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Jakob Kindinger

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abzuwenden. Genau wie viele andere, war er entsetzt über die Reaktionen der Polizei auf die<br />

friedlichen Demonstranten.<br />

<strong>Jakob</strong> <strong>Kindinger</strong>s erste Kontakte mit der KPD hatten, wie bereits erwähnt, im Oktober 1929 statt-<br />

gefunden, als er marxistische Kollegen in Oberfranken kennen lernte. <strong>Kindinger</strong> trat darauf in die<br />

Gewerkschaft ein und beschäftigte sich nun mit dem wissenschaftlichen Sozialismus, mit dem er sich<br />

auch sofort identifizieren konnte. <strong>Kindinger</strong>s Klassenbewusstsein trat an die Stelle seiner gefühls- und<br />

klassenmäßigen Zugehörigkeit der Arbeiterbewegung: „[...] und es wurde mir von Jahr zu Jahr klarer,<br />

dass es für die breiten Volksmassen keinen anderen Weg gibt, um aus dem sozialen Elend<br />

herauszukommen als den Weg zum Sozialismus.“ 44 <strong>Kindinger</strong> trat schließlich, begründet durch das<br />

Anwachsen der politischen Kämpfe, vor allem in Bensheim, im Jahre 1932 der KPD-Ortsgruppe<br />

Bensheim bei. 45<br />

Überblick über die Wahlergebnisse der KPD bei den Reichstagswahlen 1920 bis 1933: 46<br />

Gültige Stimmen KPD in % Mandate<br />

6. Juni 1920 28 463 000 589 000 2,1 4<br />

4. Mai 1924 29 709 000 3 693 000 12,6 62<br />

7. Dezember 1924 30 703 000 2 708 000 9,0 45<br />

20. Mai 1928 31 165 000 3 264 000 10,6 54<br />

14. September 1930 35 225 000 4 592 000 13,1 77<br />

31. Juli 1932 37 162 000 5 369 000 14,3 89<br />

6. November 1932 35 472 000 5 980 000 16,9 100<br />

5. März 1933 39 658 000 4 848 000 12,3 81<br />

2.2 Die politische Situation in Bensheim von 1918 bis 1933<br />

1874 wurde in Hessen die Landgemeindeordnung eingeführt. Das Dreiklassenwahlrecht war gefallen.<br />

Allerdings musste die Hälfte des Gemeinderates aus dem höchstbesteuerten Drittel der Wählbaren<br />

bestehen. Wahlen wurden von nun an mit Stimmzetteln durchgeführt, waren also geheim und direkt,<br />

auch bezüglich der Bürgermeister. Einunddreißig Jahre lang, von 1871 bis 1902 leitete Aloys van Gries<br />

die Geschicke der Stadt Bensheim. Ihn löste Dr. Ignatz Frenay ab, der erste Berufsbürgermeister (1902<br />

bis 1912), auf den Dr. Karl Löslein folgte, 1912-1923. Ihm folgte Dr. Rudolf Angermeier, der 1933 von<br />

den Nazis amtsenthoben wurde. 47 Im Jahre 1903 wurde in Bensheim eine Ortsgruppe der<br />

Sozialdemokratischen Partei gegründet. Mitgründer war Franz Josef Roß (1881-1949), der seit 1911 bis<br />

1933 der Bensheimer Stadtverordnetenversammlung angehörte. 48 Im Zusammenhang mit der<br />

Novemberrevolution 1918 bildete sich in Bensheim ein Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat, der von Roß<br />

geführt wurde. Aus jener Zeit erfahren wie erstmalig etwas von Anhängern, die sich für ein Sowjet-<br />

Deutschland einsetzen: In einer Pressemitteilung heißt es: „In der letzten Zeit mehren sich die<br />

Anzeichen, daß umstürzlerische Elemente die gegenwärtigen Schwierigkeiten und die vorhandene<br />

Beunruhigung und Mißstimmung zu dem Zwecke ausnützen wollen, die gleichen Zustände wie sie in<br />

Rußland herrschen, herbeizuführen. Es ist daher die wichtigste Aufgabe, die Bevölkerung über die<br />

Gefahren des Bolschewismus aufzuklären. Durch gewaltsamen Umsturz hat kein Deutscher etwas zu<br />

gewinnen, die Schwierigkeiten der Lebensmittelversorgung würden ungemessen vermehrt, die<br />

44 Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin, By/1 662, Lebenslauf von <strong>Jakob</strong><br />

<strong>Kindinger</strong>.<br />

45http://www.marxistische-bibliothek.de/blutmai29.html. 46 nach: Becker, Klaus J.: Die KPD in Rheinland-Pfalz 1946-1956. Mainz 2001, S. 332f.<br />

47 Angaben nach: Geschichte der Bensheimer Rathäuser. Eine Dokumentation über fünf Jahrhunderte. Herausgegeben vom<br />

Magistrat der Stadt Bensheim anläßlich der Rathausübergabe am 24. März 1984. Konzept und Textredaktion Erika Ertl.<br />

Bensheim 1984, S. 154-157.<br />

48 . Vgl. Schröder, Wilhelm Heinz: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933.<br />

Biographien-Chronik-Wahldokumentation. Düsseldorf 1995, S. 685, Nr. 181010. Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in<br />

Hessen. Zur Geschichte der Hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834-1984). Frankfurt/Main 1984,<br />

S. 537.<br />

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