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Arbeit für alle! - Behindertenbeirat München

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Mir ist es lieber, wenn mein Kind in<br />

einer entsprechenden Spezialeinrichtung<br />

ist, weil ich da weiß, dass<br />

auch individuell auf das Kind eingegangen<br />

werden kann. Umgekehrt ist<br />

natürlich auch die Frage: Warum<br />

braucht man soviel Spezialeinrichtungen,<br />

warum gelingt es weniger,<br />

behinderte Kinder vor Ort einzubinden?<br />

Die Fahrzeiten, die ein behindertes<br />

Kind hinter sich bringt, liegen um<br />

ein Vielfaches höher als diejenigen,<br />

die ein nichtbehindertes Kind hat.<br />

Und je länger ich brauche, um ir-<br />

gendwo hinzukommen, desto weniger<br />

habe ich natürlich auch die<br />

Möglichkeit, über meine Zeit frei zu<br />

verfügen.<br />

Bei diesem Thema muss man ganz<br />

sicher weiter kommen. Es gibt immer<br />

wieder einzelne Integrationsklassen<br />

an Grundschulen. An der<br />

Grundschule, in die meine Kinder<br />

gehen, gibt es sogar nur eine einzige<br />

Klasse. Die geht immer bei der<br />

ersten los und endet dann bei der<br />

vierten und beginnt wieder bei der<br />

ersten. Das ist ein Modellprojekt,<br />

aber leider nicht mehr. Ich glaube,<br />

Dokumentation des Fachtags<br />

wenn man über das Thema Bildung<br />

spricht, dann muss man auch darüber<br />

sprechen, wie wir hier Menschen<br />

erreichen, die in irgendeiner<br />

Form eingeschränkt sind.<br />

Damit komme ich zum zweiten<br />

Punkt. Man muss wirklich sehr genau<br />

hinschauen, worin die jeweilige<br />

Einschränkung liegt. Wenn man<br />

„nur“ körperbehindert ist, ich möchte<br />

das nicht irgendwie abwerten,<br />

aber dann kann man Innenminister<br />

werden, oder, wie Herr Hirsch, sich<br />

relativ leicht selbstständig betätigen.<br />

Das funktioniert, obwohl die<br />

Barrierefreiheit nach wie vor nicht<br />

komplett hergestellt ist. Ich <strong>für</strong>chte,<br />

dass wir da auch in den städtischen<br />

Schulgebäuden nicht überbordend<br />

sind. Aber das Thema Barrierefreiheit<br />

ist hier eines, das zumindest<br />

weiter ist als manch anderes.<br />

Bei den vier Damen, die heute früh<br />

hier saßen, sind es ja sehr unterschiedliche<br />

Formen von Behinderung.<br />

Ich <strong>für</strong>chte, dieses Gesetz,<br />

das Sie vorhin vorgestellt haben,<br />

gibt sich der Illusion hin, dass jeder<br />

Mensch irgendwann im ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

voll berufstätig sein<br />

könne, sonst lohne es sich nicht ihn<br />

zu fördern. Diese Annahme halte ich<br />

<strong>für</strong> grundsätzlich falsch. Ich glaube,<br />

man darf den zweiten <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

nicht abwerten und ich finde es gut,<br />

dass es ihn gibt. Auch jemand, der<br />

„nur“ im zweiten <strong>Arbeit</strong>smarkt arbeitet,<br />

hat Anspruch auf eine Förderung.<br />

Es kann nicht sein, dass am<br />

Schluss nur der erste <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

zählt.<br />

Man könnte sich schon einmal der<br />

philosophischen Frage widmen: Was<br />

ist in einer Behinderteneinrichtung<br />

der erste und der zweite <strong>Arbeit</strong>smarkt?<br />

Deswegen muss man diese<br />

Unterscheidung aufheben und sagen:<br />

Es gibt nun mal bestimmte For-

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