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Download als PDF - Sozialplattform Oberösterreich

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Solche Bilder haben noch immer tief schockierende Wirkung auf uns und werden gerne für<br />

den politischen Diskurs verwendet. Das ist nicht immer für die Wahrnehmung und Lösung<br />

jener Problemen förderlich, die dazu führen, dass Menschen in Armutslagen geraten und<br />

sich soziale Gräben auftun. Ich sehe es deshalb <strong>als</strong> Erfolg an, dass Armut heute in Form von<br />

Statistiken entpersonifiziert und Gegenstand einer modernen und professionellen Sozialverwaltung<br />

geworden ist. Armut ist eine Angelegenheit, die den gesamten sozialen Zusammenhalt<br />

betrifft und persönliches Mitleid kann dabei nur eine geringe Rolle spielen.<br />

In Österreich leben 87% der Menschen neben einer Minderheit von 13%, die armutsgefährdet<br />

sind. Was aber bedeutet das?<br />

Es gibt einen Indikator, der besagt, dass in Österreich rund 1 Million Menschen unter der<br />

sogenannten Armutsgefährdungsschwelle leben. So viele Menschen haben pro Monat weniger<br />

<strong>als</strong> rund 900 Euro zur Verfügung bzw. wenn weitere Erwachsene im Haushalt leben<br />

jeweils 450 Euro mehr, wenn Kinder im Haushalt leben jeweils 290 Euro mehr. Armutsgefährdungsquote<br />

und –schwelle sind keine willkürliche Erfindung unserer Regierung oder<br />

nationaler ExpertInnen, sondern beruhen auf internationalen Normen. Die Europäische Gemeinschaft<br />

hatte <strong>als</strong> zentrales Thema immer die Steigerung und Sicherung des wirtschaftlichen<br />

Wachstums. Dies gilt insbesondere auch für die heutige Union. Erst im Jahr 1997<br />

wurde auch Sozialpolitik im Vertrag von Amsterdam <strong>als</strong> ein gemeinsames politisches Ziel<br />

der Union verankert. Die europäische Beschäftigungsstrategie wurde beschlossen. Wachstum<br />

sollte eben auch Jobs schaffen. In der sogenannten Lissabon-Strategie wird jetzt auch<br />

das Ziel, Armut und Ausgrenzung zu verringern und soziale Eingliederung zu sichern, berücksichtigt.<br />

Im Gipfel von Laeken wurden dafür gemeinsame Indikatoren beschlossen. Eine<br />

gemeinsame Verordnung des Europäischen Parlaments sowie der Kommission wurde im Jahr<br />

2003 erlassen, die für alle Mitgliedsstaaten die Erstellung von harmonisierten Statistiken<br />

über Einkommen und Lebensbedingungen vorsieht. Auf dieser Grundlage wird in Österreich<br />

seit dem Jahr 2003 jährlich die EU-SILC Erhebung durchgeführt und es werden Indikatoren<br />

berechnet.<br />

Die zugrundeliegende Norm stammt aus den 1980er Jahren, <strong>als</strong> die Armutsforschung vor<br />

allem in Großbritannien große Fortschritte machte. Sie kann etwa so formuliert werden,<br />

dass alle Menschen zumindest ebensoviele Ressourcen erhalten sollen, dass sie am sozialen<br />

Leben in ihrem Aufenthaltsland teilnehmen können. Gemeint sind materielle UND immaterielle<br />

Ressourcen wie Bildung, Gesundheit, soziales Kapital etc. Es ist mir wichtig zu betonen,<br />

dass diese Norm ohne jede Bedingung formuliert ist, der Ressourcenzugang sollte <strong>als</strong>o<br />

ermöglicht werden, gleichgültig aus welchem Grund eine Armutslage besteht.<br />

Ob Ressourcen ausreichend sind, ist gar nicht so einfach zu beurteilen. Traditionell wird<br />

dabei dem Einkommen besondere Bedeutung zugemessen. Wenn jemand in einem Haushalt<br />

lebt, der nur über wenig Einkommen verfügt, ist es empirisch wahrscheinlich, dass auch<br />

andere Ressourcen eher bescheiden sind.<br />

arbeitslos - krank - alt - drei Wege in die Armut Enquete des Armutsnetzwerks OÖ, 22. 10. 2008 27

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