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Eildienst 09/07 - Landkreistag NRW

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Schwerpunkt: 60 Jahre <strong>Landkreistag</strong> <strong>NRW</strong> 1947 – 20<strong>07</strong><br />

gleich zu den vorhergehenden Kreistagswahlen<br />

vom November 1929 beachtliche 30<br />

Prozentpunkte (Westfalen) beziehungsweise<br />

32 Prozentpunkte (Rheinprovinz) dazu gewonnen<br />

hatte. Wichtige ehrenamtliche Verbandspolitiker<br />

wie der stellvertretende Vorsitzende<br />

des Rheinischen <strong>Landkreistag</strong>s,<br />

Domkapitular Jansen, wurden nicht mehr in<br />

die Kreistage gewählt. 79<br />

Nach den Kommunalwahlen begann die<br />

massenhafte Absetzung von Landräten.<br />

Göring, der als stellvertretender Reichskommissar<br />

für Preußen zugleich kommissarischer<br />

Preußischer Innenminister war, ließ in<br />

bis dahin ungeahnten Ausmaßen republikanische<br />

und missliebige Landräten aus ihren<br />

Ämtern entfernen. Von Ende März bis 30. Juni 1933 wurden allein in Westfalen 14<br />

Landräte abgesetzt. Ende 1934 amtierten nur<br />

noch 38 Prozent der 31 Weimarer Landräte<br />

Westfalens; auch der spätere stellvertretende<br />

Vorsitzende des Nordrhein-Westfälischen<br />

<strong>Landkreistag</strong>s, Dr. Johannes Strunden (Landkreis<br />

Steinfurt), war<br />

Eröffnung des westfälischen Provinziallandtages<br />

am 10.4.33 mit Nazifahnen<br />

77 NSDAP im Regierungsbezirk Minden inkl.<br />

zweier Mandate aus einer gemeinsamen Liste<br />

mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, DNVP<br />

im Kreis Büren. Berechnet nach: Ergebnis derr<br />

Kreistagswahlen vom 12.3.1933, in: Zeitschrift t<br />

für Selbstverwaltung, Jg. 16, 1933, S. 196ff.<br />

78 Berechnet nach: Ergebnis der Kreistagswahlen<br />

vom 12.3.1933, in: Zeitschrift für Selbstverwaltung,<br />

Jg. 16, 1933, S. 196ff.<br />

79 Berechnet nach: Ergebnis der Kreistagswahlen<br />

vom 17.11.1929, in: Zeitschrift für Selbstverwaltung,<br />

Jahrgang 13, 1930, S.148ff. Kitschun,<br />

<strong>Landkreistag</strong>, S. 678ff.; Herbst, Das nationalsozialistische<br />

