Wie plural ist normal? - Landesjugendring NRW e.V.
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Erkennbar <strong>ist</strong>, dass Jugendliche fast die gesamte gesellschaftlich ex<strong>ist</strong>ierende Spannbreite<br />
an Lebensstilen bzw. sozialen Milieus (es gibt 10 Erwachsenen-Milieus und 7 Jugendlichen-Milieus)<br />
abdecken. Es <strong>ist</strong> deshalb durchaus gerechtfertigt, von einer Pluralität der<br />
Lebensstile Jugendlicher in Deutschland zu sprechen. Allerdings gibt es bei den Jugendlichen-Milieus<br />
auf der einen Seite noch keine „Konservativen“ und keine „Etablierten“, auf<br />
der anderen Seite keine „DDR-Nostalgischen“ mehr. Die sozialen Milieus der jüngeren unterscheiden<br />
sich prozentual deutlich von denjenigen der älteren Generation, d.h. es gibt<br />
deutlich weniger „Traditionelle“ und „Post-Materielle“ auf der einen und deutlich mehr<br />
„Hedon<strong>ist</strong>en“, „Performer“ und „Experimental<strong>ist</strong>en“ auf der anderen Seite.<br />
Deutlich wird auch, dass der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder mit der Zeit abnimmt. In<br />
Bezug auf die Lebenslage <strong>ist</strong> er noch relativ groß, d.h. die Lebenslagen der Kinder und<br />
Jugendlichen sind noch stark abhängig von denjenigen der Eltern. In Bezug auf die Lebensstile<br />
und Milieus <strong>ist</strong> der Einfluss der Eltern nur noch auf die Kinder relativ stark. Jugendliche<br />
bilden hingegen schon eine eigene Lebensstil- und Milieuorientierung aus (vgl.<br />
hierzu BDKJ & Misereor 2008). Für Jugendliche sind Lebensstile besonders bedeutsam, da<br />
sie häufig viel Wert auf D<strong>ist</strong>inktion, d.h. die Abgrenzung von Personen mit einem anderen<br />
Lebensstil, legen. Sie tendieren stark dazu, sich von anderen abzugrenzen bzw. mit anderen<br />
Altersgenossen durch ihren Lebensstil zu „verbünden“. Der Wechsel des Lebensstils<br />
und des Milieus <strong>ist</strong> für Jugendliche noch relativ einfach, er kommt deshalb auch häufiger<br />
vor. Bei jungen Erwachsenen nimmt die Bereitschaft zur Änderung dann deutlich ab, d.h.<br />
es bilden sich langsam Milieuidentitäten heraus.<br />
Betrachtet man z.B. die Milieus, die die Angebote des BDKJ nutzen, dann fällt Folgendes<br />
auf: Die Heimatmilieus der Jugendlichen, die zu den Angeboten des BDKJ tendieren, sind<br />
das traditionelle, das bürgerliche und das postmaterielle Milieu, ein ehemaliges Leitmilieu.<br />
Insgesamt 24% der gesamten Jugendlichen nutzen die Angebote des BDKJ. Fernab vom<br />
BDKJ gibt es noch das „aufsteigende“ Milieu der „Performer“, das neue Leitmilieu, das Milieu<br />
der „Experimental<strong>ist</strong>en“, das insgesamt 39% der Jugendlichen wählen, und zwei eher<br />
materiell „abgehängte“ Milieus, das „hedon<strong>ist</strong>ische“ und das „konsum-material<strong>ist</strong>ische Milieu“.<br />
Diesen beiden Milieus lassen sich etwa 37% der Jugendlichen zurechnen. Somit haben<br />
ca. 76 % der gesamten Jugendlichen keinen oder kaum Kontakt zu den Angeboten<br />
des BDKJ.<br />
Zu vermuten <strong>ist</strong> jedoch, dass die Jugendlichen der beiden zuletzt genannten Milieus von<br />
keinem Jugendverband erreicht werden. Für sie <strong>ist</strong> eher die Jugendsozialarbeit zuständig,<br />
wenn sie denn überhaupt Angebote der Jugendarbeit nutzen. Damit sind m.E. auch die<br />
entscheidenden Herausforderungen der Jugendverbandsarbeit schon angedeutet.<br />
Herausforderungen für die Jugendverbandsarbeit<br />
Um die Herausforderungen der Jugendverbandsarbeit zu beschreiben, muss man zunächst<br />
die strukturellen Voraussetzungen der Jugendarbeit betrachten. In Deutschland<br />
<strong>ist</strong> die Kinder- und Jugendarbeit – ähnlich wie die Schule – strukturell stark durch eine<br />
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