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Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

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konnten die Kreise potenziellen Arbeitgebern<br />

Risiken bei der Beschäftigung von Hilfeempfängern<br />

abnehmen und ihnen eine<br />

angemessene soziale Betreuung im Zuge der<br />

Beschäftigungsaufnahme gewähren 26 .<br />

Landkreisversammlung 1998<br />

Die am 25. September 1998 im Kreishaus des<br />

Kreises Gütersloh stattfindende Landkreisversammlung<br />

des LKT <strong>NRW</strong> stand unter dem<br />

Thema „50 Jahre Kommunalisierung staatlicher<br />

Sonderbehörden in Nordrhein-Westfalen“.<br />

Der Vorsitzer des <strong>Landkreistag</strong>es<br />

<strong>NRW</strong>, Landrat Heinrich Borcherding MdL,<br />

Sozial- und Jugendausschuss<br />

Kreis Minden-Lübbecke, erinnerte an die mit<br />

Wirkung von November 1948 eingegliederten<br />

Katasterämter, Gesundheitsämter, Veterinärämter,<br />

Besatzungsämter, die Regierungskassen<br />

und Ernährungsämter in die<br />

Verwaltungen der Kreise und kreisfreien<br />

Städte. Die damalige große Funktionalreform<br />

wurde als äußerst erfolgreiche Eingliederung<br />

staatlicher Sonderbehörden in die<br />

kommunalen Verwaltungseinheiten gewürdigt,<br />

die auch zum Exportschlager in den<br />

anderen deutschen Bundesländern geworden<br />

sei 27 . Besonders beleuchtet wurden im<br />

Folgenden die Kommunalisierung des öffentlichen<br />

Gesundheitsdienstes, der Katasterverwaltung<br />

sowie des Veterinärwesens<br />

und der Lebensmittelüberwachung 28 .<br />

Mit Blick auf die Regierungserklärung der<br />

neuen Landesregierung von Ministerpräsident<br />

Wolfgang Clement vom Juni 1998<br />

äußerte Landrat Heinrich Borcherding Zweifel<br />

daran, dass die neue Landesregierung<br />

auch weiterhin den bestens bewährten klaren<br />

dreistufigen Verwaltungsaufbau und die<br />

Eingliederung von Sonderbehörden in die<br />

allgemeinen Verwaltungen als Prinzip verfolge.<br />

So sei erst vor einigen Jahren eine staatliche<br />

Umweltverwaltung geschaffen worden,<br />

die aus den ehemaligen Gewerbeaufsichtsämtern<br />

und den Staatlichen Ämtern für<br />

Wasser- und Abfallwirtschaft hervorgegangen<br />

sei. Zudem gebe es zahlreiche Regionalbüros<br />

sowie weitere von den jeweiligen Fachressorts<br />

finanzierte Behörden und andere<br />

öffentliche Einheiten, die aus Sicht des <strong>Landkreistag</strong>es<br />

eine Generalbereinigung und<br />

Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />

Wiederverwirklichung des Bündelungsprinzips<br />

und der Einheit der Verwaltung auf allen<br />

Ebenen notwendig mache. Landrat Heinrich<br />

Borcherding verwies insoweit auf das umfangreiche<br />

Positionspapier des LKT <strong>NRW</strong> aus<br />

dem Jahre 1997 zur Verwaltungsstrukturreform<br />

in Nordrhein-Westfalen.<br />

In seinem Hauptreferat würdigte der Minister<br />

für Inneres und Justiz des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen, Dr. Fritz Behrens, die<br />

Richtigkeit der vor 50 Jahren getroffenen<br />

Entscheidung zur Eingliederung staatlicher<br />

Sonderbehörden. Minister Behrens wies auf<br />

den politischen Willen der Landesregierung<br />

unter Ministerpräsident Clement hin, die<br />

Modernisierung der Verwaltung voranzu-<br />

bringen. Verwaltungen, die ihre Aufgabe im<br />

Vergleich mit alternativen Lösungen zu teuer<br />

erledigten, gehörten auf den Prüfstand<br />

und seien in Frage zu stellen. Keine Behörde<br />

zwischen den 396 Kommunen und den<br />

obersten Landesbehörden sei deshalb von<br />

vornherein sakrosankt oder könne gar eine<br />

Bestandsgarantie erhalten. Die funktionale<br />

Zuordnung von staatlichen und kommunalen<br />

Aufgaben oberhalb der Kreisebene solle<br />

optimiert werden und den Kreisen sollten<br />

solche Aufgaben übertragen werden, die sie<br />

aufgrund ihrer Leistungskraft auch ohne finanzielle<br />

und personelle Probleme erfüllen<br />

könnten. Dazu kündigte Minister Behrens<br />

baldige Diskussionsrunden mit den kommunalen<br />

Spitzenverbänden und anderen Betroffenen<br />

und Beteiligten um mögliche Aufgabenverlagerungen<br />

an.<br />

Eckpunktepapier des<br />

Innenministeriums zur<br />

Verwaltungsstrukturreform<br />

Im November 1998 legte der Innen- und Justizminister<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

