amz 4 2013
amz 4 2013
amz 4 2013
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etrieb management<br />
Damit liegt er auf einer Wellenlänge<br />
mit vielen Werkstattmeistern. Genau wie<br />
viele Praktiker an der Front weist er auf<br />
die Unabhängigkeit der Prüfer hin. Darüber<br />
hinaus gibt er zu bedenken, dass eine<br />
Meister-HU aus seiner Sicht vor allem größeren<br />
Betrieben und den Innungen zugute<br />
käme: „Besonders nachteilig wäre die<br />
Abkehr vom dualen System für mittlere<br />
und kleine Werkstätten, die das Angebot<br />
einer Werkstatt-HU weder logistisch noch<br />
finanziell auf die Beine stellen könnten.<br />
Sie hätten damit einen Wettbewerbsnachteil<br />
gegenüber den großen Ketten-<br />
Betrieben. Profitieren würden auf jeden<br />
Fall die Innungen, die gerne Kurse für die<br />
Durchführung der Aus- und Weiterbildung<br />
anbieten würden.“<br />
Was muss der Prüfer können?<br />
Die Frage, welche zusätzlichen Qualifikationen<br />
ein Meister bräuchte, um eine HU<br />
durchführen zu dürfen, ist derzeit allerdings<br />
noch nicht geklärt. Interessant ist<br />
jedoch ein Blick über die Grenzen. Denn<br />
unsere Nachbarn in Österreich und den<br />
Niederlanden führen bereits seit Jahren<br />
die Fahrzeuguntersuchung im Kfz-Betrieb<br />
durch. Die niederländischen Autofahrer<br />
scheinen damit jedenfalls keine Probleme<br />
zu haben. Und es ist auch nicht bekannt,<br />
dass der technische Standard der Fahrzeuge<br />
bei unseren westlichen Nachbarn<br />
schlechter wäre als hierzulande.<br />
Der niederländische Fachjournalist<br />
Eric van Spelde beschreibt das System folgendermaßen:<br />
„Funktioniert bei uns seit<br />
1985 ziemlich gut. Klar, dass es eine gute<br />
Kontrolle auf Beutelschneiderei seitens<br />
der untersuchenden Werkstatt oder aber<br />
Abnahme von nicht straßentauglichen<br />
(zum Verkauf anstehende oder gerade<br />
verkaufte) Fahrzeugen bedarf.“ Er weist<br />
darauf hin, dass es ohnehin nicht zeitgemäß<br />
und auch nicht kundenfreundlich<br />
108 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 4-<strong>2013</strong><br />
sei, Fahrzeugen die Abnahme zu verweigern,<br />
weil sie kleine Mängel hätten, die<br />
man schnell und kostengünstig beheben<br />
könne. Das sei ja ein großer Anteil der<br />
festgestellten Mängel. „Hier ist es in den<br />
allermeisten Fällen so: Prüfen, falls nötig<br />
reparieren, mit frischer HU abfahren.“<br />
Niederlande und Österreich:<br />
es geht doch!<br />
Nach van Speldes Auffassung funktioniert<br />
im Großen und Ganzen die Kontrolle vom<br />
„Rijksdienst voor het Wegverkeer“ ganz<br />
gut. Wird ein Auto vom Prüfer abgenommen,<br />
muss es noch eine dreiviertel Stunde<br />
zur Verfügung stehen zwecks Stichprobe.<br />
Kommt tatsächlich ein Prüfer und werden<br />
dabei – auch kleine – Ausrutscher konstatiert,<br />
bekommt der prüfende Meister<br />
Strafpunkte. Wenn alles in Ordnung ist,<br />
gibt es Bonuspunkte und wenn davon genügend<br />
vorhanden sind, kommt der Betrieb<br />
in eine Spitzengruppe. Er wird dann<br />
weniger oft kontrolliert. Ist aber öfters<br />
etwas faul, geht es in die Penalty-Klasse.<br />
Das bedeutet: mehr Besuche vom Prüfer<br />
der Prüfer. Kommen dabei genügend<br />
Strafpunkte zusammen, wird dem prüfenden<br />
Meister die Lizenz entzogen.<br />
In Österreich ergibt sich ein ähnliches<br />
