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etrieb management<br />

Damit liegt er auf einer Wellenlänge<br />

mit vielen Werkstattmeistern. Genau wie<br />

viele Praktiker an der Front weist er auf<br />

die Unabhängigkeit der Prüfer hin. Darüber<br />

hinaus gibt er zu bedenken, dass eine<br />

Meister-HU aus seiner Sicht vor allem größeren<br />

Betrieben und den Innungen zugute<br />

käme: „Besonders nachteilig wäre die<br />

Abkehr vom dualen System für mittlere<br />

und kleine Werkstätten, die das Angebot<br />

einer Werkstatt-HU weder logistisch noch<br />

finanziell auf die Beine stellen könnten.<br />

Sie hätten damit einen Wettbewerbsnachteil<br />

gegenüber den großen Ketten-<br />

Betrieben. Profitieren würden auf jeden<br />

Fall die Innungen, die gerne Kurse für die<br />

Durchführung der Aus- und Weiterbildung<br />

anbieten würden.“<br />

Was muss der Prüfer können?<br />

Die Frage, welche zusätzlichen Qualifikationen<br />

ein Meister bräuchte, um eine HU<br />

durchführen zu dürfen, ist derzeit allerdings<br />

noch nicht geklärt. Interessant ist<br />

jedoch ein Blick über die Grenzen. Denn<br />

unsere Nachbarn in Österreich und den<br />

Niederlanden führen bereits seit Jahren<br />

die Fahrzeuguntersuchung im Kfz-Betrieb<br />

durch. Die niederländischen Autofahrer<br />

scheinen damit jedenfalls keine Probleme<br />

zu haben. Und es ist auch nicht bekannt,<br />

dass der technische Standard der Fahrzeuge<br />

bei unseren westlichen Nachbarn<br />

schlechter wäre als hierzulande.<br />

Der niederländische Fachjournalist<br />

Eric van Spelde beschreibt das System folgendermaßen:<br />

„Funktioniert bei uns seit<br />

1985 ziemlich gut. Klar, dass es eine gute<br />

Kontrolle auf Beutelschneiderei seitens<br />

der untersuchenden Werkstatt oder aber<br />

Abnahme von nicht straßentauglichen<br />

(zum Verkauf anstehende oder gerade<br />

verkaufte) Fahrzeugen bedarf.“ Er weist<br />

darauf hin, dass es ohnehin nicht zeitgemäß<br />

und auch nicht kundenfreundlich<br />

108 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 4-<strong>2013</strong><br />

