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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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91<br />

ner Einschätzung aufgrund seiner physischen und psychischen Stabilität und seines relativ ge-<br />

ringen Alters fiel. Engelhardt wur<strong>de</strong> zugleich auch mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong><strong>de</strong>s</strong> AfNS beauftragt. 294<br />

Hingegen sollte <strong>de</strong>r Nachrichtendienst nicht nur vom bisherigen Leiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung, Generaloberst Werner Großmann, weitergeführt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch personell<br />

weitgehend erhalten bleiben. Von <strong>de</strong>n etwa 5.000 beim MfS auf <strong>de</strong>r Linie Auslandsaufklärung<br />

beschäftigten <strong>Mitarbeiter</strong>n sollten 4.000 in <strong>de</strong>n Nachrichtendienst übernommen wer<strong>de</strong>n, was<br />

sogar eine reale Personalausweitung be<strong>de</strong>utet hätte, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>n Oktoberzahlen waren noch 700<br />

HIM und 700 OibE enthalten, die ja später nicht mehr aufgeführt wur<strong>de</strong>n. Für Leitungspositionen<br />

waren größtenteils die früheren Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung vorge-<br />

sehen. 295<br />

<strong>Die</strong>se Pläne hatten nicht lange Bestand. Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Modrow gab wenige Wochen später<br />

<strong>de</strong>n öffentlichen Protesten nach und erklärte am 12. Januar in <strong>de</strong>r Volkskammer, daß vor <strong>de</strong>n<br />

geplanten Wahlen keine neuen Geheimdienste mehr eingerichtet wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n. Damit transformierten<br />

sich die - noch nicht ganz aufgegebenen - Pläne zur ver<strong>de</strong>ckten Konservierung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Kernbestan<strong><strong>de</strong>s</strong> in ein reales Szenario <strong>de</strong>r Auflösung <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS/AfNS-Apparates. Ab Mitte Januar<br />

kontrollierten auch in <strong>de</strong>r Zentrale die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bürgerkomitees diesen Auflösungsprozeß,<br />

so gut es ihre Kräfte zuließen.<br />

Da sich die Hauptstoßrichtung <strong>de</strong>r Anti-Stasi-Bewegung <strong><strong>de</strong>s</strong> Herbstes 1989 gegen <strong>de</strong>n inneren<br />

Repressionsapparat richtete und die Legitimität <strong>de</strong>r Auslandsspionage zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t nicht von<br />

vornherein bestritten wur<strong>de</strong>, bekam die Hauptverwaltung Aufklärung die Gelegenheit, sich<br />

selbst bis zum Juni 1990 aufzulösen. <strong>Die</strong> geplanten Auslagerungen ganzer <strong>Die</strong>nsteinheiten<br />

samt <strong>Mitarbeiter</strong>n wur<strong>de</strong>n noch teilweise realisiert. Während die Militärabwehr (Linie I) im<br />

Januar 1990 aufgelöst wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n die Paßkontrolleinheiten, unter Kontrolle <strong>de</strong>r örtlichen<br />

Bürgerkomitees, tatsächlich übernommen. Am 1. März 1990 waren 6.566 ehemalige AfNS-<br />

<strong>Mitarbeiter</strong> bei <strong>de</strong>n Grenztruppen im <strong>Die</strong>nst - durften dort aber keine Leitungsfunktionen ausüben<br />

und auch nicht in kompletten Struktureinheiten übernommen wer<strong>de</strong>n. 296<br />

<strong>Die</strong> Auflösung <strong><strong>de</strong>s</strong> Personalbestan<strong><strong>de</strong>s</strong> begann zunächst vornehmlich in <strong>de</strong>n Bezirks- und Kreisämtern.<br />

Dort gab es im Dezember 1989 bereits 13.158 Entlassungen, <strong>de</strong>nen 5.963 Entlassungen<br />

im AfNS Berlin gegenüberstan<strong>de</strong>n. Bis zum 24. Januar mußten 35.633 <strong>Mitarbeiter</strong> <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst<br />

294 "Ohne uns geht es einfach nicht". Stasi-General Heinz Engelhardt über die Auflösung <strong>de</strong>r Mielke-Truppe, in:<br />

Der Spiegel 6 (1990), S. 62. Generalmajor Heinz Engelhardt, Jahrgang 1944, trat 1962 nach <strong>de</strong>m Abitur in<br />

<strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS und war seit 1987 Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung Frankfurt/O<strong>de</strong>r.<br />

295 Das Personal <strong>de</strong>r Auslandsspionage verteilte sich am 31.10.1989 wie folgt (incl. HIM/OibE): HV A<br />

(Zentrale): 3988. Abteilungen XV <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen: zusammen 756, dazu etwa 220 <strong>Mitarbeiter</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Kreisdienststellen; vgl. die Übersicht zum Leitungspersonal bei Peter Siebenmorgen: "Staatssicherheit"<br />

<strong>de</strong>r DDR. Der Westen im Fa<strong>de</strong>nkreuz <strong>de</strong>r Stasi, Bonn 1993, S. 330-331.<br />

296 Über eine Übernahme <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong> Rückwärtige <strong>Die</strong>nste liegen <strong>de</strong>rzeit keine Informationen vor; vgl.<br />

Zwischenbericht <strong><strong>de</strong>s</strong> Regierungsbeauftragten zur Auflösung <strong><strong>de</strong>s</strong> Amtes <strong>für</strong> Nationale Sicherheit vor <strong>de</strong>m<br />

Run<strong>de</strong>n Tisch, 15.1.1990; BA Abt.en Potsdam, C-20 I/3-2892, Bl. 59-69, hier Bl. 59-62; Gill/Schröter: Ministerium,<br />

S. 215.

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