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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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Das sozialistische Wehrmotiv zielte in erster Linie auf die militärische Verteidigungsbereit-<br />

schaft im engeren Sinne. <strong>Die</strong> MfS-Tätigkeit wur<strong>de</strong> aber ebenfalls als Element <strong><strong>de</strong>s</strong> "Systems <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>verteidigung" im Kalten Krieg begriffen, gerichtet gegen <strong>de</strong>n im Inneren und von außen<br />

subversiv wirken<strong>de</strong>n "Feind". Im Gegensatz zur NVA, die ja in Frie<strong>de</strong>nszeiten lediglich prä-<br />

ventive Aufgaben hatte, stan<strong>de</strong>n die <strong>Mitarbeiter</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS - so das Selbstverständnis - in ihrer<br />

tagtäglichen Arbeit in direktem Feindkontakt und mußten über eine entsprechend hohe und ge-<br />

festigte Motivation verfügen.<br />

Voraussetzung einer entsprechen<strong>de</strong>n Wehrmotivation war eine positive Grun<strong>de</strong>instellung zum<br />

gesellschaftlichen System <strong>de</strong>r DDR und zur herrschen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ologie. Aufgrund <strong>de</strong>r strengen<br />

Auswahlkriterien <strong>de</strong>r MfS-Werber und ihrer vorrangigen Kandidatensuche in Elternhäusern,<br />

<strong>de</strong>ren Erziehung systembejahen<strong>de</strong> Werte und Einstellungen för<strong>de</strong>rte, war eine solche<br />

"fortschrittliche Einstellung" unter <strong>de</strong>n Werbungskandidaten gleichsam selbstverständlich. Sowohl<br />

in zeitgenössischen als auch in retrospektiven Äußerungen von MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>n über<br />

ihre Motive <strong>für</strong> <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst steht an erster Stelle dieser Wunsch, <strong>de</strong>n sozialistischen Staat zu<br />

schützen und zu verteidigen. <strong>Die</strong> DDR zählte <strong>für</strong> sie zu <strong>de</strong>n "Siegern <strong>de</strong>r Geschichte", wie sich<br />

ein ehemaliger <strong>Mitarbeiter</strong> <strong>de</strong>r Hauptabteilung VII erinnert. 195 <strong>Die</strong> unter <strong>de</strong>m Oberbegriff <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

sozialistischen Wehrmotivs gefaßten konkreten Motivationselemente und Überzeugungen<br />

konnten individuell sehr unterschiedlichen Stellenwert haben. <strong>Die</strong> Gewichte zwischen ihnen<br />

verschoben sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit.<br />

<strong>Die</strong> Altkommunisten, die in <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>rgeneration die Leitungspositionen einnahmen, bezogen<br />

ihre Motive <strong>für</strong> <strong>de</strong>n MfS-<strong>Die</strong>nst aus ihrem Lebensweg, <strong>de</strong>r sie in <strong>de</strong>r Zeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Nationalsozialismus<br />

mit <strong>de</strong>r kommunistischen Partei, nicht selten unter härtesten Bedingungen, verbun<strong>de</strong>n<br />

hatte. Sie dienten <strong>de</strong>r SED, in Einzelfällen sogar trotz selbst erlittener stalinistischer Verfolgung<br />

im sowjetischen Exil, in parteisoldatischem Bewußtsein, das in <strong>de</strong>m Spruch "Ich diene<br />

dort, wo die Partei mich hinstellt" seinen Ausdruck fand und empfan<strong>de</strong>n es als beson<strong>de</strong>rs<br />

ehrenhaft, an so zentraler Stelle das System, das die Verwirklichung ihres Lebensziels darstellte,<br />

gegen seine Fein<strong>de</strong> verteidigen zu können.<br />

Für die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong>, die nicht selbst an <strong>de</strong>n prägen<strong>de</strong>n Kämpfen <strong>de</strong>r<br />

Weimarer Republik und <strong><strong>de</strong>s</strong> Nationalsozialismus teilgenommen hatte, lag die Be<strong>de</strong>utung<br />

dieser Gruppe in ihrer Vorbildfunktion. Bis zuletzt bil<strong>de</strong>ten die - freilich im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

"gesäuberten" Antifaschismus stilisierten196 - I<strong>de</strong>ale und Schicksale dieser "alten Kämpfer" <strong>de</strong>n<br />

Dreh- und Angelpunkt <strong>de</strong>r propagierten, und zu einem guten Teil auch internalisierten,<br />

Wertvorstellungen <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong>. Noch zum vierzigsten Jahrestag <strong>de</strong>r MfS-Gründung sollten<br />

"Lebensbil<strong>de</strong>r und Episo<strong>de</strong>n" einiger im MfS-Sinne beson<strong>de</strong>rs verdienter "Aktivisten <strong>de</strong>r ersten<br />

Stun<strong>de</strong>" in einer dreibändigen Minibuch-Kassette die Erinnerung an "Leben und Kampf <strong>de</strong>r<br />

195 Ralf Peters: Wir haben das eigene Volk zum Feind gemacht, in: Zwiegespräch 7 (1992), (künftig: Peters in<br />

Zwiegespräch), S. 24.<br />

196 Vgl. Niethammer: Antifaschismus.

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