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Jakob Kindinger

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1. Grundbetrag:<br />

a) für jedes Gefolgschaftsmitglied DM 7,50<br />

b) bei Verheir. f. d. Ehefrau plus 4,50<br />

c) f. jedes Kind unter 18 J. 3,75<br />

2) Zulage bei<br />

Betriebszugehörigkeit über 1-5 J. DM 6,-<br />

5-10 J 12,-<br />

10-15 J 18,-<br />

15-20 J 24,-<br />

20-25 J 30,-<br />

25 J 36,-<br />

Dieses Angebot des Bensheimer Tonwerks ist nach unserer Meinung – und hier werden alle<br />

Gewerkschafter und Arbeiter uns recht geben – nur eine Verhöhnung des fleißigen Arbeiters, der in<br />

schwerer Arbeit – wohl in der schwersten Arbeit, die in Bensheimer Betrieben üblich ist – dem Tonwerk<br />

die Profite geschaffen hat, aus denen den Arbeitern diese lächerlich kleinen Beträge angeboten wurden.<br />

Wie wir erfahren haben, soll der Betriebsleiter der Heppenheimer und Bensheimer Betriebsstellen, der<br />

Fraktionsvorsitzende der FDP im Kreistag, Herr Schallenberg sein. Herr Schallenberg ist bekannt dafür,<br />

dass er in echter FDP-Art ein kompromißloser Vertreter der kapitalistischen Auffassungen ist. Obiges<br />

Beispiel einer Weihnachtsgratifikation zeigt erneut den in der Wolle gefärbten Kapitalisten und FDP-<br />

Mann Schallenberg.<br />

Die Arbeiter aber mögen wieder einmal erkennen, dass kapitalistische Profitinteressen und die<br />

Interessen der Arbeiter niemals gleichlaufen. Zwischen Kapital und Arbeit gibt es keine Harmonie der<br />

Interessen.“ 335<br />

Es drängt sich die Frage auf, woher <strong>Kindinger</strong> alle Informationen hatte, die er sowohl in den Flugblättern<br />

als auch im „Sprachrohr“ veröffentlichte. Mit Informationen sind gemeint: Zahlen, Daten, Fakten. Es ist<br />

zu vermuten, aber für uns leider nicht belegbar, dass es parteiinterne Briefe, Zeitungen und Ähnliches<br />

gegeben hat, die auch <strong>Kindinger</strong> bezogen hat und aus denen er sämtliche Informationen schöpfte.<br />

Darüber hinaus ging aus Gesprächen mit Zeitzeugen hervor, dass <strong>Kindinger</strong> einen ausgesprochenen<br />

Wissensdurst hatte. Ebenfalls dürfte ihm seine Freundschaft zu Emil Carlebach sehr hilfreich gewesen<br />

sein, der als Landtagsabgeordneter der KPD, Mitbegründer und Mitglied der VVN (Vereinigung der<br />

Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) und Vizepräsident des<br />

„Internationalen Komitee Buchenwald-Dora“ an Informationsquellen saß. <strong>Kindinger</strong> selbst war ab 1952<br />

in der Landesleitung der KPD beschäftigt (1. Sekretär der LKK), also in den Parteiapparat integriert und<br />

saß daher an der besten Informationsquelle.<br />

Wie auch bei den Flugblättern zieht sich eine grundlegende These wie ein roter Faden durch das<br />

„Sprachrohr“:<br />

Die Adenauer-Regierung mit Anhängerschaft in den Kommunen (hier Bürgermeister Treffert und seine<br />

Parteifreunde) sauge Geld aus dem Volk durch Maßnahmen wie<br />

• Steuererhöhungen (Grundsteuer, Hundesteuer usw.),<br />

• die Einführung von neuen Steuern (Speiseeissteuer),<br />

• Erhöhung der Kreisumlage, um eine Politik zu betreiben, die bestimmt ist durch<br />

• Westintegration,<br />

• Wiederbewaffnung, Bundeswehr,<br />

• Unterhalt der Besatzungstruppen und<br />

• NATO<br />

mit dem Ziel, den „III. Weltkrieg“ vorzubereiten, in dem der Osten erneut als Schreckbild herhalten<br />

müsse.<br />

335 Bensheimer Sprachrohr. Zeitung der KPD für die Bevölkerung von Bensheim Januar 1955 S. 5f.<br />

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