Adaptive Modellierung und Simulation - Adaptive Systemarchitektur ...
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3-2 Wissensbasierte <strong>Modellierung</strong><br />
3.1.1 <strong>Modellierung</strong> mit Regeln<br />
Beginnen wir mit einem einfachen System, etwa dem Wirkungszusammenhang<br />
zwischen Eisflächenbildung <strong>und</strong> Sonneneinstrahlung in der Antarktis. Dazu können<br />
wir uns am Anfang einige Zusammenhänge lose notieren:<br />
(1) Die Sonneneinstrahlung unterteilt sich in einen Teil, der absorbiert wird, <strong>und</strong><br />
einen Teil, der zurückgestrahlt wird. Wenn sich die Eisfläche vergrößert, erhöht<br />
sich die Albedo, das Rückstrahlvermögen (Verhältnis Rückstrahlungsenergie<br />
zu Einstrahlungsenergie); wenn sie kleiner wird, verringert sich die<br />
Albedo.<br />
(2) Ein Anstieg der Temperatur bewirkt eine Verkleinerung der Eisfläche, ein<br />
Absinken eine Vergrößerung.<br />
(3) Erhöht sich die Albedo, so wird weniger Einstrahlenergie absorbiert. Umkehrt<br />
wird mehr Energie absorbiert, wenn sich die Albedo verkleinert.<br />
(4) Wird weniger Energie absorbiert, so sinkt die Temperatur; bei erhöhter Absorption<br />
steigt die Temperatur.<br />
Aus diesen umgangssprachlichen Feststellungen kann man in einem ersten Schritt<br />
alle wichtigen Zustandsgrößen herausziehen <strong>und</strong> eine Liste bilden („Glossar“,<br />
ähnlich wie in der Softwareentwicklung zum Bilden einer Spezifikation). In unserem<br />
Fall sind dies die Größen „Eisflächengröße“, „Temperatur“, „Albedo“ <strong>und</strong><br />
„Absorption“. Die vier Feststellungen kann man nun in Form von formalen Regeln<br />
formulieren, deren Argumente von der Zeit t abhängen:<br />
• WENN wächst_Eisfläche(t) DANN wächst_Albedo(t)<br />
• WENN sinkt_Eisfläche(t) DANN sinkt_Albedo(t)<br />
• WENN wächst_Temperatur(t) DANN sinkt_Eisfläche(t)<br />
• WENN sinkt_Temperatur(t) DANN wächst_Eisfläche(t)<br />
• WENN wächst_Albedo(t) DANN sinkt_Absorption(t)<br />
• WENN sinkt _Albedo(t) DANN wächst _Absorption(t)<br />
• WENN sinkt_Absorption(t) DANN sinkt_Temperatur(t)<br />
• WENN wächst_Absorption(t) DANN wächst_Temperatur(t)<br />
Hätten wir noch zusätzliche Einflüsse, so würde die eine Bedingung nach WENN<br />
durch weitere Bedingungen mit UND verb<strong>und</strong>en.<br />
Dabei beobachten wir, dass bei den Regeln immer Paare existieren, die eine positive<br />
bzw. negative Wirkung charakterisieren. Wir können diese Paare zusammenfassen,<br />
indem wir einen Wirkungsgraphen konstruieren, in dem wir alle Gr<strong>und</strong>entitäten<br />
als Knoten <strong>und</strong> die Einflüsse als gerichtete Kanten (Pfeile) darstellen, siehe<br />
Abb. 3.1. Hierbei sind gegenläufige Einflüsse mit dem Minuszeichen versehen,<br />
gleichlaufende mit dem Pluszeichen.