Jakob Kindinger
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Unterführer zur Seite gestellt, der letztendlich diese Aufgabe übernahm. Falls einer der Blockführer es<br />
dennoch nicht fertig brachte, sich mit Gewalt Autorität zu verschaffen, wurde er von seinen Kameraden<br />
dementsprechend gedemütigt und bestraft, solange bis sich in ihm Wut und Verzweiflung ansammelten,<br />
die er schließlich an den Häftlingen ausließ. Auf diese Weise wurden die jungen SS-Männer zu den<br />
unmenschlichen Bestien gedrillt, die überall gefürchtet und gehasst waren.<br />
Neben der SS-Führung waren jedoch auch Häftlinge in die Lagerverwaltung mit eingebunden. Den<br />
höchsten „Dienstgrad“ unter den Häftlingsfunktionären hatte der Lagerälteste, der stets mit der<br />
Lagerführung in Kontakt stand. Genauso wie mit den Lagerältesten verhielt es sich auch mit den Kapos<br />
und den Blockältesten. Ihre Positionen lagen zunächst auch in Händen der Kriminellen, die mit der SS<br />
gemeinsames Spiel trieben. Langsam konnten diese aber verdrängt werden, da der SS klar wurde,<br />
dass es Aufgaben gab, die nur qualifizierte Fachkräfte erledigen konnten. Dazu zählten nur die<br />
politischen Häftlinge. So zogen die Antifaschisten immer mehr Einfluss an sich. Als „Kapos“, Vorarbeiter<br />
in speziellen Arbeitskommandos, war es ihnen möglich, sich ihre Arbeiter nach Belieben auszusuchen.<br />
Auf diese Weise umgaben sie sich mit vertrauenswürdigen Mitarbeitern und konnten wichtigen Einfluss<br />
ausüben. Der Kapo des Häftlingsreviers (Krankenstation) schrieb Häftlinge krank, die zu tödlichen<br />
Kommandos gerufen wurden, um ihnen den Verbleib auf der Krankenstation zu sichern. Dem<br />
Elektrikerkommando gelang es, Nachrichten über das Kriegsgeschehen über Funk zu empfangen und<br />
über den Lagerlautsprecher verschlüsselte Botschaften an die Mitglieder des Internationalen<br />
Lagerkomitees zu senden. Ähnlichen Einfluss hatten auch die Blockältesten. Jede Baracke besaß einen<br />
„Verantwortlichen“, der der SS immer über den Zustand seines Blockes und die Zahl der Insassen<br />
Auskunft geben musste. Sie konnten mit Hilfe ihrer Blockschreiber Zahlen manipulieren und somit<br />
Menschen vor den tödlichen Arbeitseinsätzen schützen. Ziel der Funktionshäftlinge, die dem geheimen<br />
Widerstand angehörten, war es vor allem die SS-Angehörigen zu korrumpieren und auf sie soviel<br />
Einfluss wie möglich auszuüben.<br />
4.1.2 Aufbau und Einrichtungen des KZ Buchenwald<br />
Das Gelände hatte etwa eine Größe von 40 Hektar. Das Hauptlager unterteilte sich in ein „Großes“ und<br />
ein „Kleines“ Lager.<br />
Das „Große Lager“ war für Häftlinge vorgesehen, die vor Ort arbeiteten (in Werkstätten, im Steinbruch,<br />
durch Innenkommandos, in der Lagerverwaltung). Das „Kleine Lager“ wurde Ende 1942 gebaut und als<br />
Durchgangs- und Quarantänelager genutzt, bis Anfang 1945 auch als Sterbelager. 1944 wurde<br />
vorübergehend als Teil des Kleinen Lagers - wegen Überfüllung – auch ein Zeltlager eröffnet. Zu<br />
Buchenwald gehörten zudem etwa 130 Außenkommandos bzw. Nebenlager, die aber teilweise weit<br />
vom Hauptlager entfernt lagen.<br />
Das Lager bestand aus 35 Holzbaracken, die ursprünglich als Pferdeställe dienten und somit über keine<br />
sanitäre Einrichtungen verfügten. In diesen Räumen schliefen bis zu 1500 Häftlinge in vierstöckigen<br />
Betten unter schwersten Bedingungen. Erst später mussten Gefangene die Baracken umbauen und es<br />
wurden sanitäre Anlagen gebaut.<br />
Das Häftlingskrankenhaus bestand zuerst bis 1939 aus zwei Holzbaracken. Außerdem gab es eine<br />
Küche und eine Kantine, die auch als Verkaufsstätte für Häftlinge diente. Dort konnten die im Lager<br />
hergestellten Produkte erworben werden.<br />
23 Wachtürme umringten das Lager und bewachten es. Das Torgebäude war der einzige Ein- und<br />
Ausgang des ganzen Lagers und war zugleich der Hauptwachturm. Von ihm aus konnte man das ganze<br />
Gelände überblicken. Die Türme waren mit bewaffneten Posten besetzt.<br />
Zum Sicherheits-System gehörte der Lagerzaun. Er umschloss das ganze Gelände und bestand aus<br />
einem Sicherheitsstreifen, Spanischen Reitern und Stolperdrähten. Dazu kam ein mit 380 Volt<br />
geladener Stacheldrahtzaun. Außerhalb des Zauns führte ein Postenweg um das Gelände.<br />
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