail, muss man ihn<br />
irgendwann zum Einkaufspreis abstoßen«,<br />
erläutert Lippert. Denn gera<strong>de</strong> das<br />
Kalen<strong>de</strong>rgeschäft ist von einem starken<br />
Preisverfall zum Jahresen<strong>de</strong> betroffen.<br />
Wer hier nicht rechtzeitig reagiert, zahlt<br />
womöglich sogar drauf. »Mit einer automatisierten<br />
Preisoptimierung trifft man<br />
die Zahlungsbereitschaft einer größeren<br />
Gruppe nicht nur besser, sie entlastet<br />
auch die Preisentschei<strong>de</strong>r«, so Lippert.<br />
Alles was die Pricing-Lösung benötigt,<br />
ist ein Minimal- und ein Maximalpreis,<br />
die <strong>de</strong>r Händler vorgibt – in <strong>de</strong>r Regel die<br />
Spanne von knapp über <strong>de</strong>m Einkaufs-<br />
36 www.acquisa.<strong>de</strong> 04/2011