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Jakob Kindinger

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transportiert. Die Häftlinge lebten auf engstem Raum und unter unhygienischen Verhältnissen.<br />

Krankheiten und Epidemien waren keine Seltenheit. Essen und Trinken gab es nicht viel und sie<br />

mussten mindestens zwölf Stunden am Tag arbeiten.<br />

Sie litten unter Hunger, Krankheiten und unter der Kälte des Winters. Die Insassen bekamen ihr Essen<br />

in Schüsseln. Oft mussten die vom Vorgänger benutzt werden, da nicht genügend vorhanden waren.<br />

Die Essensaufnahme ging sehr hektisch zu, da in kürzester Zeit alle etwas zu Essen haben wollten. Es<br />

gab nur selten Häftlinge, die einen eigenen Löffel und einen eigenen Trinkbecher besaßen. Diebstahl<br />

war im Lager keine Seltenheit. Deshalb trug man seine letzten persönlichen Dinge mit sich, was jedoch<br />

strafbar war. In den Gebäuden gab es nur sehr wenige Öfen, die nicht ausreichend die Räume wärmen<br />

konnten. So kam es häufig bei alten und schwachen Menschen zu Krankheiten. Die Lager wurden<br />

morgens und abends von bewaffneten Posten umstellt, um festzustellen, ob auch alle Häftlinge vor Ort<br />

sind. Jeglicher Fluchtversuch endete mit dem Tod. Die Schützen erhielten als Belohnung Tabak und<br />

Extraurlaub. Die SS-Leute lebten in besseren Verhältnissen, da sie über genügend Essen und<br />

Wohnraum verfügten.<br />

Viele Häftlinge hatten nicht einmal die geringste Chance zu überleben. Die Häftlinge mussten ihre<br />

Notdurft im Freien über Latrinengruben verrichteten, die ca. acht Meter lang, vier Meter breit und vier<br />

Meter tief waren. Darüber lagen zwei Querstangen, die als Sitzgelegenheiten benutzt wurden. Die<br />

Häftlinge, die dort ihre Notdurft verrichteten, wurden als „Faulenzer“ angesehen, da sie während dieser<br />

Zeit nicht arbeiten konnten. Deshalb erschien täglich die SS mit Knüppeln bewaffnet, an den<br />

Latrinengruben und schlug alle, die auf den Stangen saßen, in die Gruben. Dadurch sind viele Häftlinge<br />

an schrecklichen Erstickungen gestorben. Das Herauskriechen wurde mit weiteren Schlägen der SS<br />

verhindert.<br />

„Im Oktober 1938 ging der Lagerkommandant, SS-Standartenführer Koch, mit seinem 12jährigen Sohn<br />

spazieren. Unterwegs begegnete ihnen das Arbeitskommando. SS-Unterkunft mit etwa 400 Häftlingen.<br />

Kochs edelgermanisches Rassesöhnchen bat den Herrn Papa: `Papa, laß die Häftlinge doch mal<br />

hinlegen!´ Sofort gab der Herr Papa dem Wunsche seines Sohnes nach und ließ die 400 Häftlinge ca.<br />

300 mtr. auf dem Bauche durch das dreckige Gelände kriechen. Unter dem Kommando der SS-<br />

Scharführer Weyrauch, Becker und Müller 152 wurde im Sommer 1940 beim Wasserhochbehälter eine<br />

Wasserleitung gebaut. Die 3 SS-Leute griffen aus dem Kommando einen irgendwie störenden Häftling,<br />

der ordentlich seine Arbeit machte, heraus, schlugen ihm das Gesäß voll und gaben ihm den Befehl<br />

durch die Postenkette zu gehen. Der Häftling verweigerte diesen Selbstmordbefehl, worauf er nochmals<br />

25 Hiebe bekam. Schließlich konnte der Häftling den Schikanen der SS nicht mehr standhalten und ging<br />

auf die Postenkette zu. Ein anderer Häftling lief ihm nach und holte ihn zurück. Nun stürzten sich die<br />

SS-Leute auf die beiden Häftlinge und schlugen sie ganz barbarisch. Das Ergebnis dieser neuen Tortur<br />

152 Der aus Düsseldorf stammende Häftling Josef Schappe äußert sich über die Genannten: „Beim Bau der Wasserleitung<br />

von Wasserhochbehältern zum Lager im Sommer 1940 saßen eines Tages die Hauptscharführer [Erich] Becker und [Karl]<br />

Weyrauch und die Oberscharführer Müller und Halder in der Materialannahme dieses Kommandos und veranstalteten in<br />

besoffenem Zustand Scheibenschießen. Als ihnen dieses zu langweilig wurde, holten sie sich einen willkürlich aus dem<br />

Kommando herausgegriffenen Häftling in die Bude, gaben ihm 25 Stockhiebe auf den Hintern und befahlen ihm dann, in die<br />

Postenkette zu laufen. Als der Häftling darauf erwiderte, er sei doch nicht verrückt geworden, erhielt er noch einmal 25<br />

Stockhiebe. Als er dann noch nicht bereit war, dem Mordbefehl Folge zu leisten, wurde er von allen 4 SS-Banditen zugleich<br />

verprügelt. Dann ließen sie den Häftling 10 Minuten um einen Baum rennen, bis er ganz schwindlig war. Darauf trieben sie<br />

ihn an die Postenkette. Gerade als der Kamerad über die Kette laufen wollte, kam ein anderer Häftling hinzu und riß ihn<br />

zurück. Darauf holten sich die 4 Sadisten beide Häftlinge zurück in die Bude und prügelten ständig auf sie ein, mit der<br />

Erklärung, das Kommando werde erst dann ins Lager einrücken, bis einer von ihnen über die Postenkette gelaufen sei. Der<br />

zuletzt gekommene Kamerad beschloß, sich zu opfern, er steckte sich eine Zigarette an und ging ganz langsam über die<br />

Postenkette. Beim Überschreiten sagte er zu dem Posten, er solle ihn wenigstens in den Kopf schießen, damit er sofort tot<br />

sei. Der sadistische Posten schoß aber den tapferen Kameraden in den Bauch, der unter furchtbaren Schmerzen mit<br />

entsetzlichem Schreien 10 Minuten am Boden lag. Dann kam der Kommandoführer und gab mit einem Revolver dem<br />

Kameraden den `Gnadenschuß´ in den Kopf.“ (Der Buchenwald-Report. Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald<br />

bei Weimar. Herausgegeben von David A. Hackett. (1995) München 1996, S. 191f., Nr. 35: Foltermethoden und<br />

Grausamkeiten der SS).<br />

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