03.03.2013 Aufrufe

Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63<br />

privaten Westkontakten erschwert: <strong>de</strong>r Erwerb und Einsatz von Devisen. <strong>Die</strong>ses Manko wur<strong>de</strong><br />

durch ein System eigener Versorgungseinrichtungen kompensiert, in <strong>de</strong>m sich MfS-<strong>Mitarbeiter</strong><br />

vieles leicht beschaffen konnten, was <strong>de</strong>n normalen DDR-Bürger einige Mühe kostete. So<br />

wur<strong>de</strong>n die Betriebsverkaufsstellen <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS, wie es schon 1964 hieß, "durch Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r H[aupt]A[bteilung] Verwaltung und Wirtschaft unterstützt". Damals gab es allerdings vor<br />

allem bei "hochwertigen Nahrungsmitteln sowie Genußmitteln" noch "Sortimentslücken". 185<br />

Hier wur<strong>de</strong>n offenbar auch beschlagnahmte Waren aus <strong>de</strong>r Kontrolle von Westpaketen angeboten.<br />

186 Den Spitzenka<strong>de</strong>rn <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS stand darüber hinaus <strong>de</strong>r sogenannte "Leitershop", eine<br />

Verkaufseinrichtung in <strong>de</strong>r MfS-Zentrale offen, in <strong>de</strong>r sie sich mit Produkten versorgen konnten,<br />

die gemeinhin nur gegen Devisen im Intershop erhältlich waren. Außer<strong>de</strong>m hatten sie die<br />

Möglichkeit, im "Centrum"-Warenhaus am Berliner Alexan<strong>de</strong>rplatz mit "Son<strong>de</strong>rberechtigung"<br />

begehrte Produkte zu erstehen. Der Zugang zu Luxusgütern im engeren Sinne, wie etwa Fahrzeuge<br />

o<strong>de</strong>r ausgefallene Wohnungseinrichtungen aus Westproduktion (bis hin zu Sauna und<br />

Solarium), waren allerdings weitgehend dieser kleinen Spitzengruppe vorbehalten. 187<br />

Das MfS gehörte zu <strong>de</strong>n Nutznießern <strong>de</strong>r Wohnungsbauprogramme, die insbeson<strong>de</strong>re seit <strong>de</strong>m<br />

VIII. Parteitag 1971 in Angriff genommen wur<strong>de</strong>n. Eine eigene Wohnungsverwaltung war <strong>für</strong><br />

die Vergabe von Neubauwohnungen in <strong>de</strong>n geson<strong>de</strong>rten Wohngebieten <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS zuständig.<br />

Schon in <strong>de</strong>n sechziger Jahren verfügte die Staatssicherheit über eine große Zahl von<br />

Wohnobjekten <strong>für</strong> ihre <strong>Mitarbeiter</strong>. In Berlin gab es bereits 1967 min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens 527 Wohnhäuser<br />

<strong>für</strong> MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>, damals vor allem in <strong>de</strong>n Bezirken Weißensee, Lichtenberg und Treptow.<br />

1987 wur<strong>de</strong>n durch die Verwaltung Rückwärtige <strong>Die</strong>nste (VRD) insgesamt 18.500 Wohnungen<br />

verwaltet, zum gleichen Zeitpunkt gab es aber noch 4.846 Anträge auf Zuweisung von Wohnraum<br />

- <strong>de</strong>nnoch wertete <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Verwaltung diesen "hohen Versorgungsgrad" als<br />

"wirksamen Beitrag zur Lösung <strong>de</strong>r Wohnungsfrage als soziales Problem auch im MfS". 188<br />

Legitimiert wur<strong>de</strong> (und wird) die großzügige finanzielle und materielle Versorgung mit <strong>de</strong>n<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtigen Aufgaben <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen hohen Belastung<br />

durch Überstun<strong>de</strong>n und <strong>Die</strong>nstbereitschaften. Schon in <strong>de</strong>r "Vorläufigen Geschäfts- und Büroordnung"<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> MfS vom April 1950 wies <strong>de</strong>r Minister Zaisser an, daß über die damals gelten<strong>de</strong><br />

Wochenarbeitszeit von 48 Stun<strong>de</strong>n hinaus "im Interesse <strong><strong>de</strong>s</strong> Aufbaus <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> [...]<br />

je<strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong> verpflichtet" sei, Mehrarbeit - ohne zusätzliche Vergütung - zu leisten. 189 In<br />

185 HA KuSch, Fragen 1964 (siehe Anm. 162), S. 8.<br />

186 Vgl. Uwe Bastian: Postraub, in: Wochenpost vom 17.8.1995, S. 56.<br />

187 Honecker gibt an, 14 Westautos, die er als Geschenke bei Auslandsreisen erhalten habe, <strong>de</strong>m MfS - vermutlich<br />

als <strong>Die</strong>nstwagen - überlassen zu haben; An<strong>de</strong>rt/Herzberg: Der Sturz, S. 383; Vgl. Talk im Turm I, in: Der<br />

Spiegel 42 (1990).<br />

188 Aus <strong>de</strong>r zitierten Quelle geht nicht hervor, ob sich diese Angaben auf Berlin o<strong>de</strong>r das gesamte MfS beziehen;<br />

Berichterstattung <strong><strong>de</strong>s</strong> Mitglieds <strong><strong>de</strong>s</strong> Sekretariats <strong>de</strong>r Kreisleitung und Leiters <strong>de</strong>r VRD zur Durchsetzung <strong>de</strong>r<br />

Sozialpolitik <strong>de</strong>r SED vor <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>r Kreisleitung am 14.7.1987; <strong>BStU</strong>, ZA, KL SED 106,<br />

unerschlossenes Material, Bl. 4-21, hier Bl. 6-7.<br />

189 Vorläufige Geschäfts- und Büroordnung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit vom 18.4.1950; <strong>BStU</strong>, ZA,<br />

DSt 101157, § 9.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!