Arbeit für alle! - Behindertenbeirat München
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20<br />
Stunden bei BMW gearbeitet. Dort<br />
bin ich nach einem Jahr entlassen<br />
worden aufgrund meiner psychischen<br />
Erkrankung. Ich habe sie immer<br />
zu verstecken versucht, aber es<br />
ist doch herausgekommen und deswegen<br />
wurde mir fristlos gekündigt.<br />
Dann habe ich zu Kunstpädagogik<br />
gewechselt, weil ich meine malerische<br />
Begabung entdeckt habe. Ich<br />
hatte im Nebenfach Theaterwissenschaft<br />
und Kunstgeschichte. Meine<br />
dritte Psychose hatte ich im Jahr<br />
2000. Dann war ein paar Jahre Ruhe<br />
bis auf ein paar kleinere Schwierigkeiten<br />
im Studium wegen Depression<br />
und so weiter. Die Zwischenprüfung<br />
habe ich 2003 gemacht.<br />
Weil ich nie BAFöG bekommen<br />
habe, habe ich sehr viele Jobs gemacht,<br />
immer auf dem ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />
Zum Schluss ging das<br />
nicht mehr, weil ich mich nur noch<br />
sehr schlecht konzentrieren konnte.<br />
2005 bin ich dann noch mal in eine<br />
sehr, sehr große Krise geraten und<br />
habe dann mein Studium abgebrochen,<br />
weil ich nicht mehr konnte. Ich<br />
stand kurz vorm Abschluss, musste<br />
nur noch die Magisterarbeit, eine <strong>Arbeit</strong><br />
und natürlich die Prüfungen<br />
schreiben und hab dann einfach aufgehört.<br />
Ich war dann zwei Monate<br />
arbeitslos und bin dann vom <strong>Arbeit</strong>samt<br />
angeschrieben worden, ich<br />
sollte mich doch bei der diakonia<br />
vorstellen. Ich bin auch sofort genommen<br />
worden und bin eigentlich<br />
auch darüber sehr glücklich, weil ich<br />
dort sehr gerne arbeite; es ist nur<br />
sehr schwierig mit dem Geld zurecht<br />
zu kommen.<br />
Aber <strong>alle</strong> Leute, die ich kenne und<br />
die Künstler sind, sind auch psychisch<br />
krank. Da gibt es generell<br />
keine Stellen; die meisten müssen<br />
sich irgendwie durchbeißen. Ich hab<br />
zwar schon sehr früh Ausstellungen<br />
gemacht und es ist <strong>für</strong> Künstler im-<br />
Dokumentation des Fachtags<br />
mer schwierig, weil es ja keine festen<br />
<strong>Arbeit</strong>splätze gibt. Man kann<br />
höchstens an Wettbewerben teilnehmen<br />
oder an irgendwelchen Kunstausschreibungen.<br />
Das mache ich<br />
auch immer wieder, aber das große<br />
Geld ist damit nicht zu verdienen.<br />
Deswegen bin ich sehr froh, dass ich<br />
bei der diakonia bin und auch eine<br />
Beschäftigung habe, zumindest<br />
tagsüber.<br />
Karin Steinberg:<br />
Ich habe als Übersetzerin in einem<br />
Vollzeitjob gearbeitet und diese <strong>Arbeit</strong><br />
war <strong>für</strong> mich so stressig, nicht<br />
nur <strong>für</strong> mich, sondern auch <strong>für</strong><br />
meine anderen <strong>Arbeit</strong>skollegen,<br />
dass ich letzten Endes zusammengebrochen<br />
bin und einfach nicht mehr<br />
weiter konnte, sowohl körperlich als<br />
auch psychisch. Ich möchte auf jeden<br />
Fall arbeiten, aber nur unter bestimmten<br />
Voraussetzungen, nämlich<br />
denen, dass ich den Job auch langfristig<br />
machen kann, ohne mich psychisch<br />
und körperlich total aufzuarbeiten<br />
bzw. „verheizt“ zu werden.<br />
Ich bin so frustriert über dieses<br />
ganze System, in dem man nur als<br />
defizitäres Wesen gesehen wird, das<br />
man „irgendwo unterbringen“ muss,<br />
möglichst so, dass keine Probleme<br />
mehr auftauchen, dass ich nicht<br />
weiß, ob es überhaupt einen Sinn<br />
hat, darüber zu sprechen.<br />
Diese Sichtweise von „uns“ – Menschen<br />
mit Behinderung - finde ich<br />
ziemlich frustrierend und demütigend,<br />
da unsere Stärken überhaupt<br />
nicht wahrgenommen werden und<br />
wir sie deshalb auch selbst vielleicht<br />
nicht ausreichend wahrnehmen oder<br />
uns ihrer bewusst werden. Das gilt<br />
nicht nur <strong>für</strong> den Bereich der <strong>Arbeit</strong>,<br />
sondern eigentlich <strong>für</strong> <strong>alle</strong> Bereiche<br />
unseres Lebens, aber auch und be-