Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de
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9. Disziplinarmaßnahmen<br />
9.1. Bestrafungen<br />
72<br />
<strong>Die</strong> tschekistischen Verhaltensregeln, und damit das Spektrum möglicher disziplinarischer<br />
Verstöße gegen sie, waren nicht auf (geheim-)dienstliche und politische Angelegenheiten beschränkt,<br />
son<strong>de</strong>rn umfaßten ebenso die zwischenmenschlichen Beziehungen und Lebensgewohnheiten<br />
<strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong> und ihrer Angehörigen, die <strong>de</strong>n "Werten und Normen <strong>de</strong>r sozialistischen<br />
Lebensweise" zu entsprechen hatten. Offizieller Leitgedanke war dabei, jeglichen<br />
Ansatzpunkt <strong>für</strong> das Eindringen - gemäß <strong>de</strong>r kommunistischen Sicherheitsdoktrin sehr weit<br />
<strong>de</strong>finierter - feindlicher Kräfte auszuschalten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Mitarbeiter</strong> unterlagen einer mehrfachen Kontrolle. Neben <strong>de</strong>m militärischen Disziplinarrecht<br />
waren die SED-Mitglie<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Parteidisziplin unterworfen. Im Apparat waren mehrere<br />
Institutionen, die unter <strong>de</strong>n <strong>Mitarbeiter</strong>n "ebenso bekannt wie ge<strong>für</strong>chtet" 218 waren, mit <strong>de</strong>r<br />
Kontrolle und Überwachung befaßt.<br />
− Der Bereich Disziplinar <strong>de</strong>r Hauptabteilung Ka<strong>de</strong>r und Schulung (bzw. seine Vorläufer) war<br />
fe<strong>de</strong>rführend in <strong>de</strong>r Disziplinararbeit <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS, er führte Untersuchungen zu<br />
"sicherheitspolitisch relevanten Sachverhalten" im Zusammenhang mit <strong>Mitarbeiter</strong>n und<br />
ihren Angehörigen durch, fahn<strong>de</strong>te unter an<strong>de</strong>rem nach vom <strong>Die</strong>nst ferngebliebenen <strong>Mitarbeiter</strong>n<br />
und hatte die Aufgabe, tödliche Unglücksfälle mit MfS-Beteiligung zu untersuchen.<br />
219 Für ihre Aufgaben stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Abteilung 4 <strong><strong>de</strong>s</strong> Bereiches 50 OibE bzw. U-<strong>Mitarbeiter</strong><br />
(1989) zur Verfügung, die ver<strong>de</strong>ckt gegen ihre Kollegen eingesetzt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
− <strong>Die</strong> Abteilung 1 <strong>de</strong>r Hauptabteilung II war <strong>für</strong> die innere Spionageabwehr im MfS-Apparat<br />
verantwortlich. Hier wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem Untersuchungen gegen tatsächliche o<strong>de</strong>r vermeintliche<br />
"Verräter" in <strong>de</strong>n eigenen Reihen geführt. Von 1960 bis 1980 wur<strong>de</strong>n die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Aufgaben von <strong>de</strong>r Abteilung bzw. Hauptabteilung XXI (Innere Sicherheit)<br />
wahrgenommen.<br />
− <strong>Die</strong> Abteilung 5 <strong>de</strong>r Hauptabteilung IX (Untersuchungsorgan) führte Ermittlungsverfahren<br />
gegen MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> durch, <strong>de</strong>nen staatsfeindliche o<strong>de</strong>r auch gewöhnliche kriminelle<br />
Delikte vorgeworfen wur<strong>de</strong>n.<br />
− <strong>Die</strong> Zentrale Kontrollgruppe (Arbeitsgruppe 1 <strong><strong>de</strong>s</strong> Bereiches 2 <strong>de</strong>r Zentralen Auswertungsund<br />
Informationsgruppe) konnte mit drei Kontrollbriga<strong>de</strong>n die Arbeit in <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nsteinheiten<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> MfS untersuchen. Ihre Arbeit zielte zwar auf die Analyse von Problemen in <strong>de</strong>n operati-<br />
218 Vgl. Gerd Knauer: Innere Opposition im Ministerium <strong>für</strong> Staatssicherheit?, in: Deutschland Archiv 7 (1992),<br />
S. 718-727 (künftig: Knauer: Innere Opposition), hier S. 721.<br />
219 Struktur- und Stellenplan <strong>de</strong>r Hauptabteilung Ka<strong>de</strong>r und Schulung 1989; <strong>BStU</strong>, ZA, HA KuSch Plg. 4,<br />
unerschlossenes Material, S. 49. <strong>Die</strong> institutionellen Vorläufer reichen bis in das Jahr 1951 zurück, vgl. <strong>de</strong>n<br />
Handbuch-Beitrag zur HA KuSch [erscheint <strong>de</strong>mnächst].