13 / 3–2009
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DRUCK Business / Perspektiven<br />
Modelle im Angebot: Speedmaster 102 SM, 102 CD, 105 XL, 74 SM<br />
und 75 XL – wobei die 105 XL und die 75 XL relativ neue Systeme mit<br />
modernster Maschinenbautechnik sind. Die Roland 700 von ManrolandistdagegenimKernbereits19Jahrealt,dieRoland500wurde<br />
schon zur Ipex 2002 vorgestellt. Was sollte davon wegfallen, um<br />
in diesen beiden wichtigen Formatklassen eine auch betriebswirtschaftlich<br />
notwendige Angebotsstraffung zu erreichen? Schließlich<br />
hängen an allen Modellen unterschiedliche konstruktive Philosophien,<br />
oft langjährige Kunden und nicht zuletzt Arbeitsplätze in<br />
Wiesloch oder Offenbach.Beide Hersteller haben im kleinformatigen<br />
Bogendruck Anteile an Ryobi und Komori verloren. Diese Formatklasse<br />
erhält zudem Konkurrenz aus dem Digitaldruck.<br />
Chinesen haben Interesse<br />
BliebedieFrage,wervonaußenzuderwohlauchvondenKartellbehörden<br />
geforderten Bereinigung der Wettbewerbsund<br />
Produktproblematik beitragen könnte. Hier kommen<br />
die Chinesen ins Spiel: Shanghai Electric Corporation (SEC) ist ein<br />
Unternehmen, das in den kommenden Jahren sicher noch mehr<br />
von sich hören lassen wird. Gerüchte besagen, dass das Unternehmen<br />
mit Manroland über eine mögliche Übernahme des Werkes in<br />
Offenbach verhandelt. Dies wurde von SEC und Goss zwar dementiert,<br />
doch Dementis erinnern in diesen Tagen an Trainer-Entlassungen<br />
in der Bundesliga. SEC oder auch andere chinesische Hersteller<br />
haben immer Interesse, sich kurzfristig Know-How anzueignen,<br />
das sie in ein paar Jahren nach China transferieren und für<br />
den Bau eigener Maschinen einsetzen können.<br />
Ausschlaggebend für derartige Behauptungen war offenbar die<br />
kürzlich bekannt gewordene Beteiligung SECs an Goss International.<br />
Im Juni wurde der chinesische Hersteller von Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen<br />
der größte Aktionär bei Goss International.<br />
Zudem entwickelt das Tochterunternehmen Shanghai Electric<br />
Printing and Packaging Machinery Group (SPPM) gemeinsam<br />
mit Goss verschiedene Rollenoffset-Modelle.<br />
Der Akzidenz-Rotationsdruck<br />
Im Marktsegment Rollen-Akzidenzdruck, hält Manroland einen<br />
Weltmarktanteil von knapp 40 Prozent und KBA rund 14 Prozent.<br />
Heidelberg hat im Rollengeschäft bisher keine guten Geschäfte<br />
gemacht. Das war auch der Grund, warum das Unterneh-<br />
Die Produktion bei Heidelberg im Werk Wiesloch...<br />
12 86 NT NEWSPAPER TECHNOLOGY 3/2009<br />
mendieseSparteimJahr2004anGossverkaufthat.Allerdingshält<br />
Heidelberg immer noch einen 19 Prozent Anteil an Goss und der<br />
Vertrieb der Sunday-Rotationen läuft in einigen Ländern (unter anderem<br />
in Deutschland) über die Heidelberg-Organisation.<br />
Eine Fusion könnte für KBA und andere Wettbewerber in diesem<br />
Segment negative Folgen haben, denn das weltumspannende und<br />
personell gut ausgestattete Heidelberg-Vertriebsnetz könnte für<br />
die Rotationen kostengünstig genutzt werden. Allerdings müsste<br />
sich Heidelberg vorher von seinen Goss-Anteilen trennen, glauben<br />
Branchenexperten. In diesem Fall ist es zumindest nicht ausgeschlossen,<br />
dass die Kunden steigende Preise durch Verdrängung<br />
konkurrierender Anbieter zu erwarten haben.<br />
Coldset bleibt stabil<br />
Bei der Zeitungs-Rolle lagen Manroland und KBA mit einem<br />
Marktanteil von etwa jeweils 35 Prozent gleichauf an der<br />
Spitze der Lieferindustrie. Hier würde eine Fusion von Manroland<br />
und Heidelberg kurzfristig bei den Marktanteilen wohl<br />
nichts ändern. Allerdings könnte Manroland mittelfristig von der<br />
Verschmelzung der Vertriebsnetze und den Zugriff auf die deutlich<br />
größere Heidelberg- Vertriebs-Organisation profitieren. Ebenso<br />
würden sich die Synergieeffekte für den Vertrieb von Verbrauchsmaterial<br />
Auswirkungen auf die Kunden und den Wettbewerb haben.<br />
Zu klären wäre dann allerdings, was mit der von Manroland<br />
derzeit im Aufbau befindlichen Vertriebseinheiten in Australien,<br />
Asien und Südamerika (Siehe Seite 90) passiert.<br />
BeiKBAsiehtmanjedenfallsdieSituationinsbesondereimBereich<br />
Rollen- und Zeitungsdruck gelassen. Hinzu kommt eine gerade<br />
vereinbarte strategische Allianz mit der indischen The Printers<br />
House (TPH) über den weltweiten Vertrieb der 2/1 Orient Rollendruckmaschinenbzw.derKBA-MaschineninIndien<br />
(SieheBericht<br />
Seite 88). Ein schlauer Schachzug, denn so kann KBA in Zukunft<br />
kostengünstige Maschinen anbieten und gleichzeitig die Anteile<br />
seinerRollenmaschinenimwachsendenindischenMarktsteigern.<br />
Für Unternehmenspolitik bestraft<br />
DerwesentlichsteAspektbeidenSpekulationenisteinmonetärer:<br />
Heidelberg und Manroland sind im Vergleich zu KBA<br />
(keine Netto-Bankschulden) hoch verschuldet und verfügen<br />
über eine deutlich geringere Eigenkapitalquote (KBA: 34 Prozent,<br />
Heidelberg: 24 Prozent und Manroland: <strong>13</strong><br />
Prozent). Zur Bewältigung der aktuellen<br />
Branchenkrise sind beide Lieferanten auf<br />
staatliche Hilfen oder finanzstarke Investoren<br />
angewiesen, um der Insolvenz zu entgehen.<br />
Zuletzt erhielt Heidelberg die Zusage<br />
für staatliche Hilfen in Höhe von insgesamt<br />
850 Mio. Euro (Bundes- und Landesbürgschaften<br />
unter dem Konjunkturpaket<br />
II sowie einen KfW-geförderten Kredit<br />
im Rahmen des Sonderprogramms für<br />
Große Unternehmen).<br />
Die im Vergleich zu den beiden großen<br />
Wettbewerbern deutlich bessere finanzielle<br />
Situation von KBA resultiert in erster Linie<br />
aus einer soliden Finanz- und Ausschüttungspolitik.<br />
Im Gegensatz zu einem<br />
der beiden Mitbewerber gab es bei KBA<br />
weder missglückte Aktienrückkauf-Programme<br />
noch überzogene Investitionen in<br />
ein vom Volumen her begrenztes Marktsegment<br />
wie die Entwicklung der Großformat-Maschine<br />
bei Heidelberg. Durch eine