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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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5. Personalbestand<br />

37<br />

<strong>Die</strong> Zahl <strong>de</strong>r <strong>hauptamtlichen</strong> <strong>Mitarbeiter</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS gehörte zu <strong>de</strong>n bestgehüteten Geheimnissen<br />

<strong>de</strong>r DDR. <strong>Die</strong> westlichen Schätzungen <strong>für</strong> die fünfziger Jahre glichen einem Stochern im<br />

Nebel, in <strong>de</strong>n Veröffentlichungen <strong>de</strong>r achtziger Jahren bewegten sich die Vermutungen unter<br />

Berufung auf "Experten", also westliche Geheimdienste, bei etwa 25.000 <strong>Mitarbeiter</strong>n. 104<br />

Offensichtlich ist es <strong>de</strong>r Staatssicherheit gelungen, ihren voluminösen Apparat so geschickt zu<br />

tarnen, daß aus <strong>de</strong>n Angaben von Überläufern nicht einmal die Größenordnung zutreffend<br />

hochgerechnet wur<strong>de</strong>.<br />

Aber auch in <strong>de</strong>r DDR war die Zahl <strong>de</strong>rer, die sich eine Vorstellung vom Umfang <strong><strong>de</strong>s</strong> Apparates<br />

machen konnten, begrenzt. Selbst Erich Honecker will sich mit lapidaren (und unzutreffen<strong>de</strong>n)<br />

Auskünften seines Ministers <strong>für</strong> Staatssicherheit zufrie<strong>de</strong>n gegeben haben:<br />

"Es wird <strong>für</strong> je<strong>de</strong>n überraschend sein, [...] daß [...] we<strong>de</strong>r im Politbüro noch im Nationalen<br />

Verteidigungsrat [...] jemals die personelle Stärke <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit<br />

festgelegt wur<strong>de</strong>, so daß ich die Anzahl <strong>de</strong>r <strong>hauptamtlichen</strong> <strong>Mitarbeiter</strong>, einschließlich<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Wachregiments "Feliks Dzierzynski", so ungefähr auf 35.000 <strong>Mitarbeiter</strong><br />

schätzte. Über die Anzahl 85.000 hauptamtlicher und 100.000 ehrenamtlicher <strong>Mitarbeiter</strong><br />

war ich sehr überrascht. [...] Ich fragte Mielke mehrmals, wie stark die Anzahl <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong><br />

<strong>de</strong>r Staatssicherheit ist, um einen Überblick zu bekommen. Und er sagte mir damals:<br />

35.000." 105<br />

<strong>Die</strong>se Aussage erscheint wenig plausibel. Es wäre bei aller Konspiration sehr ungewöhnlich,<br />

wenn das Ministerium <strong>für</strong> Staatssicherheit in eigener Verantwortung über die Größe seines<br />

Personalbestan<strong><strong>de</strong>s</strong> hätte verfügen können. <strong>Die</strong> Eckdaten hinsichtlich <strong>de</strong>r materiellen und<br />

finanziellen Ausstattung waren vermutlich Gegenstand <strong>de</strong>r Gespräche zwischen Honecker und<br />

Mielke, außer<strong>de</strong>m war die Kooperation mit <strong>de</strong>n staatlichen Planungsinstitutionen in einigen<br />

Punkten unabdingbar. Ein Beleg <strong>für</strong> Art und Maß <strong>de</strong>r Behandlung dieser Fragen in <strong>de</strong>r Parteispitze<br />

steht allerdings bislang aus. 106 Der letzte <strong>für</strong> das MfS verantwortliche ZK-Sekretär, Egon<br />

Krenz, bestreitet ebenfalls, die Zahl <strong>de</strong>r MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> gekannt, geschweige <strong>de</strong>nn, darüber<br />

entschie<strong>de</strong>n zu haben. 107<br />

104 Vgl. <strong>für</strong> die fünfziger Jahre die Übersicht <strong>de</strong>r Schätzungen in: Gieseke: <strong>Die</strong> Hauptamtlichen 1962, S. 6; <strong>für</strong><br />

die achtziger Jahre: Karl Wilhelm Fricke: <strong>Die</strong> DDR-Staatssicherheit, 2. aktual. Aufl. Köln 1984 (künftig:<br />

Fricke: Staatssicherheit), S. 51.<br />

105 Reinhold An<strong>de</strong>rt und Wolfgang Herzberg: Der Sturz. Erich Honecker im Kreuzverhör, Berlin/Weimar 1990,<br />

S. 369-370.<br />

106 Ausweislich <strong>de</strong>r Protokolle <strong><strong>de</strong>s</strong> Politbüros wur<strong>de</strong> dort über Strukturdaten <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS-Innenlebens nicht gesprochen.<br />

Dem ehemaligen Leiter <strong>de</strong>r BV Erfurt zufolge wur<strong>de</strong> Honecker von Mielke über die <strong>Mitarbeiter</strong>zahlen<br />

informiert, die Entscheidungsgewalt lag danach bei Mielke; vgl. Josef Schwarz: Bis zum bitteren En<strong>de</strong>. 35<br />

Jahre im <strong>Die</strong>nste <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit - Eine DDR-Biographie, Schkeuditz 1994, S. 137.<br />

107 Egon Krenz: Wenn Mauern fallen, Wien 1990, S. 124.

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