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FEIERABEND
Mitarbeiter 007
Text _ Klaus Dietzel
Er hätte so etwas werden können wie der zweite Bill Gates. Im
Alter von 17 Jahren, als andere Jungs seines Alters dem weiblichen
Geschlecht nachjagten, interessierte sich Phil Winters
vor allem für eines: Bits und Bytes. Doch Computer gab es
1976 noch nicht zu kaufen – und auch an der örtlichen Norman
High School gab es keinerlei Computer.
Glücklicherweise beherbergte die Universität von Oklahoma,
die sich bis nach Norman rund 30 Kilometer südlich von
Oklahoma City ausbreitete, ein modernes Rechenzentrum.
Zu diesem hatte der junge Phil allerdings keinen Zutritt – zumindest
nicht offiziell. Deshalb schlich er sich nachts heimlich
auf das Unigelände, um den IBM-Großrechner nutzen zu
können »Wenn du Experte werden willst, musst du früh anfangen.
Je früher, desto besser«, sagte sich Phil Winters.
Seine Aktivitäten blieben nicht unbemerkt. Die örtliche Polizei
entdeckte den jungen Computer-Freak. Doch statt einer
Strafe bot ihm der Universitätsdirektor einen Job im Rechenzentrum
an. Also ging Winters in der Folgezeit morgens in
die Schule, um für seinen High-School-Abschluss zu lernen,
nachmittags an die Uni, um jungen Studenten das ABC des
Programmierens beizubringen. »Ich musste immer viel erklären.
Das hat sehr großen Spaß gemacht«, sagt Winters und
sieht darin die Grundlage seiner Beraterleidenschaft.
Mit 18 Jahren wechselt er dann auch offiziell an die Universität,
um Chemie, Ingenieurswesen und Pre-Medizin zu studieren.
Aus Interesse belegt er auch einen Deutschkurs. Beim
traditionellen Oktoberfest der Universität sind dann auch für
Phil Winters Bites & Bytes Nebensache. Vielmehr hat es ihm
eine der Dozentinnen angetan. »Damals hat es mich sehr
geärgert, dass ich nicht in ihrer Klasse war. Aber vielleicht
war das auch ganz gut so«, sagt Winters, der die hübsche
Jill 1982 mit nach Heidelberg nahm und heiratete. Aus der
Hochzeit des Amerikaners mit der geborenen Engländerin
sind zwei Töchter hervorgegangen, die heute in Köln und
Freiburg studieren.
» WENN DU EXPERTE WERDEN WILLST, MUSST DU
FRÜH ANFANGEN. JE FRÜHER, DESTO BESSER.«
Im Alter von 23 Jahren bekam Phil Winters den ersten Job in
Heidelberg: Als Mitarbeiter 007 für Europa heuerte er beim
amerikanischen Unternehmen SAS an. Über 25 Jahre arbeitete
er für den Marktführer im Bereich Business-Analytics-
Software – in der Technik, im Vertrieb, im Marketing. Zuletzt
baute er für SAS eine Inhouse-Beratungsgesellschaft für kundenorientiertes
Customer Intelligence auf.
Seit vier Jahren arbeitet der leidenschaftliche Hobbyhandwerker,
der für Kollegen und Freunde schon über 25 Küchen
installiert hat, als strategischer Berater für die Peppers & Rogers
Group. Und auch als Keynote-Speaker auf Kongressen
sowie als Dozent an der Universität Luzern, der London Business
School sowie der INSEAD in Paris ist sein Rat gefragt.
Und besser als Bill Gates hat er es auch: Er kann völlig unproblematisch
in seinem Heidelberger Chor mitsingen. ]
PHIL WINTERS, strategischer Berater für die Peppers & Rogers Group in Heidelberg, ist begeisterter Hobby-Handwerker.
74 www.acquisa.de 04/2011