Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de
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<strong>de</strong>r 1960 aus <strong>de</strong>r Sicherheitskommission <strong><strong>de</strong>s</strong> Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED hervorgegangene<br />
Nationale Verteidigungsrat, <strong>de</strong>m das MfS als "bewaffnetes Organ" unterstand. Dort wur<strong>de</strong>n<br />
übergreifen<strong>de</strong> militärische Fragen behan<strong>de</strong>lt und ihm oblag auch eine ka<strong>de</strong>rpolitische Kontrollfunktion.<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten Leitungspositionen <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS waren in seiner Nomenklatur erfaßt, allerdings<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreis dieser Positionen immer enger gezogen (siehe Übersicht). 16 Zu Zeiten<br />
<strong>de</strong>r Sicherheitskommission reichten ihre Kompetenzen in Ausnahmefällen weit in die praktischen<br />
Probleme <strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>rarbeit hinein, wie ein Beschluß über die OibE-Arbeit im Westen<br />
zeigt. 17<br />
Aus <strong>de</strong>m Status <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS als militärisch verfaßter Institution ergaben sich das Befehlsprinzip<br />
und das Prinzip <strong>de</strong>r militärischen Einzelleitung. <strong>Die</strong> MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> führten <strong>Die</strong>nstgra<strong>de</strong>,<br />
schworen bei <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>n eingangs zitierten Eid auf die Fahne <strong>de</strong>r DDR und unterstan<strong>de</strong>n<br />
militärischem Disziplinarrecht.<br />
Determiniert waren die Grundmuster <strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>rpolitik und Ka<strong>de</strong>rarbeit <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS neben Parteigebun<strong>de</strong>nheit<br />
und militärischer Struktur durch seinen Charakter als zentralisiertem Repressions-<br />
und Sicherheitsapparat, in <strong>de</strong>m geheimdienstliche, polizeiliche und staatsanwaltliche<br />
Funktionen vereint waren. Hieraus ergab sich die extrem große Zahl von <strong>Mitarbeiter</strong>n, die alle<br />
<strong>de</strong>n strengen Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen genügen mußten. Vor allem aber mußten die <strong>Mitarbeiter</strong><br />
bereit und in <strong>de</strong>r Lage sein, mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatssicherheit zu arbeiten. Dazu waren<br />
"Tugen<strong>de</strong>n" wie unbedingte Pflichterfüllung und Gehorsam, Verschwiegenheit, Fähigkeit zur<br />
glaubhaften Verkörperung legendierter Biographien, Führungsqualitäten gegenüber inoffiziellen<br />
<strong>Mitarbeiter</strong>n und Fähigkeiten zur Beeinflussung an<strong>de</strong>rer Menschen, Vermeidung von Angriffspunkten<br />
<strong>für</strong> "feindliche" Kräfte usw. herauszubil<strong>de</strong>n. 18<br />
Aus <strong>de</strong>r Verknüpfung dieser drei Elemente, <strong>de</strong>r Rolle als treue Parteiarbeiter, <strong>de</strong>n militärischen<br />
Ordnungsprinzipien und <strong>de</strong>n geheimdienstlichen Anfor<strong>de</strong>rungen, entsprang die Virulenz und<br />
Selbststilisierung <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit als verschworene Elite.<br />
<strong>Die</strong> <strong>für</strong> die sowjetischen Tschekisten üblichen Titulierungen als "Ritter <strong>de</strong>r Revolution" o<strong>de</strong>r<br />
16 Vgl. Gesetz über die Bildung <strong><strong>de</strong>s</strong> Nationalen Verteidigungsrates <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik<br />
vom 10.2.1960; Gesetzblatt <strong>de</strong>r DDR 1960, Teil I, S. 89. Zur ka<strong>de</strong>rpolitischen Funktion vgl. die nicht veröffentlichte<br />
Anlage 1: Zuständigkeitsbereich und Aufgabengebiet <strong><strong>de</strong>s</strong> Nationalen Verteidigungsrates <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Demokratischen Republik; <strong>BStU</strong>, ZA, SdM 408, Bl. 364-367; sowie Otto Wenzel: Kriegsbereit. Der<br />
Nationale Verteidigungsrat <strong>de</strong>r DDR 1960 bis 1989; Köln 1995, S. S. 17-29, S. 46-51 und S. 249-251.<br />
17 Beschluß über die "Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz" <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit und über die<br />
Richtlinie <strong>für</strong> die Parteiarbeit mit <strong>de</strong>n Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz u.a. inoffiziellen <strong>Mitarbeiter</strong>n <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
<strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit, Anlage 2 zum Protokoll <strong>de</strong>r 14. Sitzung <strong>de</strong>r Sicherheitskommission <strong><strong>de</strong>s</strong> ZK<br />
am 25.2.1957; BA, MZAP, VA - 01/39556.<br />
18 Einige dieser Aspekte sind in <strong>de</strong>n Verpflichtungserklärungen <strong>für</strong> einzustellen<strong>de</strong> <strong>Mitarbeiter</strong> angesprochen;<br />
vgl. exemplarisch: <strong>Die</strong>nstlaufbahnordnung 1966, Anlage 4. Eine Reihe dieser Eigenschaften erscheinen<br />
- bezogen auf westliche Geheimdienste - in negativ gespiegelter Form in: Juristische Hochschule: Lehrbuch -<br />
<strong>Die</strong> imperialistischen Geheimdienste in <strong>de</strong>r Gegenwart, Teil II: <strong>Die</strong> Arbeitsweise <strong>de</strong>r imperialistischen Geheimdienste<br />
bei <strong>de</strong>r Realisierung ihrer Funktionen, Kapitel 9: Das Geheimdienstpersonal, Potsdam 1988;<br />
[<strong>BStU</strong>, Abt. Bildung und Forschung, Bibliothek], S. 70-115, hier S. 77-87.