Jakob Kindinger
Jakob Kindinger
Jakob Kindinger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der letzte Steinbruch am Felsberg wurde 1968 aufgrund des Aufkommens von Kunststeinen, Beton und<br />
importierten Gesteinen, geschlossen. Heutzutage arbeitet nur noch ein geringer Anteil der Lautertaler<br />
Bevölkerung in Steinbearbeitungsbetrieben.<br />
Zur Zeit <strong>Kindinger</strong>s war die Arbeit im Steinbruch besonders anstrengend, da die Verhältnisse in den<br />
Steinbrüchen in keinem guten Zustand waren. Die Arbeiter wurden damals körperlich stark belastet. 35<br />
Einen Einblick in die Härte der Arbeit erhielten wir in einem Interview mit Steinmetzmeister Schrabeck,<br />
das nachfolgend in Auszügen wiedergegeben ist:<br />
Schrabeck: „Die Verhältnisse waren in den Fünfzigern ganz ganz schlecht. Und zwar musste alles mit<br />
der Hand gemacht werden, vom Bruch aus bis zu der Fertigproduktion.<br />
Frage: Wie wurde damals im Bruch gearbeitet?<br />
Schrabeck: Da war immer eine Kolonne von ca. 10-15 Arbeitern, die alles mit der Hand machen<br />
mussten, und zwar mussten sie am Felsberg Erde und Kies abtragen, um so an die großen Steinblöcke<br />
heranzukommen.<br />
Frage: Gab es keine Arbeitserleichterungen für die Arbeiter?<br />
Schrabeck: Doch, es wurde auch mit Sprengstoff gearbeitet. Man musste mit einem Keileisen etwa 10<br />
cm voneinander entfernte Löcher in den Fels hauen und darin den Sprengstoff platzieren. Außerdem<br />
wurden Haselnussstöcke als Hammerstiele verwendet, da diese besser nachschwingen und so die Kraft<br />
besser auf den Felsen übertragen […]<br />
Frage: Wie lange dauerte es von dem Hauen der Löcher bis zur Sprengung des Felsen?<br />
Schrabeck: Bei großen Felsen konnte dies bis zu 6 Stunden dauern.<br />
Frage: Wie wurden die Steine dann transportiert?<br />
Schrabeck: Wenn die Steine groß waren wurden sie mit Pferdefuhrwerken, an denen bis zu 6 schwere<br />
Pferde gespannt waren, in den Betrieb transportiert. Der Stein musste über Baumstämme auf den<br />
Wagen gerollt werden. Da die Wagen sehr schwer waren, mussten sie, wenn es bergab ging, mit<br />
Keilen, die unter die Räder gelegt wurden, abgebremst werden. Da es früher keine asphaltierten<br />
Straßen gab, waren die Schlaglöcher sehr gefährlich, da durch sie viel beschädigt werden konnte.“<br />
Zunehmend kamen in den 70er Jahren die einheimischen Betriebe durch den Import weitaus billigerer<br />
„Lumumbasteine“ aus Afrika in Schwierigkeiten, wie sich Gert Helbling erinnerte. 36 Er wies zudem auf<br />
die massiven gesundheitlichen Probleme (z.B. durch Staub) in den Steinmetzbetrieben, u.a. der Firma<br />
Kreuzer, hin.<br />
35 Ebd., S. 201f.<br />
36 Interview mit Gert Helbling, früherer Sekretär des DGB-Ortskartells, am 23. Dezember 2005.<br />
18