Download als PDF - Sozialplattform Oberösterreich
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Arbeitswelt und Armut<br />
1 Arbeitslosigkeit macht arm, Arbeit auch<br />
Der postfordistische Kapitalismus kehrt in seinen Normalzustand<br />
zurück, nämlich die atypische, flexibilisierte Arbeit<br />
auf Subsistenzniveau. Im Fordismus sicherte das Mindestabstandsprinzip<br />
eine relative klare Trennlinie zwischen arbeitenden<br />
Nicht-Armen und nicht-arbeitenden Armen. Der<br />
postfordistische Prozess der Prekarisierung löst diese Trennlinie<br />
schrittweise auf.<br />
2 Armut<br />
Armut wird zu einer allgegenwärtigen Lebenserfahrung,<br />
auch in den Mittelschichten. 28% aller ÖsterreicherInnen<br />
leben unter eingeschränkten Lebensbedingungen. Sie können<br />
etwa verschlissene Kleidung nicht ersetzen (primäre<br />
Benachteiligung), haben keinen PC oder keine Geschirrspülmaschine<br />
(sekundäre Benachteiligung), sind gesundheitlich<br />
eingeschränkt, haben Wohnungsprobleme oder Probleme<br />
im Wohnumfeld. Armutsgefährdete Haushalte leiden unter<br />
relativer Deprivation, <strong>als</strong>o einer Armutsgefährdung durch<br />
niedriges Einkommen. Diese Armutsgefährdung erreicht im<br />
mehrjährigen Schnitt in Ö 12,6%, in OÖ 9,7%. Dabei liegt<br />
die Armutslücke, <strong>als</strong>o der Abstand zwischen Medianeinkommen<br />
und Armuts(gefährdungs)schwelle mehrjährig bei<br />
17%. Manifest arm sind Personen, die sowohl depriviert<br />
<strong>als</strong> auch armutsgefährdet sind. Das sind (Basis 2006) 6%<br />
der Bevölkerung in Österreich, 4% in OÖ. Während die Armutsgefährdung<br />
mehrjährig relativ stabil ist, ist die Quote<br />
der manifesten Armut seit 1999 von 4% auf 6% gestiegen.<br />
Das relative Risiko der Armutsgefährdung lag in Haushalten<br />
mit voller Erwerbstätigkeit bei 33% des Durchschnitts, bei<br />
Haushalten ohne einen Erwerbstätigen beim 7-fachen des<br />
Durchschnitts.<br />
DDr. Nikolaus Dimmel<br />
Nikolaus Dimmel - Studium Jus und Philosophie,<br />
Vorstandsarbeit und Geschäftsführung in<br />
verschiedenen sozialwirtschaftlichen Organisationen,<br />
u. a. im Verein für Bewährungshilfe,<br />
seit 1997 an der Universität Salzburg, seit 1999<br />
Univ. Prof., seit 2006 Leiter des Lehrgangs für<br />
Migrationsmanagement, Kreisky-Preis-Träger<br />
2005 (Anerkennungspreis für „Politische Kultur<br />
in Österreich“)<br />
arbeitslos - krank - alt - drei Wege in die Armut Enquete des Armutsnetzwerks OÖ, 22. 10. 2008 23