Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW
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Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />
-<br />
wie eine Satzung und ein Arbeitsprogramm<br />
vorzubereiten. 8<br />
Wichtig war vor allem, die Verbandsführung<br />
des Preußischen Landkreisverbandes von der<br />
Notwendigkeit eines Unterverbandes im be -<br />
setzten Gebiet zu überzeugen. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt hatte der Verbandsvorstand die<br />
Gründung von Unterverbänden in den Provinzen<br />
kategorisch abgelehnt. Anders als der<br />
Städtetag, der von Anfang an neben Städten<br />
auch regionale Städteverbände als Mitglieder<br />
hatte, legte der <strong>Landkreistag</strong> großen<br />
Wert auf einen zentralistischen Aufbau und<br />
die unmittelbare Mitgliedschaft der Landkreise.<br />
Als Landrat von Laer (Moers) im Sommer<br />
1919 ins Reichsfinanzministerium nach<br />
Berlin versetzt wurde, gerieten die Verhandlungen<br />
ins Stocken. Landrat Freiherr von<br />
Troschke (Trier-Land) wurde aktiv und nutzte<br />
die günstige Situation, dass der Vorsitzende<br />
Freiherr von Schorlemer selbst Rheinländer<br />
war und die besondere Situation im<br />
besetzten Gebiet aus eigenem Erleben kannte.<br />
Es gelang ihm, den Verbandsvorsitzenden<br />
zu überzeugen:<br />
„Ich habe diesem Vorhaben nicht entge -<br />
gentreten können, da ich das Bedürfnis für<br />
diesen Zusammenschluss umso mehr anerkennen<br />
muss, weil auch die rheinischen Städte<br />
einen rheinischen Städtebund gebildet<br />
haben, der bereits mit selbstständigen Anträgen<br />
vorgegangen ist. Die Landbevölkerung<br />
wird es deshalb dankbar empfinden, wenn<br />
8 Ein Protokoll der Sitzung wurde wegen derr<br />
Vertraulichkeit nicht angefertigt. Aktenvermerk<br />
von Landrat von Laer (Moers/Rheinprovinz)<br />
vom 21.06.1919 und Schreiben von Landrat<br />
Moers an die Mitglieder des vorläufigen<br />
Vorstandes vom 7.7.1919, in: Aktenbestand<br />
LKT <strong>NRW</strong> .<br />
9 Schreiben von Freiherr von Schorlemer an von<br />
Hassell vom Sommer 1919, in: LAB B, Rep.<br />
142-04, 742; Kitschun, <strong>Landkreistag</strong>, S. 578f.<br />
10 Protokoll der Vorstandssitzung vom 03.10.<br />
1919, in: LAB B, Rep. 142-04, 742 [Zitat ebd.];<br />
Schreiben Hassell an Landrat von Reumontt<br />
(Erkelenz/Rheinprovinz) vom 08.10.1919 in:<br />
LAB B, 142-04, 788; Steegmans, Christoph,<br />
Die 'Rheinlandbesetzung' 1918-1930 im wirtschaftlichen<br />
und sozialen Überblick, in: Breuer,<br />
Dieter / Cepl-Kaufmann, Gertrude (Hg.),<br />
'Deutscher Rhein – fremder Rosse Tränke',<br />
Symbolische Kämpfe um das Rheinland nach<br />
dem Ersten Weltkrieg, 2005, S.19.<br />
11 Schreiben von Landrat Minten (Köln-Land) an<br />
die Landräte der Rheinprovinz vom 24.10.<br />
1919, Sitzungsprotokoll der Landratskonferenz<br />
vom 05.11.1919, dort angenommene<br />
Satzung für den Rheinischen Unterverband<br />
des Verbandes der Preußischen Landkreise<br />
sowie Schreiben Hassell an geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des Unterverbandes,<br />
Graf Adelmann vom 26.11.1919, in: Bestand<br />
LKT <strong>NRW</strong>.<br />
292<br />
auch die Landräte ihre Interessen gegenüber<br />
dem ‚hohen Ausschuss' zu wahren suchen<br />
und besonders darauf hinwirken, dass<br />
bei der Zusammensetzung des sogenannten<br />
‚Rat der 50' ländliche Vertreter in genügender<br />
Zahl berücksichtigt werden.“ 9<br />
Damit war ein wichtiger Bündnispartner gewonnen.<br />
Am 8. Oktober 1919 beschloss der<br />
Vorstand des preußischen Landkreisverbandes<br />
aufgrund der besonderen Lage in den<br />