Dr. Fritz Behrens – entsprechend seiner<br />

Ankündigung bei der Landkreisversammlung<br />

in Gütersloh – ein Eckpunktepapier zur<br />

Verwaltungsmodernisierung in Nordrhein-<br />

Westfalen vor. Demnach sollten alle Behörden,<br />

Einrichtungen oder Organisationen zwischen<br />

dem Land einerseits und den 396<br />

Städten und Gemeinden andererseits, für die<br />

eine Bestandsgarantie gelte, auf den Prüfstand.<br />

Es gehe um die Effektivität und Effi-<br />

zienz staatlichen Handelns, umfassende Aufgabenkritik<br />

und um die Qualität öffentlicher<br />

Dienstleistungen, wobei als strategische Eckpfeiler<br />

Dekonzentration, Dezentralisierung,<br />

Delegation und Vorschriftenüberprüfung genannt<br />

wurden 29 . Diese Ziele sollten durch<br />

konsequente Aufgabenkritik und Vorschriftenüberprüfung,<br />

eine Binnenmodernisierung<br />

der Behörden und Einrichtungen, eine Optimierung<br />

des Verwaltungsaufbaus und der<br />

Behördenstrukturen sowie eine Unterstützung<br />

der Kommunen in ihren Reformbemühungen<br />

erreicht werden. Der Vorstand<br />

des <strong>Landkreistag</strong>es reagierte mit einer Bekräftigung<br />

seiner Beschlüsse zur Verwaltungsstrukturreform<br />

aus dem Jahre 1997.<br />

Amtszeit Amt Amtsbezeichnung* Vorname Name Kreis<br />

1996 – 1997 Vorsitzender OKD Dr. Jürgen Kroneberg Rheinisch-Bergischer Kreis<br />

1996 – 2005 Stellv. Vorsitzender KD Dr. Wolfgang Maas Soest<br />

1997 – 1999 Vorsitzender OKD Norbert Mörs Rheinisch-Bergischer Kreis<br />

2000 – 2004 Vorsitzender LR Norbert Mörs Rheinisch-Bergischer Kreis<br />

seit 2005 Vorsitzender LR Paul Breuer Siegen-Wittgenstein<br />

seit 2005 Stellv. Vorsitzender KD Dr. Wolfgang Ballke Steinfurt<br />

Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der Fachausschüsse des <strong>Landkreistag</strong>es Nordrhein-Westfalen 1997-20<strong>07</strong><br />

* LR = Landrat, OKD = Oberkreisdirektor, KD = Kreisdirektor.<br />

Er hob hervor, dass die Verwaltungsstrukturreform<br />

sich an den Zielen zu orientieren<br />

habe, die Verwaltungsstrukturen dezentral,<br />

orts- und bürgernah zu organisieren und<br />

staatliche Sonderbehörden in die Bündelungsbehörden<br />

einschließlich der kommuna -<br />

len Bündelungsbehörden vor Ort einzugliedern.<br />

Aus verwaltungspolitischen Gründen<br />

seien die Kreise für eine dezentrale, ortsund<br />

bürgernahe Verwaltungsstruktur unverzichtbar.<br />

In der weiteren politischen Diskussion<br />

um mögliche Ziele und Realisierungschancen<br />

für eine grundlegende Verwaltungsreform<br />

gewann auch ein von Prof. Dr. Joachim<br />

Jens Hesse vom Europäischen Zentrum<br />

für Staatswissenschaften und Staatspraxis,<br />

Berlin, im Auftrag des Bundes der Steuerzahler<br />

<strong>NRW</strong> erstelltes Gutachten zur Regierungs-<br />

und Verwaltungsreform in Nord -<br />

rhein-Westfalen Bedeutung 30 . Zur Reform<br />

der Mittelinstanz schlug Hesse vor, künftig<br />

nur noch zwei Bezirksregierungen für das<br />

Rheinland einerseits und Westfalen-Lippe<br />

andererseits vorzusehen. Zugleich schlug der<br />

Gutachter vor, die Landschaftsverbände als<br />

multifunktionale Zweckverbände, ggf. als<br />

Kulturstiftungen auszugestalten. Bei ihren<br />

Aufgabenbereichen fänden sich zahlreiche<br />

Kommunalisierungsmöglichkeiten.<br />

26 EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 14-15/98, S. 338 ff.;<br />

EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 16/98, S. 352 f<br />

27 EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 18/98, S. 406 ff.<br />

28 EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 18/98, S. 419 ff.<br />

29 EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 21-22/98, S. 488 ff.<br />

30 Vgl. EILDIENST LKT <strong>NRW</strong> Nr. 2-3/99, S. 52 ff.<br />

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