Arbeit für alle! - Behindertenbeirat München
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müssen gleichzeitig Ihrem Rehabilitanden<br />
und dem <strong>Arbeit</strong>geber sagen:<br />
Ab 1. Dezember gibt es keine Begleitung,<br />
weil <strong>für</strong> Ihren Rehabilitanden<br />
ja die Formulierung nicht mehr zutreffend<br />
ist, dass er „aufgrund Art<br />
und Schwere der Behinderung nicht<br />
vermittelbar ist“. Mit der Vermittlung<br />
entziehen Sie sich insofern der Grundlage<br />
einer Finanzierung nachfolgender<br />
Unterstützungserfordernisse am<br />
<strong>Arbeit</strong>splatz.<br />
Es bedarf in der Regel aber entsprechender<br />
personeller Unterstützung<br />
am <strong>Arbeit</strong>splatz. Zur Lösung dieses<br />
Problems haben wir uns an das Integrationsamt<br />
gewandt. Jeder gehörlose<br />
Mensch hat Anspruch auf eine<br />
<strong>Arbeit</strong>sassistenz – <strong>für</strong> Dolmetschleistungen,<br />
ein blinder <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
<strong>für</strong> eine Vorlesekraft. Der Personenkreis<br />
von Menschen mit geistiger<br />
Behinderung hat auch Kommunikationshemmnisse,<br />
die einen Assistenzbedarf<br />
begründen lassen.<br />
Das heißt <strong>für</strong> unser Modell: Ab 1.<br />
Dezember, nach Vermittlung in ein<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnis, steigt der Sozialhilfeträger<br />
beim Integrationspraktikum<br />
oder die Agentur <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong> bei<br />
der Betrieblichen Berufsbildung aus<br />
den WfbM-analogen Leistungen aus.<br />
Sie müssen aussteigen, denn unser<br />
Maßnahmeteilnehmer gilt nach den<br />
gesetzlichen Bestimmungen nicht<br />
mehr als werkstattbedürftig. Assistenzleistungen<br />
bekommt er weiter<br />
über die „Begleitende Hilfe am <strong>Arbeit</strong>splatz“;<br />
zuständiger Leistungsträger<br />
ist das Integrationsamt.<br />
Schauen wir uns dieses Modell mal<br />
hinsichtlich der Ergebnisse genauer<br />
an: Ich glaube, wir sollten uns nicht<br />
einseitig nur an Übergangsquoten<br />
von WfbM auf den <strong>Arbeit</strong>smarkt beziehen.<br />
Aber sicherlich kann man sie<br />
auch nicht ganz außer Acht lassen:<br />
Übergangsquoten aus bestehenden<br />
Systemen der WfbM auf den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
werden mit 0,3% oder<br />
weniger angegeben.<br />
Zusammen mit der Agentur <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
haben wir 2002 den Verbleib der<br />
ersten 107 Personen in unserem Betrieblichen<br />
Berufsbildungsbereich<br />
evaluiert: Ca. 55% haben aus der<br />
Betrieblichen Berufsbildung einen<br />
<strong>Arbeit</strong>svertrag erhalten, weitere ca.<br />
20% haben das Ziel mit einer Verlängerung<br />
im Integrationspraktikum,<br />
also dem virtuellen <strong>Arbeit</strong>sbereich<br />
der Werkstatt <strong>für</strong> behinderte Menschen,<br />
erreicht. Ungefähr 20% der<br />
Personen sind in eine WfbM oder<br />
in die Erwerbslosigkeit gewechselt.<br />
Das sind Differenzen in der Übergangsbilanz<br />
aus unterschiedlichen<br />
Systemen der Förderung, bei denen<br />
man nicht mehr von einer statistischen<br />
Zufälligkeit sprechen kann.<br />
Aber vorher war ja schon von der Finanzkrise<br />
und Ihrer Landesbank die<br />
Rede: Ist dieses Modell überhaupt finanzierbar?<br />
Ist es ein Luxus, so intensiv<br />
in die Begleitung am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />
zu gehen? Wir arbeiten sehr<br />
personalintensiv und Personal kostet<br />
Geld, auch in der Sozialen <strong>Arbeit</strong>.<br />
Ich komme zur dritten These:<br />
Das Modell ist attraktiv – auch unter<br />
finanziellen Gesichtspunkten.<br />
Für einen Vergleich der Kosten<br />
möchte ich Ihnen eine Teilnehmerin<br />
vorstellen, die nach der Schule und<br />
dem Hinweis der Berufsberatung zu<br />
uns kam. Sie heißt Anna Miehlich.<br />
Die Berufsberaterin sagte uns, Anna<br />
Miehlich sei aufgrund Art und<br />
Schwere ihrer Behinderung sogar<br />
eigentlich eher <strong>für</strong> eine Tagesförderstätte<br />
als <strong>für</strong> die WfbM zu empfeh-<br />
Projektvorstellung Hamburger <strong>Arbeit</strong>sassistenz 27