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Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

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sonelle Kontinuität des Sammelvertreters<br />

aus Lippe im Verbandsvorstand. Dabei wäre<br />

diese gerade angesichts einer fehlenden provinziellen<br />

Unterorganisation besonders wichtig<br />

gewesen.<br />

8. Der Westausschuss des<br />

Preußischen <strong>Landkreistag</strong>es<br />

– gemeinsame Interessen -<br />

vertretung „bedrohter“<br />

Industriekreise<br />

Landkreise und<br />

kommunale Neugliederung<br />

Ein Verlust von 4,6 Millionen Einwohnern<br />

und rund 300.000 Hektar Fläche in weniger<br />

als 30 Jahren: Das war die Bilanz, die der<br />

Preußische <strong>Landkreistag</strong> 1928 für seine Mitgliedskreise<br />

aus Um- und Eingemeindungen<br />

von Kreisgebiet und dem Ausscheiden von<br />

Städten aus dem Kreisverband zog. Die Gewinner<br />

dieser gewaltigen Bevölkerungsumschichtung<br />

im Prozess der Urbanisierung waren<br />

die (kreisfreien Groß-) Städte. In Preußen<br />

konzentrierte sich das Städtewachstum besonders<br />

auf die Rheinprovinz und Westfalen.<br />

Während des Kaiserreichs hatte es politischen<br />

Druck zum Festhalten an ländlichen<br />

Verwaltungsstrukturen gegeben, der auch<br />

aus den noch schlechteren Wahlrechtsbedingungen<br />

für Arbeiter in den Landgemeinden<br />

resultierte. Das änderte sich in der Weimarer<br />

Republik grundlegend.<br />

Die Möglichkeiten der Landkreise, die Expansions-<br />

oder Auskreisungswünsche der<br />

Städte abzuwehren,waren begrenzt: Bei Eingemeindungen<br />

besaßen die Landkreise in<br />

Preußen nur ein Anhörungsrecht, bei Auskreisungen<br />

war nicht einmal das vorgesehen.<br />

Außerdem waren die bis 1928 geltenden<br />

Normativzahlen, bei deren Erreichen eine<br />

Stadt aus dem Kreis ausscheiden konnte,<br />

vollkommen veraltet und viel zu niedrig.<br />

Die Landkreise empfanden die Expansionsbestrebungen<br />

der Städte als „lähmende dauernde<br />

Beunruhigung“, die insbesondere den<br />

langfristige Planungen erfordernden Aufbau<br />

einer Leistungsverwaltung in den Kreisen<br />

behinderte und erschwerte. Wie verbreitet<br />

dieses Problem war, zeigt das Ergebnis einer<br />

Umfrage des <strong>Landkreistag</strong>es, wonach<br />

1927 immerhin ein Drittel der preußischen<br />

Landkreise mit Auskreisungs- und/oder Eingemeindungswünschen<br />

konfrontiert war. 66<br />

Gemeinsame Interessenvertretung<br />

gegen „gierige Großstädte“<br />

„Wenn Sie am Rhein entlang gehen und<br />

sehen dort die nackten Menschen liegen,<br />

Männlein und Weiblein durcheinander;<br />

wenn Sie die Leute, nur mit einer Schwimmhose<br />

bekleidet, auf den Rheinkähnen se-<br />

Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />

Otto Steneberg 64<br />

Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es<br />

Berufliche Laufbahn:<br />

Landrat des Verwaltungsamtes Blomberg 1896 bis 1928<br />

Engagement im <strong>Landkreistag</strong>:<br />

ab April 1923 stellvertretendes Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es, mindestens<br />

1926-28 Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es (Sammelvertreter für<br />

den Freistaat Lippe)<br />

1923 bis mind. 1928 Mitglied der Verbandsversammlung des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es<br />

Karl Schweiger 65<br />

Vorstandsmitglied<br />

des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es<br />

Berufliche Laufbahn:<br />

Nach der Reifeprüfung seit August 1914 im Kriegsdienst. 1918-19 in englischer Gefangenschaft.<br />