sei, Fahrzeugen die Abnahme zu verweigern,<br />

weil sie kleine Mängel hätten, die<br />

man schnell und kostengünstig beheben<br />

könne. Das sei ja ein großer Anteil der<br />

festgestellten Mängel. „Hier ist es in den<br />

allermeisten Fällen so: Prüfen, falls nötig<br />

reparieren, mit frischer HU abfahren.“<br />

Niederlande und Österreich:<br />

es geht doch!<br />

Nach van Speldes Auffassung funktioniert<br />

im Großen und Ganzen die Kontrolle vom<br />

„Rijksdienst voor het Wegverkeer“ ganz<br />

gut. Wird ein Auto vom Prüfer abgenommen,<br />

muss es noch eine dreiviertel Stunde<br />

zur Verfügung stehen zwecks Stichprobe.<br />

Kommt tatsächlich ein Prüfer und werden<br />

dabei – auch kleine – Ausrutscher konstatiert,<br />

bekommt der prüfende Meister<br />

Strafpunkte. Wenn alles in Ordnung ist,<br />

gibt es Bonuspunkte und wenn davon genügend<br />

vorhanden sind, kommt der Betrieb<br />

in eine Spitzengruppe. Er wird dann<br />

weniger oft kontrolliert. Ist aber öfters<br />

etwas faul, geht es in die Penalty-Klasse.<br />

Das bedeutet: mehr Besuche vom Prüfer<br />

der Prüfer. Kommen dabei genügend<br />

Strafpunkte zusammen, wird dem prüfenden<br />

Meister die Lizenz entzogen.<br />

In Österreich ergibt sich ein ähnliches<br />

Bild. Die Hauptuntersuchung heißt dort<br />

Pickerl oder § 57a-Begutachtung. Andreas<br />

Westermeyer von der Bundesinnung der<br />

Kraftfahrzeugtechniker beschreibt die Situation<br />

folgendermaßen: „Jede § 57a-Begutachtungsstelle<br />

ist eine unabhängige<br />

Prüfstelle, welche im Auftrag der Behörde<br />

agiert. Sie muss neben unterschiedlichen<br />

Ausrüstungsgegenständen und Werkzeugen<br />

auch über geeignete Personen verfügen,<br />

welche sich regelmäßigen Schulungen<br />

unterziehen müssen. Sollten diese<br />

Schulungen verabsäumt werden, kann<br />

der Begutachtungsstelle von der Behörde<br />

das Recht zur Begutachtung entzogen<br />

Die Hauptuntersuchung ist mehr als das<br />

bloße Plakettenkleben. Für Werkstätten und<br />

Prüforganisationen ist sie gleichermaßen eine<br />

gute Geldquelle. Wer sie in Zukunft wirklich<br />

ausführen wird, ist derzeit ungewiss.<br />

Foto: GTÜ<br />

werden. Ebenso führt die Behörde laufende<br />

Revisionen durch, so dass auf allfällige<br />

Verfehlungen sofort mit Konsequenzen<br />

zu rechnen ist.“<br />

Die Vorteile in Österreich fasst Westermeyer<br />

so zusammen: „Den Werkstätten<br />

steht es frei, sich von der Behörde zu<br />

einer § 57a-Begutachtungsstelle ermächtigen<br />

zu lassen. Wesentliche Kriterien für<br />

eine solche Entscheidung sind der laufende<br />

Kontakt zum Kunden und das Service-<br />

Angebot alles aus einer Hand. Der Kunde<br />

muss nicht mehrere Termine vereinbaren.“<br />

Kontrollen sind wirksam<br />

Die behördliche Kontrolle verhindert offenbar<br />

in beiden Nachbarländern ganz<br />

gut, dass schwarze Schafe nicht verkehrstüchtige<br />

Fahrzeuge mit einer Plakette versehen.<br />

Ist also die Aufregung in Deutschland<br />

überzogen? Offenbar lässt sich in anderen<br />

Ländern eine Struktur etablieren, die im<br />

Großen und Ganzen alle Seiten zufriedenstellt.<br />

Auch wenn sich der ZDK für die Meister-HU<br />

stark macht: bisher spricht noch<br />

niemand wirklich darüber, wer eigentlich<br />

die Überprüfung der Betriebe durchführen<br />

soll und welche Sanktionen wie verhängt<br />

werden können.<br />

Dass dies passieren muss, steht allerdings<br />

außer Frage. Wer das wie bezahlen<br />

soll, ist bisher auch noch nicht geklärt.<br />

Ziemlich sicher dagegen ist, dass eine EUweite<br />

Regelung kommen wird, ob der ZDK<br />

und die Prüforganisationen dies wollen<br />

oder nicht. Denn Europa regiert auch bei<br />

der Verkehrssicherheit mit.<br />

Dr. Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer<br />

des ZDK sieht das so: „Ganz wichtig:<br />

Die Meister-HU ist eine Chance und keine<br />

Pflicht. Jeder Betrieb, der das will oder<br />

dessen Kunden das wünschen, kann die<br />

HU auch künftig von einer Prüforganisation<br />

durchführen lassen.“ Danach hat der<br />

Autofahrer in Zukunft also die Wahl, wem<br />

er mehr vertrauen möchte. Ob das am<br />

Ende das Aus für die Prüforganisationen<br />

bedeutet oder die HU in der Werkstatt ins<br />

Hintertreffen gerät, entscheidet der Fahrzeughalter.<br />

Das heißt aber nicht, dass die HU<br />

durch die Prüforganisationen vor dem<br />

Aus steht. Vielmehr wird sich wohl ein<br />

Miteinander von beiden Systemen etablieren.<br />

Ob dann ein Preiskampf in Sachen<br />

HU entbrennt, wird sich ebenfalls zeigen.<br />

Genau hierauf hebt der Autofahrerclub

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