Jakob Kindinger
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Beachtet auch Ihr in Euren Selbstverpflichtungen diese Aufgabe, denn unsere Zeitung, das ist die<br />
stärkste Waffe unserer Partei.“<br />
In den Diskussionen in der DDR im Jahre 1953 wurde über <strong>Kindinger</strong>s illegale Arbeit, Haft, KZ und<br />
Zuchthaus und seine Aufgaben auf politischem Gebiet im KZ diskutiert und welche Funktionen ihm<br />
übertragen wurden sowie seine Aussagen bei seiner Vernehmung durch die Gestapo im Jahre 1935.<br />
Moniert wurde der Begriff „Zusammenbruch 1945“ in seinem Lebenslauf. Im Laufe der Diskussion habe<br />
er erkannt, „dass man damit dem Klassenfeind hilft, die das aufgreifen und weiterentwickeln. Wenn statt<br />
Hitler ein fähiger General an der Spitze des fasch. Heeres gestanden hätte, wäre nie dieser<br />
Zusammenbruch gekommen und diese Generale sind heute hier. Also alles ist gerüstet. Kampf gegen<br />
die SU.“ Über seine KZ-Haft heißt es allen Ernstes: "Nach dreijähriger Zuchthausstrafe wurde er in das<br />
KZ-Lager Buchenwald überführt, wo er 1945 durch die Sowjetarmee (!) befreit wurde. In Buchenwald<br />
gehörte er der Widerstandsbewegung an.“<br />
Geschrieben habe <strong>Kindinger</strong> über:<br />
a) Arbeit in Buchenwald<br />
b) Arbeit als LKK-Vorsitzender<br />
c) Parteifeinde, Agententätigkeit.<br />
Die Begutachter kommen zu folgendem Eindruck: „Offen, ehrlich, gute und reiche Parteierfahrung, aber<br />
theoretisch keine ausreichenden Kenntnisse. Kann jungen Genossen viel Hilfe geben in Fragen der<br />
Konspirativiät und der Erziehung.<br />
Vorschlag: 3x“.<br />
Bei der Vernehmung 1935 habe er fingierte Aussagen gemacht, nachdem er misshandelt worden sei<br />
und erklärt, er habe Kurierdienste gemacht. Der Sachbearbeiter Sterner formuliert die Frage: „War das<br />
richtig ? ? ?“ und ergänzt: „August Stö. hat Kenntnis genommen und ist der Ansicht, dass der Genosse<br />
sich nicht falsch benommen hat.“<br />
Die Akte enthält einen drei Seiten umfassenden Bericht vom 13. Januar 1953: „Agententätigkeit in<br />
Hessen u. mein Einsatz seit Mai 52 in Hessen i. d. LKK“, in dem Fehlverhalten von namentlich<br />
genannten Genossen aufgezeigt wird, die aus der KPD ausgeschlossen wurden sowie einen Bericht<br />
„Meine Funktion als 1. Sekretär der LKK Hessen“. 358<br />
<strong>Kindinger</strong> gibt an, dass er diese Funktion seit Mai 1952 ausübe. Zur Frage des „Kampfes in Hessen und<br />
um die Nationale Wiedervereinigung Deutschlands“ berichtet er, dass von der Politik Bildung von<br />
Schwerpunktkreisen abgegangen und das Land Hessen in sechs Arbeitsgebiete eingeteilt worden sei.<br />
Für jedes Arbeitsgebiet sei ein Sekretariatsmitglied verantwortlich gemacht worden, um auf diese Weise<br />
auch die Kreise zu erfassen, die bis zu diesem Zeitpunkt zu den Nichtschwerpunktkreisen gehört und<br />
schwer vernachlässigt worden seien. Den halben Raum nimmt das Kapitel „Dürreschäden in Hessen"<br />
ein:<br />
„Der Landkreis Bergstraße ist meine engere Heimat. Dort habe ich selbst eine Reihe<br />
Bauernversammlungen mit dem Thema `Dürreschäden´ durchgeführt. In allen Versammlungen kam klar<br />
zum Ausdruck, daß die Regierung nicht gewillt ist, auch nur einen Teil der Schäden wieder<br />
gutzumachen. Den Bauern wurden allen klar, dass sie auf örtlicher Basis nichts erreichen können.<br />
Deshalb entschlossen sie sich auf unseren Vorschlag hin eine Kreisbauernversammlung durchzuführen.<br />
Diese Versammlung aber wurde von dem Bauernverband abgelehnt. Es fanden darauf hin von Seiten<br />
der Partei einige Aussprachen mit den Bauern statt, wo wir ihnen vorschlugen, ohne den<br />
Bauernverband eine Kreisversammlung durchzuführen, womit die Gorxheimer Bauern die Initiative<br />
durch unseren Genossen Schmidt aus Gorxheim (ebenfalls Landwirt) ergriffen. Es wurde dann auf<br />
358 In den „Organisationspolitischen Grundsätzen“ der (heutigen) „Marxistisch-leninistischen Partei“ (MLPD), die hier zur<br />
Veranschaulichung zitiert werden, wird zur Aufgabe der Kontrollkommissionen u.a. ausgeführt: „Kaderuntersuchungen<br />
gegenüber einzelnen Genossen sind insbesondere Erziehungsmethoden. Der Genosse behält in der Regel alle Rechte und<br />
Pflichten als Mitglied und übt seine Funktionen weiter aus. Solche Untersuchungen sind notwendig, wenn die Gefahr einer<br />
Fehlentwicklung droht. Durch Erziehungsarbeit, die mit Auflagen verbunden ist, soll dem Genossen geholfen werden, seine<br />
Fehler zu korrigieren und die ideologisch-politischen oder moralischen Schwächen zu überwinden.“<br />
(http://www.mlpd.de/mlpd/grundsaetze/mlpdwas_orgpol_richtlinien03.htm) 15. September 2005<br />
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