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Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums für - BStU - Bund.de

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<strong>Die</strong> <strong>für</strong> das MfS katastrophal verlaufene Juni-Krise 1953 hatte, im Unterschied zu <strong>de</strong>n perso-<br />

nellen Konsequenzen an <strong>de</strong>r Spitze und trotz <strong>de</strong>r formalen Herabstufung zum Staatssekretariat,<br />

offenbar keine größere Säuberungs- und Entlassungswelle bzw. eine Reduzierung <strong><strong>de</strong>s</strong> Perso-<br />

nalbestan<strong><strong>de</strong>s</strong> zur Folge. Im Gegenteil - bis 1955 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Apparat jährlich um ca. zweitausend<br />

zusätzliche Ka<strong>de</strong>r ausgebaut. Zu einem Rückgang <strong>de</strong>r Zahlen kam es hingegen infolge eines<br />

von Minister Wollweber verfügten Moratoriums in <strong>de</strong>n Jahren 1956 und 1957, über <strong><strong>de</strong>s</strong>sen<br />

Grün<strong>de</strong> noch keine Aussage getroffen wer<strong>de</strong>n kann. Es durften lediglich entlassene <strong>Mitarbeiter</strong><br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n, eine personelle Ausweitung war nicht zulässig, was insbeson<strong>de</strong>re - bei fortdau-<br />

ern<strong>de</strong>r Versetzung befähigter Ka<strong>de</strong>r in die Zentrale - in <strong>de</strong>n Bezirksverwaltungen zu einer si-<br />

gnifikanten Personalreduktion führte (1956: - 4,1 Prozent; 1957: - 1,1 Prozent). 118<br />

Seit <strong>de</strong>r Entmachtung Wollwebers und <strong>de</strong>m Amtsantritt Mielkes wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Personalbestand<br />

wie<strong>de</strong>r beständig ausgeweitet, jährlich in einer Größenordnung von etwa tausend und mehr<br />

<strong>Mitarbeiter</strong>n. Ab 1968 stiegen die Wachstumsraten merklich an: Um fast zehn Prozent wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Personalbestand in diesem Jahr aufgestockt. Der absolute Spitzenwert wur<strong>de</strong> im Jahr 1972<br />

mit 4.608 zusätzlichen <strong>Mitarbeiter</strong>n erreicht. <strong>Die</strong>se Blütezeit hielt bis 1982 an, in <strong>de</strong>n "langen"<br />

siebziger Jahren von 1968 bis 1982 wuchs <strong>de</strong>r Bestand um 122,9 Prozent.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach <strong>de</strong>n Triebkräften läßt sich <strong>de</strong>rzeit nicht abschließend beantworten. <strong>Die</strong> hohe<br />

Kontinuität seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r fünfziger bis Anfang <strong>de</strong>r achtziger Jahre, aber auch <strong>de</strong>r lange Vorlauf<br />

<strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>rrekrutierung und die Planungszeiträume <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> lassen es zweifelhaft erscheinen,<br />

daß einzelne politische Ereignisse starken Einfluß auf die Einstellungszahlen hatten.<br />

So ist es etwa nach <strong>de</strong>m Mauerbau 1961, <strong>de</strong>r ja eine sicherheitspolitische Lageentspannung mit<br />

sich brachte, keineswegs zu einer Einschränkung <strong>de</strong>r Personalrekrutierung gekommen. Im Jahr<br />

1971 gab es zwar einen Rückgang, über <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Machtwechsel<br />

Ulbricht/Honecker sich spekulieren ließe. Er wur<strong>de</strong> aber im Folgejahr voll kompensiert.<br />

Zur Erklärung <strong><strong>de</strong>s</strong> massiven Zuwachses in <strong>de</strong>n siebziger Jahren (<strong>de</strong>r aber tatsächlich schon<br />

1968 einsetzte) ist hypothetisch auf die Entspannungspolitik und ihre Folgen, etwa <strong>de</strong>n Übergang<br />

zu arbeitsaufwendigeren "Zersetzungsmetho<strong>de</strong>n" gegen Oppositionelle, hingewiesen<br />

wor<strong>de</strong>n, außer<strong>de</strong>m auf die wachsen<strong>de</strong> Rolle <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS als "Schmiermittel <strong>de</strong>r Gesellschaft". 119 In<br />

<strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>r Staatssicherheit fin<strong>de</strong>n sich aber regelmäßig nur sehr allgemeine, wie<br />

selbstverständlich formulierte Hinweise auf <strong>de</strong>n "hohen Ka<strong>de</strong>rbedarf". 120 Be<strong>de</strong>utung hatte<br />

118 Bislang liegt als dienstliche Bestimmung nur vor: Befehl 50/57 <strong><strong>de</strong>s</strong> Ministers: Einstellungen und Entlassungen<br />

in <strong>de</strong>n Bezirksverwaltungen <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Ministeriums</strong> <strong>für</strong> Staatssicherheit; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100181.<br />

119 Vgl. die Diskussionsbeiträge von Lutz Niethammer, Roger Engelmann und Clemens Vollnhals in: Klaus-<br />

<strong>Die</strong>tmar Henke, Roger Engelmann (Hrsg.): Aktenlage. <strong>Die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong><strong>de</strong>s</strong> Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>für</strong> die Zeitgeschichtsforschung, Berlin 1995, S. 189-191 und 231.<br />

120 Z.B.: HA KuSch vom 11.10.1967, Einschätzung <strong><strong>de</strong>s</strong> gegenwärtigen Stan<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

<strong>Die</strong>nsteinheiten <strong><strong>de</strong>s</strong> MfS erarbeiteten Ka<strong>de</strong>rprogramme; <strong>BStU</strong>, ZA, KL SED, unerschlossenes Material, Bl.<br />

180-200 (künftig: HA KuSch, Einschätzung Ka<strong>de</strong>rprogramme), hier Bl. 193; Forschungsarbeit innere<br />

Sicherheit, S. 25 (siehe Anm. 30).

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