01.03.2013 Aufrufe

Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

keinen Handlungsspielraum mehr. Dem psychischen<br />

Druck und der Drohung der Nationalsozialisten,<br />

die Verbände würden auch<br />

ohne Einwilligung aufgelöst, hielten die Verbandspolitiker<br />

nicht stand.<br />

Mit ihrer Unterschrift stimmten sie der Auflösung<br />

der Verbände zu:<br />

„Ich [...] habe davon Kenntnis erhalten, dass<br />

die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

künftig nur noch den 'Deutschen<br />

Gemeindetag' und seine Landesverbände als<br />

alleinige korporative Vertretung der deutschen<br />

Gemeinden und Gemeindeverbände<br />

anerkennen wird. Ich [...] verpflichte mich,<br />

unwiderruflich und bedingungslos für mich<br />

und den von mir geführten Verband in der<br />

vom Führer des 'Deutschen Gemeindetages'<br />

gewünschten Form unverzüglich alles<br />

zu veranlassen, um meinen Verband, sei es<br />

korporativ oder nach Auflösung desselben,<br />

dem „Deutschen Gemeindetag“ zu überführen.“<br />

Das formelle Ende des Deutschen und Preußischen<br />

<strong>Landkreistag</strong>es einschließlich seiner<br />

provinziellen Unterverbände folgte im<br />

Dezember 1933. Mit dem „Gesetz über den<br />

Deutschen Gemeindetag“ vom 15. Dezember<br />

1933 wurden der Deutsche <strong>Landkreistag</strong><br />

sowie alle anderen bestehenden Spitzenverbände<br />

einschließlich ihrer Unterverbände<br />

aufgelöst. Alleiniger Rechtsnachfolger wurde<br />

der neu gegründete Deutsche Gemeindetag,<br />

in dem zwangsweise alle Gemeinden<br />

und Gemeindeverbände des Reichs zusammengeschlossen<br />

wurden. 81<br />

Schluss<br />

Nach der Gründung des ersten provinziellen<br />

Unterverbandes des Preußischen <strong>Landkreistag</strong>s,<br />

des rheinischen Unterverbandes<br />

im November 1919, benötigten die rheinischen<br />

Landräte nur eineinhalb Jahre, um den<br />

Gesamtverband restlos von der Idee und positiven<br />

Bedeutung regionaler Unterverbände<br />

zu überzeugen.<br />

Im Herbst 1919 hatte der Vorstand des Gesamtverbandes<br />

der Gründung nur aufgrund<br />

der besonders schwierigen Lage im besetz-<br />

Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />

ten Rheinland zugestimmt. Soweit wie möglich<br />

wollte die Verbandsführung in Berlin am<br />

zentralistischen Aufbau und der unmittelbaren<br />

Mitgliedschaft aller Landkreise festhalten.<br />

Im Frühjahr 1921 war davon nicht mehr<br />

die Rede. Gesamtverbandsgeschäftsführer<br />

von Bredow betrachtete die provinziellen<br />

Unterverbände nun als Notwendigkeit vor<br />

Ort und wichtige Unterstützung der Arbeit<br />

des Gesamtverbandes:<br />

„dass es sich gezeigt habe, dass die Tätigkeit<br />

des Unterverbandes sich auch für den<br />

Hauptverband der preußischen Landkreise<br />

in Berlin nutzbringend erwiesen habe. (...)<br />

Auch die Entwicklung des Rheinischen Unterverbandes<br />

habe sehr günstig auf den<br />

Hauptverband eingewirkt, da sich gezeigt<br />

habe, dass durch den Rheinischen Unterverband<br />

das Interesse der Kreise an dem<br />

Hauptverband gestärkt worden sei; der Verband<br />

der Preußischen Landkreise habe gegen<br />

die Gründung von Unterverbänden auch in<br />

anderen Provinzen nichts einzuwenden.“ 82<br />

In der Tat haben beide Unterverbände – der<br />

Rheinische <strong>Landkreistag</strong> und die Westfälische<br />

Landkreisvereinigung – die Arbeit des<br />

Gesamtverbands stark beeinflusst, beispielsweise<br />

in der Frage der Beteiligung ehrenamtlicher<br />

Kommunalpolitiker oder der Entscheidung<br />

für die Kompetenz-Kompetenz<br />

der Landkreise.<br />

Die ländlichen Kommunalverbände des Freistaats<br />

Lippe engagierten sich – sofort nach<br />

dessen Gründung – im Deutschen <strong>Landkreistag</strong>;<br />

eine wirklich einflussreiche Mitarbeit<br />

wurde allerdings durch die mehrfachen<br />

Verwaltungsreformen im Freistaat, die auch<br />

die personelle Kontinuität beeinträchtigten,<br />

erschwert.<br />

Auch vor Ort gab es viel zu tun, viele Herausforderungen<br />

zu meistern: Kriegsfolgen<br />

wie das Aufbringen von Reparationsleistun-<br />

gen, die Besetzung des Rheinlandes und des<br />

Ruhrgebiets, Inflation, kommunale Neugliederung,<br />

Weltwirtschaftskrise und eine Reihe<br />

weiterer Aufgaben mehr.<br />

Die Arbeitsweise in Westfalen, in der Rheinprovinz<br />

und in Lippe war sehr unterschiedlich,<br />

gemeinsam aber war allen Verbandspolitikern<br />

der Wunsch nach gemeinsamer<br />

Interessenvertretung und das große Engagement<br />

für „ihre Landkreise und die kreisansässige<br />

Bevölkerung“.<br />

Verzeichnis der unveröffentlichten,<br />

ungedruckten Quellen:<br />

Bundesarchiv, Berlin (BArch)<br />

NSDAP Ortskartei (3200)<br />

Geheimes Staatsarchiv Preußischer<br />

Kulturbesitz, Berlin (GStA PK)<br />

Preußisches Innenministerium<br />

(I. HA , Rep. 77)<br />

Preußisches Staatsministerium<br />

(I. HA , Rep. 90)<br />

Historisches Archiv der<br />

Stadt Köln (HAStK)<br />

Kommunalpolitische Vereinigung der<br />

deutschen Zentrumspartei (Best. 1111)<br />

Kommunalarchiv Minden (KommA Minden)<br />

Kreisausschuss Lübbecke:<br />

Preußischer <strong>Landkreistag</strong><br />

Landesarchiv Berlin (LAB)<br />

Deutscher und Preußischer<br />

Landgemeindetag (B Rep. 142-05)<br />

Landeshauptarchiv Koblenz<br />

(LHA Koblenz)<br />

Landratsamt Simmern (Best. 491)<br />

Nordrhein-Westfälisches<br />

Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf (HStAD)<br />

RW 15, A 1<br />

<strong>Landkreistag</strong> Nordrhein-Westfalen<br />

(LKT <strong>NRW</strong>)<br />

Aktenbestand des Rheinischen<br />

Unterverbandes<br />

Über die Autorin:<br />

Susanne Kitschun, geboren am 12.08.1968, studierte Geschichte im Rheinland, promovierte<br />

über den Deutschen und Preußischen <strong>Landkreistag</strong> und die Interessenvertretung<br />

der Landkreise zwischen Erstem Weltkrieg und Drittem Reich, sie arbeitet als freie Historikerin<br />

und Politologin und ist seit Dezember 2006 Mitglied des Abgeordnetenhauses<br />

von Berlin.<br />

EILDIENST LKT <strong>NRW</strong><br />

Nr. 9/September 20<strong>07</strong> 00.10.01<br />

3<strong>09</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!