Bild. Die Hauptuntersuchung heißt dort<br />
Pickerl oder § 57a-Begutachtung. Andreas<br />
Westermeyer von der Bundesinnung der<br />
Kraftfahrzeugtechniker beschreibt die Situation<br />
folgendermaßen: „Jede § 57a-Begutachtungsstelle<br />
ist eine unabhängige<br />
Prüfstelle, welche im Auftrag der Behörde<br />
agiert. Sie muss neben unterschiedlichen<br />
Ausrüstungsgegenständen und Werkzeugen<br />
auch über geeignete Personen verfügen,<br />
welche sich regelmäßigen Schulungen<br />
unterziehen müssen. Sollten diese<br />
Schulungen verabsäumt werden, kann<br />
der Begutachtungsstelle von der Behörde<br />
das Recht zur Begutachtung entzogen<br />
Die Hauptuntersuchung ist mehr als das<br />
bloße Plakettenkleben. Für Werkstätten und<br />
Prüforganisationen ist sie gleichermaßen eine<br />
gute Geldquelle. Wer sie in Zukunft wirklich<br />
ausführen wird, ist derzeit ungewiss.<br />
Foto: GTÜ<br />
werden. Ebenso führt die Behörde laufende<br />
Revisionen durch, so dass auf allfällige<br />
Verfehlungen sofort mit Konsequenzen<br />
zu rechnen ist.“<br />
Die Vorteile in Österreich fasst Westermeyer<br />
so zusammen: „Den Werkstätten<br />
steht es frei, sich von der Behörde zu<br />
einer § 57a-Begutachtungsstelle ermächtigen<br />
zu lassen. Wesentliche Kriterien für<br />
eine solche Entscheidung sind der laufende<br />
Kontakt zum Kunden und das Service-<br />
Angebot alles aus einer Hand. Der Kunde<br />
muss nicht mehrere Termine vereinbaren.“<br />
Kontrollen sind wirksam<br />
Die behördliche Kontrolle verhindert offenbar<br />
in beiden Nachbarländern ganz<br />
gut, dass schwarze Schafe nicht verkehrstüchtige<br />
Fahrzeuge mit einer Plakette versehen.<br />
Ist also die Aufregung in Deutschland<br />
überzogen? Offenbar lässt sich in anderen<br />
Ländern eine Struktur etablieren, die im<br />
Großen und Ganzen alle Seiten zufriedenstellt.<br />
Auch wenn sich der ZDK für die Meister-HU<br />
stark macht: bisher spricht noch<br />
niemand wirklich darüber, wer eigentlich<br />
die Überprüfung der Betriebe durchführen<br />
soll und welche Sanktionen wie verhängt<br />
werden können.<br />
Dass dies passieren muss, steht allerdings<br />
außer Frage. Wer das wie bezahlen<br />
soll, ist bisher auch noch nicht geklärt.<br />
Ziemlich sicher dagegen ist, dass eine EUweite<br />
Regelung kommen wird, ob der ZDK<br />
und die Prüforganisationen dies wollen<br />
oder nicht. Denn Europa regiert auch bei<br />
der Verkehrssicherheit mit.<br />
Dr. Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer<br />
des ZDK sieht das so: „Ganz wichtig:<br />
Die Meister-HU ist eine Chance und keine<br />
Pflicht. Jeder Betrieb, der das will oder<br />
dessen Kunden das wünschen, kann die<br />
HU auch künftig von einer Prüforganisation<br />
durchführen lassen.“ Danach hat der<br />
Autofahrer in Zukunft also die Wahl, wem<br />
er mehr vertrauen möchte. Ob das am<br />
Ende das Aus für die Prüforganisationen<br />
bedeutet oder die HU in der Werkstatt ins<br />
Hintertreffen gerät, entscheidet der Fahrzeughalter.<br />
Das heißt aber nicht, dass die HU<br />
durch die Prüforganisationen vor dem<br />
Aus steht. Vielmehr wird sich wohl ein<br />
Miteinander von beiden Systemen etablieren.<br />
Ob dann ein Preiskampf in Sachen<br />
HU entbrennt, wird sich ebenfalls zeigen.<br />
Genau hierauf hebt der Autofahrerclub