besetzten Gebieten eine Ausnahme zu machen.<br />
Es sei notwendig, lautete das Ergebnis<br />
der Diskussion auf der Vorstandssitzung<br />
im Oktober 1919,<br />
„den durch die feindliche Besetzung geschaffenen<br />
Verhältnissen durch eine Einrichtung<br />
zur Wahrnehmung der sich aus ihnen<br />
ergebenden besonderen Aufgaben Rechnung<br />
zu tragen.“<br />
Ein solcher Unterverband, für dessen Organisation<br />
die Berliner Geschäftsstelle – auf<br />
Wunsch der rheinischen Landräte – sogar<br />
Satzungs-Richtlinien entworfen hatte, sollte<br />
jedoch nur im besetzten Rheinland, unter<br />
Einbeziehung der besetzten Kreise Hessen-<br />
Gründungssatzung aus dem Jahre 1919<br />
Nassaus, gebildet werden. Gemeint waren<br />
die Kreise im besetzten Teil des Regierungsbezirks<br />
Wiesbaden, die in Besatzungsfragen<br />
dem Oberpräsidium der Rheinprovinz unterstellt<br />
waren. 10<br />
Am 24. Oktober lud Landrat Minten (Köln<br />
Land) die rheinischen Landräte im Namen<br />
des vorläufigen Vorstandes zur Gründungsversammlung<br />
in das Kreishaus in der Kölner<br />
Apernstraße ein.<br />
Zwei Wochen später, am 5. November 1919,<br />
wurde der Rheinische Unterverband als erster<br />
Unterverband des Verbandes der Preu-<br />
ßischen Landkreise gegründet. Mitglieder<br />
sollten die Landkreise des besetzten Gebietes<br />
der Rheinprovinz und Hessen-Nassaus<br />
sein. Außerdem sollten sich die nicht besetzten<br />
Kreise der Rheinprovinz anschließen.<br />
Einstimmig wurde die vorgelegte Satzung<br />
beschlossen. Satzungszweck war gemäß § 2<br />
„die Unterstützung und Entlastung des Verbandes<br />
der Preußischen Landkreise durch<br />
Wahrnehmung der sich aus der fremden Besetzung<br />
rheinischen Gebiets ergebenden besonderen<br />
Interessen der beteiligten Kreise,<br />
insbesondere gegenüber den an Ort und Stelle<br />
vorhandenen Reichs-, Landes- und Besatzungsstellen.“<br />
Die Interessenvertretung der Kreise bei zentralen<br />
preußischen Behörden blieb Aufgabe<br />
des Hauptverbandes in Berlin.Die Vorstandsmitglieder<br />
des Unterverbandes sollten nach<br />
Möglichkeit zugleich die Repräsentanten der<br />
Provinz im Verwaltungsrat und Vorstand des<br />
Hauptverbandes sein.<br />
Im13-köpfigen Vorstand waren satzungsmäßig<br />
alle fünf Regierungsbezirke der Rheinprovinz<br />
vertreten. Hinzu kamen zwei Vertreter<br />
des besetzten Teils des hessischen Regierungsbezirks<br />
Wiesbaden.<br />
Zum ersten Vorsitzenden wurde der Dürener<br />
Landrat Eduard<br />
Otto Kesselkaul gewählt,<br />
der schon an<br />
der Gründung des Verbandes<br />
der Preußischen<br />
Landkreise aktiv mitgewirkt<br />
hatte.<br />
Stellvertretender Vorsitzender<br />
und Geschäftsführer<br />
des Rheinischen<br />
Unterverbandes wurde<br />
der Landrat des Landkreises<br />
Coblenz-Land,<br />
Graf Dr. Sigmund Adelmann<br />
von Adelmannsfelden.<br />
Satzungsmäßig sollte<br />
die Geschäftsführung<br />
eigentlich beim Vorsitzenden<br />
liegen, warum das nicht<br />
der Fall war, geht aus den<br />
Quellen nicht hervor. Gut<br />
möglich ist, dass die Entscheidung<br />
aus der praktischen Erwägung<br />
resultierte, dass Graf Adelmann sein<br />
Landratsamt in Koblenz am Sitz der Hohen<br />
Alliierten Rheinprovinz und des Staatskommissars<br />
für die besetzten Gebiete hatte.<br />
Zweiter stellvertretender Vorsitzender wurde<br />
Landrat Oskar von Nell (Landkreis Bonn-<br />
Land).<br />
Sitz des Unterverbandes war Coblenz. Als<br />
Mitgliedsbeitrag wurden drei Mark je tausend<br />
Einwohner festgelegt. Mit dem Geld<br />
sollten unter anderem Auslagen für die Geschäftsführung<br />
erstattet werden. 11