Deutschland, S. 62ff.; Matzerath,<br />

Horst, Nationalsozialismus und kommu -<br />

nale Selbstverwaltung, 1970, S. 63. Schreiben<br />

von Gesamtverbandsgeschäftsführer Baron<br />

von Stempel an den Vorsitzenden des Rheinischen<br />

<strong>Landkreistag</strong>s, Landrat Heimann,<br />

vom 7.6.1933.<br />

80 Stelbrink, Der preußische Landrat im Nationalsozialismus,<br />

S. 22ff.; Romeyk, Verwaltungsund<br />

Behördengeschichte der Rheinprovinz,<br />

S. 233f.<br />

81 Erklärung der Vorsitzenden und Geschäftsführer<br />

der kommunalen Spitzenverbände vom<br />

22.05.1933, in: LAB B Rep. 142-04, 784 [Zitatt<br />

ebd.] Kitschun, <strong>Landkreistag</strong>, S. 682f.<br />

82 Protokoll der Mitgliederversammlung des<br />

Rheinischen Unterverbandes vom Mai 1921,<br />

in: LHA Koblenz, Best. 491, Nr. 565.<br />

308<br />

Ergebnis der Kreistagswahlen vom 12.03.1933 im Rheinland Kreistagsmandate<br />

nach Regierungsbezirken 78<br />

im März 1934 seines<br />

Amtes enthoben<br />

worden. Ähnlich einschneidend<br />

war die<br />

nationalsozialistische<br />

Personalpolitik im<br />

Rheinland: Rund 60<br />

Prozent der Ende<br />

Januar 1933 amtierenden<br />

42 Landräte<br />

der Rheinprovinz<br />

wurden bis Ende<br />

1933 abgesetzt. 80<br />

Die Wahlerfolge der<br />

Nationalsozialisten,<br />

die Landratsabset-<br />

zungen und die zunehmende Rechtsunsicherheit<br />

durch die Außerkraftsetzung verfassungsmäßig<br />

garantierter Grundrechte und<br />

Terror blieben nicht ohne Auswirkungen<br />

auf den <strong>Landkreistag</strong>:<br />

Spätestens seit den Wahlerfolgen der NSDAP<br />

bei den preußischen Kommunalwahlen ver -<br />

folgte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes,<br />

Baron von Stempel, bei seiner<br />

Interessenpolitik primär das Ziel, das Überleben<br />

des <strong>Landkreistag</strong>es zu sichern und eine<br />

Interessenvertretung der Landkreise auch<br />

unter der neuen Regierung zu sichern:<br />

„Ich bin der Meinung, dass wir versuchen<br />

müssen, durch Mitarbeit alle etwaigen Widerstände<br />

gegen den kommunalen Spitzenverband<br />

von vornherein abzubiegen –<br />

genau so, wie das seiner Zeit mit den Sozialdemokraten<br />

geschah.“<br />

Im Rahmen seiner Strategie „einer begrenzten<br />

freiwilligen „Gleichschaltung“ organisierte<br />

von Stempel eigenmächtig einen Personalwechsel<br />

an der Spitze des Preußischen<br />

Koblenz Düsseldorf Köln Trier Aachen<br />

NSDAP 93 104 66 71 53<br />

Kampffront Schwarz-Rot-<br />

Gold / DNVP<br />

20 24 14 9 11<br />

DVP 1 3 1<br />

1<br />

Zentrum 101 94 78 84 88<br />

SPD 19 20 22 8 11<br />

KPD 10 26 13 6 12<br />

Sonstige (inkl. 'Unpolitische'<br />

und Wirtschaftspartei)<br />

13 4 7 30 12<br />

Mandate insgesamt 257 275 201 208 188<br />

und Deutschen <strong>Landkreistag</strong>s: Auf der Vorstandssitzung<br />

ließ er den bisherigen Vor -<br />

sitzenden und Verbandsgründer Adolf von<br />

Achenbach durch ein frischgebackenes<br />

NSDAP-Mitglied, Reichsminister a.D. Walter<br />

von Keudell, ersetzen.<br />

Münster Minden Arnsberg<br />

NSDAP 68 96 120<br />

Kampffront Schwarz-Rot-<br />

Gold/DNVP<br />

22 20 14<br />

DVP 0 0 0<br />

Zentrum 139 69 99<br />

SPD 18 44 43<br />

KPD 14 9 19<br />

Sonstige (inkl. 'Unpolitische'<br />

und Wirtschaftspartei)<br />

10 19 33<br />

Mandate insgesamt 271 258 328<br />

Ergebnis der Kreistagswahlen vom 12.03.1933 in Westfalen, Kreistagsmandate<br />

nach Regierungsbezirken 77<br />

Im rheinischen und westfälischen Unterverband<br />

waren solche Schritte nicht notwendig:<br />

Beide Unterverbandsvorsitzenden, Landrat<br />

Heimann (Köln-Land) und Landrat Kurt von<br />

Borries (Lübbecke), traten zum 1. April in die<br />

NSDAP ein. Zum 1. Mai 1933 wurde auch<br />

der Sammelvertreter der beiden lippischen<br />

Landkreise im Vorstand des Deutschen <strong>Landkreistag</strong>s,<br />

Landrat Schweiger, Mitglied.<br />

Die Hoffnungen der Verbandspolitiker der<br />

kommunalen Spitzenverbände, den Fortbestand<br />

ihrer Verbände durch die vorgenommene<br />

begrenzte und freiwillige Anpassung<br />

an die neuen Machthaber gesichert<br />

zu haben, erfüllten sich nicht. Mitte Mai<br />

organisierte die NSDAP die völlige Gleichschaltung<br />

der Verbände. Kurzfristig wurden<br />

die Vorsitzenden und Geschäftsführer aller<br />

kommunalen Spitzenverbände in Berlin zu<br />

einer „Besprechung über die Neugliederung<br />

der kommunalen Spitzenverbände“ am 22.<br />

Mai eingeladen. Die Verbandspolitiker wurden<br />

zur Unterzeichnung einer Erklärung aufgefordert,<br />

die die endgültige Gleichschaltung<br />

der Spitzenverbände bedingte. Dieser

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