Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW
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Britische Truppen mit zwei Tanks auf der<br />
Kölner Domplatte anlässlich einer Parade,<br />
Juni 1919<br />
setzten Aachen und den Niederrhein, die<br />
USA Koblenz. Die Franzosen besetzten zunächst<br />
Mainz, dehnten ihr Besatzungsgebiet<br />
aber im Verlaufe der Zeit auf drei Viertel des<br />
Gesamtgebietes aus. 1923 übernahmen sie<br />
die amerikanische Besatzungszone.<br />
Noch im Dezember 1918 lösten die Besatzungsmächte<br />
die bestehenden Arbeiter- und<br />
Soldatenräte auf. An ihrer Stelle setzte die<br />
französische Besatzungsverwaltung in allen<br />
Kreisstädten Offiziere zur administrativen<br />
und politischen Kontrolle ein. Nach Inkrafttreten<br />
des Friedensvertrages arbeiteten diese<br />
Kontrolloffiziere bis Ende 1925 als Delegierte<br />
der obersten Besatzungsbehörde, der<br />
Interalliierten Hohen Rheinlandkommission,<br />
weiter. Die Delegierten kontrollierten die laufenden<br />
Verwaltungsgeschäfte und beanspruchten<br />
das Recht, Beamte abzusetzen<br />
bzw. gegen die Einsetzung neuer Beamter<br />
ein Veto einzulegen. So wurde zum Beispiel<br />
Landrat Otto Böhme (Landkreis Simmern)<br />
im Mai 1919 vorübergehend seines Amtes<br />
enthoben und wegen feindseligen Verhaltens<br />
gegen die Besatzung ausgewiesen. Außerdem<br />
konnten die Delegierten die Versammlungsfreiheit<br />
und Pressefreiheit einschränken<br />
und Ausführungsbestimmungen für Verordnungen<br />
der Interalliierten Hohen Rheinlandkommission<br />
verfügen.<br />
Das Rheinlandabkommen vom Juni 1919 sah<br />
zwar vor, dass die Zivilverwaltung der Provinzen,<br />
Regierungsbezirke, Stadt- und Landkreise<br />
im besetzten Gebiet durch deutsche<br />
Behörden erfolgte – nach deutscher Gesetzgebung<br />
und unter Leitung der Reichsregierung.Die<br />
Interalliierte Hohe Rheinlandkommission,<br />
die vom französischen Hohen<br />
Kommissar Paul Tirard geleitet wurde, beanspruchte<br />
jedoch das Recht, Verordnungen<br />
mit Gesetzeskraft zu erlassen. Außerdem<br />
behielt sie sich eine Genehmigungspflicht<br />
für Gesetze und Verordnungen des Reichs<br />
Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />
sowie einen Zustimmungsvorbehalt für die<br />
Neubesetzung von Beamtenstellen vor. Dadurch<br />
wurde das besetzte Gebiet de facto<br />
zum Sonderverwaltungsgebiet mit stark eingeschränkter<br />
deutscher Souveränität. Sitz<br />
der Rheinlandkommission war das Oberpräsidium<br />
der Rheinprovinz in Koblenz.<br />
Für die Bevölkerung brachte die Rheinlandbesetzung<br />
vor allem in den ersten Jahren bis<br />
1925 vielfältige und teilweise einschneidende<br />
Beeinträchtigungen mit sich. Die Besatzungslasten<br />
reichten von der Unterbringung<br />
der Besatzungstruppen und der dafür notwendigen<br />
Beschlagnahmung öffentlicher und<br />
privater Liegenschaften bis zu Behinderungen<br />
des freien Warenverkehrs und einer da -<br />
raus resultierenden hohen Arbeitslosigkeit.<br />
Symbolträchtig mussten die Uhren im besetzten<br />
Gebiet um eine Stunde zurückgestellt<br />
werden, auf westeuropäische Zeit.<br />
Zur Vertretung der Interessen der rheinischen<br />
Bevölkerung wurde auf deutscher Seite ein<br />
Reichskommissar für die besetzten Gebiete<br />
eingesetzt. 7<br />
Die Gründung des<br />
Rheinischen Unterverbandes<br />
Am 18. Juni 1919 trafen sich im Kreishaus zu<br />
Köln die Landräte der Rheinprovinz zu einer<br />
vertraulichen Besprechung und<br />
„beschlossen für die Landkreise der ganzen<br />
heutigen Rheinprovinz eine lose Vereinigung<br />
zu bilden in Anlehnung an den<br />
Verband der Preußischen Landkreise.“<br />
Den vorläufigen Vorstand sollten die rheinischen<br />
Funktionäre des preußischen Land-<br />
kreisverbandes aus der Rheinprovinz übernehmen:<br />
Diese sieben Landräte, insbesondere<br />
die drei ordentlichen Vorstandsmitglieder,<br />
Landrat Paul von Laer (Landkreis Moers),<br />
Landrat Minten (Landkreis Köln-Land) und<br />
Gründungsort Köln: hier eine zeitgenössische Luftaufnahme mit Altstadt, Dom, Rhein<br />
und Bahnhof<br />
Landrat Freiherr Maximilian von Troschke<br />
(Landkreis Trier-Land) nutzten die nächsten<br />
4 Freiherr Dr. Clemens A. von Schorlemer-Lieserr<br />
(kath.), geboren am 29.<strong>09</strong>.1856 als Sohn des<br />
Majors a.D. und Zentrumsführers Burghard<br />
von Schorlemer-Lieser im Kreis Steinfurt (Westfalen),<br />
studierte Rechtswissenschaften in Würz-<br />
burg und Göttingen. Seine Ehefreu Mariaa<br />
Puricelli stammte aus einer der führenden Industriellenfamilien<br />
und brachte ein Millionenvermögen<br />
in die 1880 geschlossene Ehe ein.<br />
Zur Biographie Schorlemers vgl. ausführlich:<br />
Gerhold, Dieter, Clemens Freiherr von Schorlemer,<br />
2002, S.13ff. und 224ff; Kitschun, <strong>Landkreistag</strong>,<br />
S. 600ff.<br />
5 Schreiben von Schorlemer an Maria von Schorlemer<br />
vom 12.<strong>07</strong>.1917, in: WAM, FSL, Nr. 1<strong>07</strong>,<br />
unfol., zitiert nach Gerhold, Clemens Freiherrr<br />
von Schorlemer-Lieser,S. 210. Zur Deutschen<br />
Vaterlandspartei vgl. Hagenlücke, Heinz, Deutsche<br />
Vaterlandspartei, 1997, S.143ff.<br />
6 Hassell, Ulrich von, Der Kreis schließt sich, Aufzeichnungen<br />
aus der Haft, hg. von Malve von<br />
Hassel, 1994, S. 2<strong>09</strong>f.<br />
7 Steegmans, Christoph, Die finanziellen Folgen<br />
der Rheinland- und Ruhrbesetzung, S.15ff.,<br />
ders., Die Rheinlandbesetzung, 1999, S.14ff.;<br />
Lauter, Anna-Monika, Sicherheit und Repara -<br />
tionen, Die französische Öffentlichkeit, derr<br />
Rhein und die Ruhr, 2006, S. 60ff.; Romeyk,<br />
Verwaltungs- und Behördengeschichte derr<br />
Rheinprovinz, S.82ff.; Kolb, Eberhard, Die Weimarer<br />
Republik, 2000, S. 28ff.; Winkler, Heinrich-August,<br />
Deutsche Geschichte vom Ende<br />
des Alten Reiches bis zum Untergang derr<br />
Weimarer Republik, 2000, S. 398ff.<br />
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