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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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<strong>de</strong>n bewaffneten Organen gehörte dazu - eröffneten. <strong>Die</strong> späteren <strong>Mitarbeiter</strong>, die ihre politische<br />

Sozialisation in <strong>de</strong>r DDR erlebten, begriffen <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst im MfS als Verpflichtung gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Vorvätern <strong><strong>de</strong>s</strong> Antifa-Kampfes, aber auch gegenüber <strong>de</strong>m System als ganzem, das<br />

ihnen nicht nur abstrakt als das bedrohte "bessere Deutschland" erschien, son<strong>de</strong>rn das ihnen<br />

auch konkrete berufliche und persönliche Lebenschancen und Entwicklungsmöglichkeiten bot:<br />

"Für mich war also die DDR mein Vaterland, mit <strong>de</strong>m ich mich voll und ganz i<strong>de</strong>ntifizierte.<br />

Aus dieser Haltung heraus hatte ich viele Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> meinen Eintritt in das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Staatssicherheit. Da gab es <strong>de</strong>n offenen und ver<strong>de</strong>ckten Wirtschaftskrieg<br />

gegen die DDR. Tausen<strong>de</strong> gut ausgebil<strong>de</strong>te Fachkräfte wan<strong>de</strong>rten gen Westen. Der Weltfrie<strong>de</strong>n<br />

war durch blutige kriegerische Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen auf vielen Schauplätzen gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Ich dagegen war wohlbehütet aufgewachsen. Der innere Wunsch, selbst einen<br />

Beitrag <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Schutz und die Sicherung dieses meines Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> leisten zu wollen, erwuchs<br />

daraus mit mehr o<strong>de</strong>r weniger logischer Konsequenz und <strong>de</strong>ckte sich mit <strong>de</strong>n<br />

Werbebemühungen <strong>de</strong>r Staatssicherheit." 200<br />

Im Bewußtsein <strong>de</strong>r MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> spielte dabei die Vorstellung, daß mit <strong>de</strong>r Existenz <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

politischen Systems auch <strong>de</strong>r staatliche Bestand <strong>de</strong>r DDR verknüpft war, eine beson<strong>de</strong>re Rolle:<br />

"Ich war mein ganzes Leben lang davon motiviert, eine Arbeit zu leisten, die das verhin<strong>de</strong>rt,<br />

was nun mit unserem Land geschehen ist." 201<br />

Im MfS zu dienen, wur<strong>de</strong> als Auszeichnung und Ehre begriffen. 202 <strong>Die</strong> Argumente <strong>für</strong> <strong>de</strong>n<br />

MfS-<strong>Die</strong>nst, so <strong>de</strong>r HVA-Mann Heinz Günther, seien ihm gegenüber an<strong>de</strong>ren bewaffneten<br />

Organen "irgendwie be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r" erschienen. 203 Man hoffte, wie <strong>de</strong>r vormalige Lehrer Udo<br />

M., dort mehr als an an<strong>de</strong>rer Stelle <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Sozialismus tun zu können, 204 o<strong>de</strong>r empfand es als<br />

Bestätigung <strong>de</strong>r vorherigen Arbeit bei an<strong>de</strong>ren "bewaffneten Organen", <strong>für</strong> das MfS geworben<br />

zu wer<strong>de</strong>n. 205 Und auch <strong>de</strong>r HVA-Chef Markus Wolf stellt fest: "Ich hielt diese Arbeit <strong>für</strong><br />

wichtig und ehrenvoll. Wir waren doch damals absolut motiviert. Schon durch <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>raufrüstung." 206<br />

Beson<strong>de</strong>rs angesprochen wur<strong>de</strong> dieses Ehrgefühl durch das gleichsam als Initiationsritus wirken<strong>de</strong><br />

Werbungsgepräch. Allein <strong>de</strong>r Umstand, von Vertretern seines künftigen <strong>Die</strong>nstherrn<br />

persönlich angesprochen zu wer<strong>de</strong>n, wirkte nachhaltig auf das Selbstwertgefühl <strong>de</strong>r Kandidaten.<br />

Sie werteten das Angebot als Vertrauensbeweis und Bestätigung <strong>de</strong>r bisherigen schuli-<br />

200 Peters in Zwiegespräch, S. 24-25.<br />

201 Heinz K., geb. 1937, in: Gisela Karau: Stasiprotokolle. Gespräche mit ehemaligen <strong>Mitarbeiter</strong>n <strong><strong>de</strong>s</strong> "<strong>Ministeriums</strong><br />

<strong>für</strong> Staatssicherheit" <strong>de</strong>r DDR, Frankfurt/M. 1992 (künftig: Karau, Stasiprotokolle), S. 168.<br />

202 Bodo Germann, Interview, in: Zwiegespräch Nr. 1 [1991], S. 19-27, (künftig: Germann: Interview) hier S. 19.<br />

203 Heinz Günther: Wie Spione gemacht wur<strong>de</strong>n, Berlin o.J. [1990], S. 7-8.<br />

204 Udo M., geb. 1948, Einstellung 1974, in: Karau: Stasiprotokolle, S. 9.<br />

205 So ein <strong>Mitarbeiter</strong> <strong>de</strong>r HA XIX, seit 1955 bei <strong>de</strong>r Trapo, seit 1961 beim MfS; in: Riecker u.a.: Stasi intim,<br />

S. 248.<br />

206 Irene Runge und Uwe Stelbrink: Markus Wolf. "Ich bin kein Spion", Berlin 1990, S 19.

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