Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International
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Burnout - Existentielle Bedeutung und<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Prävention<br />
Burnout kann als Symptom e<strong>in</strong>er nichtexistentiellen<br />
Haltung verstanden werden,<br />
die <strong>der</strong> Betroffene zum Leben und zu se<strong>in</strong>em<br />
eigenen Dase<strong>in</strong> (zumeist unbewußt,<br />
o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong> bester Absicht) e<strong>in</strong>nimmt. <strong>Die</strong><br />
Verkennung <strong>der</strong> existentiellen Wirklichkeit<br />
ist so fundamental, daß sie sich als vitale<br />
Defizienzsymptomatik somatisch und psychisch<br />
nie<strong>der</strong>schlägt. Als solche hat sie<br />
dann Schutzfunktion vor weiterer Schädigung.<br />
Aus dem Verständnis des Burnouts leiten<br />
sich Möglichkeiten <strong>der</strong> Prävention ab. Sie<br />
haben suchtpräventiven Charakter und reichen<br />
von verhaltensorientierten Programmen<br />
bis zur Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
und <strong>der</strong> Analyse existentieller Haltungen.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit geht auf die existentiellen Haltungen<br />
erfahrungs- und praxisbezogen e<strong>in</strong>.<br />
1. Begriffsgeschichte und Def<strong>in</strong>ition von<br />
Burnout<br />
Unter Burnout wird e<strong>in</strong>e spezielle psychische Problematik<br />
verstanden, die im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Arbeit entsteht<br />
und erstmals von Freudenberger 1974 beschrieben wurde.<br />
Er beobachtete bei <strong>in</strong> ehrenamtlichen Hilfsorganisationen<br />
tätigen Menschen, die sich voll und ganz bei ihrer Tätigkeit<br />
e<strong>in</strong>gesetzt und mit viel Begeisterung e<strong>in</strong>ige Monate gearbeitet<br />
hatten, e<strong>in</strong>e Reihe charakteristischer Symptome wie<br />
Erschöpfung, Reizbarkeit, Zynismus usw., die er im Kontrast<br />
zur anfänglichen „lo<strong>der</strong>nden Begeisterung“ als „abgebrannt“<br />
bezeichnete (vgl. Freudenberger et al. 1992;<br />
Schaab et al. 1993, 45; Karazman 1994).<br />
<strong>Die</strong> e<strong>in</strong>flußreichste Beschreibung des Burnouts stammte <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Folge von Maslach (1982, 3):<br />
„Burnout is a syndrom of emotional exhaustion, depersonalisation<br />
and reduced personal accomplishment that can<br />
occur among <strong>in</strong>dividuals who do ‘people work’ of some<br />
k<strong>in</strong>d.“<br />
12 EXISTENZANALYSE 2/97<br />
ORIGINALARBEITEN<br />
Alfried Längle<br />
An<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>flußreiche Autoren s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung<br />
des Burnouts auf soziale Berufe nicht e<strong>in</strong>verstanden. P<strong>in</strong>es<br />
und Aaronson (1988) z.B. betrachten das Burnout als e<strong>in</strong><br />
Übermüdungssyndrom, das bei jedem Beruf und auch außerhalb<br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit (z.B. im Haushalt) vorkommen<br />
kann.<br />
<strong>Die</strong> Hauptsymptome des Burnouts s<strong>in</strong>d nach Maslach<br />
& Jackson (1981 - zitiert nach Brosch 1994, 156 f.) die<br />
emotionale Erschöpfung, die sogenannte „Depersonalisation“<br />
und Leistungse<strong>in</strong>buße:<br />
1. emotionale Erschöpfung:<br />
chronische Müdigkeit, alle<strong>in</strong> schon beim Gedanken<br />
an die Arbeit; Schlafstörungen, diffuse körperliche<br />
Beschwerden, Krankheitsanfälligkeit<br />
2. Depersonalisierung - Dehumanisierung<br />
negative, zynische E<strong>in</strong>stellung zu KollegInnen; negative<br />
Gefühle den Hilfesuchenden gegenüber;<br />
Schuldgefühle; Rückzug; Vermeidungsverhalten<br />
und Reduzierung <strong>der</strong> Arbeit; automatisches, schablonenhaftes<br />
„Funktionieren“<br />
3. Reduzierte Leistungsfähigkeit und Leistungsunzufriedenheit<br />
subjektives Gefühl <strong>der</strong> Erfolglosigkeit und Machtlosigkeit,<br />
fehlende Anerkennung, dom<strong>in</strong>ierende<br />
Gefühle von Insuffizienz und permanenter Überfor<strong>der</strong>ung<br />
Tab. 1: <strong>Die</strong> Symptom-Trias des Burnouts nach Maslach &<br />
Jackson (1981)<br />
Sonneck (1994) fügt dieser Symptom-Trias noch e<strong>in</strong> Stadium<br />
„vitaler Instabilität“ h<strong>in</strong>zu, das sich auf die beschriebene<br />
Trias h<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stelle und „<strong>in</strong> gewisser Weise e<strong>in</strong>e Vorentwicklung<br />
e<strong>in</strong>es präsuizidalen Zustandes“ darstelle (ebd.<br />
27). Er führt als Symptome <strong>der</strong> vitalen Instabilität an:<br />
Depression, Dysphorie, Erregbarkeit, Gehemmtheit, Ängstlichkeit,<br />
Ruhelosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Irritierbarkeit.<br />
Das Burnout stelle e<strong>in</strong> spezifisches Gesundheitsrisiko<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsgruppe <strong>der</strong> Ärzte dar, das<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Depression, Medikamentenabhängigkeit und<br />
dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit zum Suizid führen<br />
könne, <strong>der</strong> bei österreichischen Ärzten um zirka 50 Prozent<br />
und bei österreichischen Ärzt<strong>in</strong>nen um zirka 250 Prozent