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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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79<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung Ka<strong>de</strong>r und Schulung berichtete <strong>de</strong>r Parteileitung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> 1986,<br />

daß 56 Prozent aller Entlassungen wegen Nichteignung auf Entlassungsgesuche zurückgingen.<br />

<strong>Die</strong>s sei eine Zunahme von zehn Prozent zum Vorjahr. "Politisch-i<strong>de</strong>ologische Unklarheiten",<br />

aber auch "übersteigertes Besitz- und Vorteilsstreben" sowie die "Überbewertung <strong>de</strong>r eigenen<br />

Persönlichkeit" stün<strong>de</strong>n hinter dieser be<strong>de</strong>nklichen Ten<strong>de</strong>nz. "Verbitterung über persönlich<br />

verspürte Mängel in <strong>de</strong>r Leitungs- und Erziehungsarbeit" sei ebenso eine Ursache wie die<br />

nachlassen<strong>de</strong> <strong>Die</strong>nstbereitschaft: "Eine wesentliche Rolle spielen bei Entlassungsgesuchen<br />

auch die Perspektiven, die <strong>de</strong>n Angehörigen im Zivilbereich geboten wer<strong>de</strong>n und ihnen im Vergleich<br />

mit <strong>de</strong>n im MfS gebotenen Entwicklungswegen günstiger erscheinen, zumal diese oftmals<br />

mit weniger Mühe sowie Konsequenzen <strong>für</strong> das persönliche Leben verbun<strong>de</strong>n sind." 247<br />

9.3. "Verräter"<br />

Der Verrat, also die Spionage <strong>für</strong> gegnerische Geheimdienste bzw. das Überlaufen zu solchen<br />

<strong>Die</strong>nsten, war das schlimmste <strong>de</strong>nkbare Vergehen eines MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>s - bis 1987 stand darauf<br />

die To<strong><strong>de</strong>s</strong>strafe. Am Tage <strong>de</strong>r vermutlich ersten Exekution eines geflüchteten MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>s,<br />

Paul Rebenstock, durch die DDR-Justiz248 erklärte <strong>de</strong>r Staatssekretär Ernst Wollweber:<br />

"Für Schwanken<strong>de</strong>, Feige und Verräter ist kein Platz in <strong>de</strong>n Reihen <strong>de</strong>r Organe <strong>de</strong>r Staatssicherheit.<br />

Es gibt nichts Schlechteres als Verrat an <strong>de</strong>r Sache <strong>de</strong>r Partei, <strong>de</strong>r Arbeiterklasse und<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Sozialismus." 249 1955 drohte er anläßlich zweier weiterer To<strong><strong>de</strong>s</strong>urteile gegen Bruno und<br />

Susanne Krüger allen Überläufern: "Je<strong>de</strong>n Verräter an unserer gerechten Sache ereilt sein verdientes<br />

Schicksal. Er wird genau wie die bei<strong>de</strong>n Krüger ergriffen, auch wenn er sich in einem<br />

noch so sicheren Versteck zu befin<strong>de</strong>n glaubt, und entgeht in keinem Fall seiner gerechten<br />

Strafe, <strong>de</strong>nn die Macht <strong>de</strong>r Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen hinaus." 250 In bislang sieben<br />

bekannten Fällen wur<strong>de</strong> diese Drohung wahrgemacht und geflüchtete <strong>Mitarbeiter</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Westen entführt, abgeurteilt und hingerichtet. In drei weiteren Fällen traf MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>, die<br />

Spionage betrieben o<strong>de</strong>r nur vorbereitet hatten, ebenfalls die To<strong><strong>de</strong>s</strong>strafe. 251<br />

Entführungen und Hinrichtungen dienten vor allem <strong>de</strong>r internen Abschreckung. Entgegen <strong>de</strong>n<br />

martialischen Drohungen Wollwebers konnten in <strong>de</strong>n fünfziger und sechziger Jahren nämlich<br />

247 Leiter <strong>de</strong>r HA KuSch vom Juni 1987, Ausführungen vor <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>r Kreisleitung; <strong>BStU</strong>, ZA, KL<br />

SED 583, S. 10-12.<br />

248 Von <strong>de</strong>r Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) waren vor 1953 u.a. zwei abtrünnige MfS-<strong>Mitarbeiter</strong><br />

bestraft wor<strong>de</strong>n, die To<strong><strong>de</strong>s</strong>strafe ist hier nicht auszuschließen; vgl. <strong>BStU</strong>, ZA, HA KuSch, Bereich Disziplinar,<br />

A/I 628.<br />

249 Befehl 78/54 <strong><strong>de</strong>s</strong> Staatssekretärs, Strafverfahren gegen <strong>de</strong>n ehemaligen <strong>Mitarbeiter</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> Staatssekretariats <strong>für</strong><br />

Staatssicherheit, <strong>de</strong>n Verräter Rebenstock; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100082, S. 2.<br />

250 Befehl 224/55 <strong><strong>de</strong>s</strong> Staatssekretärs vom 5.8.1955; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100128.<br />

251 Vgl. ausführlich zum Komplex Entführungen und To<strong><strong>de</strong>s</strong>urteile Karl Wilhelm Fricke: "Je<strong>de</strong>n Verräter ereilt<br />

sein Schicksal". <strong>Die</strong> gna<strong>de</strong>nlose Verfolgung abtrünniger MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>, in: Deutschland Archiv 3 (1994),<br />

S. 258-265; geringfügig erweitert auch erschienen als: <strong>de</strong>rs.: Das Phänomen <strong><strong>de</strong>s</strong> Verrats in <strong>de</strong>r DDR-Staatssicherheit,<br />

in: <strong>de</strong>rs. und Bernhard Marquardt: DDR Staatssicherheit: Das Phänomen <strong><strong>de</strong>s</strong> Verrats, die Zusammenarbeit<br />

zwischen MfS und KGB, Bochum 1995, S. 9-49.

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