Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de
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"inneren Sicherheit" tätig. Eine wichtige Rolle spielen Detekteien und private Sicherheitsdien-<br />
ste, die zu Beginn <strong>de</strong>r neunziger Jahre ein starkes Wachstum erlebten und in Ost<strong>de</strong>utschland<br />
offenbar maßgeblich von ehemaligen MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> aufgebaut wur<strong>de</strong>n. Hier können sie ihr<br />
"Handwerk" betreiben, ohne eine Überprüfung <strong>für</strong>chten zu müssen.<br />
Auch <strong>de</strong>r staatliche Sicherheitssektor, wie Polizei, Grenzschutz und Zoll, übernahm zunächst<br />
zahlreiche <strong>Mitarbeiter</strong>, beson<strong>de</strong>rs sogenannte Spezialisten (zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Personenschutz<br />
und <strong>de</strong>r Terrorabwehr), <strong>de</strong>nen aber aufgrund <strong>de</strong>r späteren Überprüfung <strong><strong>de</strong>s</strong> Öffentlichen<br />
<strong>Die</strong>nstes zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t teilweise wie<strong>de</strong>r gekündigt wur<strong>de</strong>. Auch in an<strong>de</strong>ren Zweigen <strong><strong>de</strong>s</strong> staatlichen<br />
Sektors, unter an<strong>de</strong>rem im Bildungsbereich, bei <strong>de</strong>r Post und bei <strong>de</strong>r Interflug sind nach<br />
Medienmeldungen ehemalige <strong>Mitarbeiter</strong> eingestellt wor<strong>de</strong>n. Daneben konnten die im MfS<br />
früh formulierten Pläne, materielle und finanzielle Mittel <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> in Wirtschaftsunternehmen<br />
fließen zu lassen, wohl in einem <strong>de</strong>rzeit nicht bestimmbaren Umfang realisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesen Unternehmen wur<strong>de</strong>n dann wie<strong>de</strong>rum ehemalige MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> eingestellt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Arbeitsplatzversorgung konnten auch die vormaligen operativen Kontakte zu <strong>de</strong>n Ämtern<br />
<strong>für</strong> Arbeit <strong>de</strong>r DDR genutzt wer<strong>de</strong>n. 305 Nach Presseberichten sollen MfS-<strong>Mitarbeiter</strong> ihr<br />
geistiges und materielles Kapital sowie ihre Kontakte auch als Immobilienmakler, Unternehmensberater,<br />
Reisekaufleute und an<strong>de</strong>ren freiberuflichen Tätigkeiten einsetzen.<br />
Wieviele (und welche) <strong>Mitarbeiter</strong> nicht soviel Anpassungsfähigkeit und Flexibilität beweisen<br />
konnten und auch sonst keinen sanften Übergang in die bun<strong><strong>de</strong>s</strong>republikanische Gesellschaft<br />
fan<strong>de</strong>n, ist nicht zu bestimmen. Über die Entwicklung <strong>de</strong>r Arbeitslosenquote unter <strong>de</strong>n ehemaligen<br />
MfS-<strong>Mitarbeiter</strong>n liegen ebensowenig Angaben vor wie über die Zahl <strong>de</strong>rer, die tatsächlich<br />
nur mit <strong>de</strong>r begrenzten Rente ihr Dasein fristen müssen.<br />
Der politische Standort <strong>de</strong>r <strong>Mitarbeiter</strong> ist ebenfalls schwierig exakt zu bestimmen. Schon im<br />
Januar 1990 ging die ehemalige SED-Kreisleitung daran, gemeinsam mit <strong>de</strong>r NVA einen<br />
"Verband <strong>de</strong>r Berufssoldaten <strong>de</strong>r DDR" als Interessenvertretung ins Leben zu rufen, was aber<br />
nicht von Dauer war. 306 Mittlerweile existieren mehrere Vereinigungen ehemaliger MfS-<strong>Mitarbeiter</strong><br />
(z.T. unter Einschluß von ehemaligen Angehörigen an<strong>de</strong>rer bewaffneter Organe). <strong>Die</strong><br />
größte öffentliche Wirkung hat das 1992 gegrün<strong>de</strong>te "Insi<strong>de</strong>rkomitee zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />
Geschichte <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS e.V.", das sich gegen "Verklärung o<strong>de</strong>r Nostalgie", aber auch gegen<br />
305 Vgl. die Anhörung zum "Thema Seilschaften in <strong>de</strong>n neuen Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>län<strong>de</strong>rn", in: Protokoll <strong>de</strong>r 45. Sitzung <strong>de</strong>r<br />
Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen <strong>de</strong>r SED-Diktatur in Deutschland" <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Deutschen Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>tages vom 27.9.1993, beson<strong>de</strong>rs die Berichte von Dr. Erbe (Staatsanwaltschaft Berlin),<br />
Manfred Wegener (Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>anstalt <strong>für</strong> Arbeit) und Manfred Kittlaus (Zentrale Ermittlungsstelle <strong>für</strong> Regierungs-<br />
und Vereinigungskriminalität), S. 11, 13-14, 28-31, 39-40. Lei<strong>de</strong>r beschränken sich die Berichterstatter<br />
<strong>de</strong>r Ermittlungsorgane auf Beispiele und machen keine Angaben über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r genannten Manipulationen.<br />
306 Schreiben <strong><strong>de</strong>s</strong> 1. Sekretärs <strong>de</strong>r Parteiorganisation 18-01, Scheffel, an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HA KuSch, Möller, vom<br />
8.1.1990; <strong>BStU</strong>, ZA, HA KuSch AKG ohne Signatur, unerschlossenes Material.