Studium der Rechtswissenschaften. August 1928 Regierungsassessor. 1929-<br />

32 Amtmann des Verwaltungsamtes Detmold; 1932 bis April 1945 Landrat des Kreises<br />

Detmold (Lippe). Dezember 1941 abgeordnet als Leiter der Hauptabteilung II (Politik)<br />

beim Generalkommissar für Wolhynien und Podolien (Ukraine), seit August 1944 Vertretung<br />

des Landrats in Ratibor.<br />

Engagement im <strong>Landkreistag</strong>:<br />

Vorstandsmitglied des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>es mindestens von Mai 1932 bis zur Verbandsauflösung<br />

1933. Schweiger war Sammelvertreter für die beiden Landkreise des<br />

Landes Lippe<br />

Persönliches und Familiärer Hintergrund:<br />

Geboren 6.10.1896 in Pyrmont (ev.).<br />

Politische Mitgliedschaften und Funktionen:<br />

Mitglied der NSDAP ab 1. Mai 1933; ab November 1937 SA-Sturmführer<br />

hen, ganze Schiffe voll – nicht als ob wie<br />

Puristen wären – aber es ist doch dies eine<br />

zu sagen: Dafür ist nicht der Nährboden auf<br />

dem flachen Land, sondern in den Massenquartieren<br />

der Großstädte“, sagte Landrat<br />

von Beckerath auf der Hauptversammlung<br />

des Preußischen <strong>Landkreistag</strong>s 1925 67 .<br />

Zu Beginn des Jahres 1922 schlossen sich<br />

die von Eingemeindungen besonders bedrohten<br />

Landkreise der Rheinprovinz sowie<br />

der Provinzen Westfalen und Hessen-Nassau<br />

zu einem „Ausschuss der westlichen Vorort-<br />

und Industriekreise“ zusammen. Bei<br />

diesem Ausschuss, kurz Westausschuss genannt,<br />

handelte es sich um einen losen Verband,<br />

der zugleich ein Unterausschuss des<br />

Verbandes der Preußischen Landkreise war.<br />

Seine Hauptaufgabe sah der Westausschuss<br />

darin, die speziellen Interessen von bedrohten<br />

industrialisierten und Vorortkreisen zu<br />

vertreten und bei der Neugestaltung des<br />

Eingemeindungsrechts mitzuarbeiten. Seine<br />

Tätigkeit bewegte sich dabei in einem vom<br />

Preußischen Landkreisverband vorgegebenen<br />

Rahmen.<br />

Bereits kurz nach seiner Gründung reichte<br />

der Westausschuss im Januar 1922 im Ein-<br />

vernehmen mit dem Landkreisverband eine<br />

Denkschrift über die Neuregelung des Eingemeindungsrechts<br />

bei der preußischen Regierung<br />

und dem Landtag ein, in der er die<br />

„unbedingte Gleichberechtigung“von Landund<br />

Stadtkreisen und eine stärkere Beteili-<br />

64 Verwaltungsberichte des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>s<br />

s.o.; Hubatsch, Grundriß zur deutschen<br />

Verwaltungsgeschichte, Bd. 16 Kleinere<br />

Länder, S. 211.<br />

65 Karl Schweiger, geb. 06.10.1896 in Pyrmont,<br />

BArch NSDAP-Ortskartei 3200-V0022. Lilla,<br />

Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger<br />

in Westfalen und Lippe, S. 278.<br />

66 Gedanken und Vorschläge des Preußischen<br />

<strong>Landkreistag</strong>es zur kommunalen Verwaltungsreform,<br />

Berlin 1928, S. 5, in: HStAD RW 15 A 1.<br />

Kitschun, <strong>Landkreistag</strong> S. 662ff.; Hofmann,<br />

Wolfgang Aufgaben und Struktur der kommunalen<br />

Selbstverwaltung, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte,<br />

Bd. 3,1984, S. 582; Matzerath,<br />

Horst, Regionale Unterschiede im<br />

Verstädterungsprozess, Der Osten und Westen<br />

Preußens, in: Ders., Städtisches Wachstum<br />

und innerstädtische Strukturveränderungen,<br />

1984, S. 65, 86ff.<br />

67 Beckerath, Über das Eingemeindungsproblem,<br />

in: Zeitschrift für Selbstverwaltung Jg. 8, 1925,<br />

S. 2<strong>07</strong>.<br />

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