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Jakob Kindinger

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Herausgabe der Schlüssel und schickte ihn, wie Angermeier nach dem Krieg in seinem Fragebogen an<br />

die Militärregierung angab, `durch die Hintertür nach Hause´.“ 81 Die rechtliche Voraussetzung für die<br />

Absetzung Angermeiers bildete die „Verordnung zur Sicherung der Verwaltung der Gemeinden“, die<br />

vom hessischen Gesamtministerium am 20. März 1933 auf Grund des eine Woche zuvor<br />

verabschiedeten hessischen Ermächtigungsgesetzes erlassen wurde.<br />

In der Stadtratssitzung vom 28. April 1933 gab der Sprecher der NSDAP-Fraktion bekannt, dass die<br />

NSDAP-Fraktion mit dem Vertreter der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot eine Arbeitsgemeinschaft<br />

eingegangen sei. Am 26. Mai legten die drei SPD-Vertreter ihre Mandate nieder und am 10. Juli die<br />

Vertreter des Zentrums. Anfang 1934 wurde Heinrich Nachtigall zum Bürgermeister von Bingen berufen<br />

und der kommissarische Bürgermeister von Auerbach, Georg Brückmann (1896-1973), zu seinem<br />

Nachfolger ernannt. Nach der „Deutschen Gemeindeordnung“ vom 1. April 1934 wurden die Ratsherren<br />

vom Beauftragten der NSDAP im Benehmen mit dem Bürgermeister auf sechs Jahre berufen. Sie<br />

hatten lediglich eine beratende Funktion. Im Bensheimer Stadtrat übten zehn Nationalsozialisten die<br />

ihnen zugewiesene beratende Funktion aus. 82 Die KPD-Bergstraße leistete Ende 1932/Anfang 1933<br />

Parteiarbeit dergestalt, indem sie zu Demonstrationen und Kundgebungen aufrief, sich öffentlich<br />

versammelte und Themenabende veranstaltete. Die KPD verkaufte und verteilte<br />

Informationsbroschüren sowie Parteizeitungen an Mitglieder.<br />

Eine KPD-Kinderbewegung konnte im Gendarmeriebezirk Bensheim nicht festgestellt werden.<br />

3.2 Die Untergrundtätigkeit der KPD in Südhessen 1933 bis 1935<br />

Bereits seit Herbst 1932 hatte sich die KPD auf die bevorstehende Zeit der Illegalität vorbereitet. So<br />

wurden für führende Funktionäre Ausweichquartiere geschaffen und geheime Verstecke mit<br />

Schreibmaschinen, Druckapparaten mit Papiervorräten angelegt. Organisatorisch wurden ab 1933<br />

mehrere Bezirke zu einem Oberbezirk zusammengefasst, der mit der Auslandsleitung durch<br />

Instrukteure verbunden war. Außerdem wurde ein Netz von Grenzstellen eingerichtet. Von dort aus<br />

sollten mit Hilfe von Kurieren vom Ausland aus Propagandamaterial verteilt werden. Der KPD-<br />

Oberbezirk Südwest umfasste die Bezirke Hessen-Frankfurt, Hessen-Kassel, Baden-Mannheim, Pfalz-<br />

Kaiserslautern und das Saargebiet. Für Hessen-Frankfurt befand sich der Grenzstützpunkt bis 1935<br />

zunächst in Saarbrücken und dann in Saarlouis. Der Unterbezirk Südhessen wurde vorwiegend aus<br />

dem Saargebiet beliefert. Ein großer Teil der KPD-Flugblätter und -Zeitungen wurde allerdings auch im<br />

Inland hergestellt. Die Broschüren trugen oft Titel wie „Laufen und Gehen“ oder „Die Nähmaschine - ihre<br />

Behandlung und Reparatur“.<br />

Auch nach der NS-Machtübernahme in Hessen am 6. März 1933 bemühten sich die Kommunisten trotz<br />

starker Verfolgungswelle ihre eigene Parteistruktur auf regionaler und örtlicher Ebene zu erhalten. Dies<br />

erwies sich als schwierig, weil die Kreisämter durch Erlass des Reichsinnenministers vom 1. März 1933<br />

angewiesen wurden, kommunistische Publikationen und Plakate einzuziehen. „Eine Flut von<br />

Hausdurchsuchungen bei exponierten Kommunisten war die Folge: Dorf für Dorf, Straße für Straße,<br />

teilweise Haus für Haus. So wurden im Kreis Bensheim in den ersten Märztagen in mindestens 15<br />

Orten Wohnungen von wenigstens 50 Personen durchsucht und Materialien und Gegenstände vom<br />

`staatsgefährdenden´ KPD-Flugblatt bis hin zum für Kurierfahrten benötigten Motorrad<br />

beschlagnahmt.“ 83<br />

81 Ebd., S. 202. Maaß bezieht sich auf: Archiv der Stadt Bensheim, KV 3834/2: Bürgermeister Dr. Angermeier.<br />

82 Vgl. Ebd., S. 205-208.<br />

83 Engelke, Rolf/Form, Wolfgang: Kommunistischer Widerstand und NS-Verfolgungspraxis in Hessen. In: Knigge-Tesche,<br />

Renate/Ulrich, Axel (Hrsg).: Verfolgung und Widerstand in Hessen 1933-1945. Frankfurt/Main 1996, S. 221.<br />

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