Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de
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Volkspolizei, Kasernierter Volkspolizei, Grenzpolizei usw., aber auch direkt aus Betrieben,<br />
Schulen und Universitäten wur<strong>de</strong>n vor allem junge SED-Mitglie<strong>de</strong>r, aber auch (noch) partei-<br />
lose FDJler <strong>für</strong> <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst geworben. 34 Insbeson<strong>de</strong>re seit 1952, als im Zuge <strong>de</strong>r 2. Parteikonfe-<br />
renz <strong>de</strong>r SED mit <strong>de</strong>r Verkündung <strong><strong>de</strong>s</strong> "Aufbaus <strong><strong>de</strong>s</strong> Sozialismus" <strong>de</strong>r innenpolitische Kurs<br />
verschärft wur<strong>de</strong>, reichte die individuelle Werbung nicht mehr aus. Mit Hilfe von Parteiaufträ-<br />
gen und Kampagnen unter <strong>de</strong>n FDJ-Mitglie<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r enorme Bedarf an weiteren Kräften<br />
ge<strong>de</strong>ckt. 35 1955 führte das MfS eine eigene Werbekampagne durch, mit <strong>de</strong>r 3.000 neue Mitar-<br />
beiter, vor allem durch die Bezirksverwaltungen, gewonnen wer<strong>de</strong>n sollten. Zu diesem Zweck<br />
sollten die Personalunterlagen von Verwaltungen und Betrieben, Hoch- und Oberschulen sowie<br />
Arbeiter- und Bauernfakultäten nach geeigneten Kandidaten durchgearbeitet wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong><br />
Kreis- und Bezirksleitungen <strong>de</strong>r SED hatten <strong>de</strong>n Kandidaten mit einem entsprechen<strong>de</strong>n Parteiauftrag<br />
die "Notwendigkeit <strong>de</strong>r Arbeit" in <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>r Staatssicherheit aufzuzeigen. Beson<strong>de</strong>ren<br />
Wert legte man darauf, auch ältere SED-Genossen zu fin<strong>de</strong>n, die zum Beispiel mit<br />
ihren Erfahrungen im "Kampf gegen <strong>de</strong>n Sozial<strong>de</strong>mokratismus" gegen die Arbeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Ostbüros<br />
<strong>de</strong>r SPD eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten. 36<br />
<strong>Die</strong> Bilanz dieser frühen Strategien zur Ka<strong>de</strong>rrekrutierung war zwiespältig: Fachliche Ansprüche<br />
wur<strong>de</strong>n an die Einstellungskandidaten nicht gestellt, es han<strong>de</strong>lte sich um geheimdienstliche<br />
Laien, die bestenfalls als Volkspolizisten eine gewisse Fühlungnahme mit ihrem neuen Arbeitsgebiet<br />
aufgenommen hatten. Politische Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft hatten bei<br />
<strong>de</strong>r Auswahl absolute Priorität. <strong>Die</strong> Einstellung von "Fachleuten", zum Beispiel aus <strong>de</strong>r<br />
Gestapo, war verboten - und nach <strong>de</strong>rzeitigem Kenntnisstand wur<strong>de</strong> dieses Verbot auch eingehalten.<br />
37 Aber auch diese Ansprüche konnten nur bedingt eingelöst wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Ermittlungsarbeit<br />
im Vorfeld <strong>de</strong>r Einstellungen steckte noch in <strong>de</strong>n Anfängen. Zunächst beschränkten sich<br />
die Erkundigungen auf das Einholen einiger Beurteilungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Vorgesetzten und <strong>de</strong>r zuständigen<br />
Parteiorganisation sowie die Angaben <strong><strong>de</strong>s</strong> Kandidaten. Entsprechend hoch war später die<br />
Quote an disziplinarischen Maßregelungen und Entlassungen. 38<br />
34 Vgl. hierzu: ebenda, sowie die exemplarische Analyse <strong>de</strong>r Verfasser von MfS-Doktorarbeiten bei Jens Gieseke:<br />
Doktoren <strong>de</strong>r Tschekistik. <strong>Die</strong> Promoven<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r "Juristischen Hochschule" <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS; BF informiert<br />
6/1994 (künftig: Gieseke: Doktoren).<br />
35 Traditionszimmer; [Heinz Lippmann]: Der 17. Juni im Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED, in: Aus Politik und Zeitgeschichte<br />
24/1956, S. 371; Ein Beleg <strong>für</strong> eine indirekte Partizipation an <strong>de</strong>r KVP-Werbekampagne steht bislang<br />
aus; vgl. Beschluß <strong><strong>de</strong>s</strong> Politbüros vom 1.7.1952, in: <strong>Die</strong>rk Hoffmann u.a. (Hrsg.): <strong>Die</strong> DDR vor <strong>de</strong>m<br />
Mauerbau: Dokumente zur Geschichte <strong><strong>de</strong>s</strong> an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschen Staates 1949-1961, München-Zürich 1993,<br />
S.110 f.<br />
36 <strong>Die</strong>nstanweisung <strong><strong>de</strong>s</strong> Staatsekretärs vom 30.3.1955; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100958; Auszüge aus <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>r<br />
Sicherheitskommission vom 17.3.1955; <strong>BStU</strong>, ZA, SdM 407, Bl. 9; Hauptaufgaben <strong>de</strong>r HA Ka<strong>de</strong>r und<br />
Schulung 1955 [o.A.], SdM 1924, Bl. 284. Vgl. Hochschule <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS, Studienmaterial zur Geschichte <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
<strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit (künftig: Studienmaterial zur Geschichte <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS), Teil III; <strong>BStU</strong>, SA 553,<br />
S. 88; sowie: Deckname Stabil, Stationen aus <strong>de</strong>m Leben und Wirken <strong><strong>de</strong>s</strong> Kommunisten und Tschekisten Paul<br />
Laufer, Leipzig 1988 (MfS-interne Veröffentlichung), S. 73.<br />
37 Vgl. Gieseke: <strong>Die</strong> Hauptamtlichen 1962, S. 24.<br />
38 Vgl. <strong>de</strong>n Abschnitt "9. Disziplinarmaßnahmen".