Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International
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Zusammenfassung<br />
<strong>Die</strong> Erfahrungen des Arbeitskreises<br />
haben gezeigt, daß Ausgangspunkt für<br />
e<strong>in</strong>e subjektive S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung von Mitarbeitern<br />
<strong>in</strong> Unternehmen jene Werte<br />
se<strong>in</strong> sollten, die <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter<br />
für sich als handlungsleitend akzeptiert.<br />
Somit sollten Werte nicht mehr<br />
vom Unternehmen bzw. von den Vorgesetzten<br />
vorgeschrieben werden, son<strong>der</strong>n<br />
es sollte umgekehrt versucht werden<br />
zu ermitteln, an welchen Werten<br />
die Mitarbeiter ihr Handeln orientieren.<br />
Im idealtypischen Fall werden<br />
dann solche Aufgaben an die Mitarbeiter<br />
übertragen, die mit ihrer persönlichen<br />
Wertorientierung zu vere<strong>in</strong>baren<br />
s<strong>in</strong>d. Es ergibt sich dadurch e<strong>in</strong>e positive<br />
Instrumentalität für die von ihnen<br />
WORKSHOPBERICHTE<br />
angestrebten Werte.<br />
<strong>Die</strong>s steht vielfach noch im Gegensatz<br />
zur Vorstellungswelt vieler<br />
Unternehmen, die nach wie vor vom<br />
Postulat <strong>der</strong> Mach- und Beherrschbarkeit<br />
<strong>der</strong> „S<strong>in</strong>n“vermittlung durch Führungskräfte<br />
geprägt s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Implementation<br />
von S<strong>in</strong>nvermittlung an die<br />
Mitarbeiter über Unternehmenskultur,<br />
Leitbil<strong>der</strong> usw. wird präskriptiv als<br />
Führungsaufgabe angesehen, d.h. wie<br />
kann es <strong>der</strong> Unternehmensleitung gel<strong>in</strong>gen,<br />
e<strong>in</strong>e von ihr als „richtig“ erachtete<br />
Sollkultur zur Erreichung von<br />
Unternehmenszielen <strong>in</strong>strumentell<br />
durchzusetzen.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Mag. Stefan Teufl<br />
Goldtalg. 3<br />
A- 2103 Langenzersdorf<br />
E<strong>in</strong>e Rechnung, die gut kl<strong>in</strong>gt:<br />
Je existentieller die <strong>Person</strong>, desto<br />
effizienter die Leistung für den Betrieb<br />
Workshop mit Gerhard Kantusch und Ra<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>ast<br />
Bei dem Workshop, den wir - Gerhard<br />
Kantusch (<strong>Person</strong>almanager) und Ra<strong>in</strong>er<br />
K<strong>in</strong>ast (Psychotherapeut und Tra<strong>in</strong>er)<br />
- leiteten, konnten e<strong>in</strong>ige Probleme<br />
zu diesem Thema bearbeitet und<br />
angesprochen werden. 1 Zum Schluß<br />
formulierten die TeilnehmerInnen The-<br />
sen, mit denen sie die wichtigsten Erkenntnisse<br />
des Workshops zu treffenden<br />
Aussagen zusammenfaßten und so<br />
manche Sachverhalte auf den Punkt<br />
brachten.<br />
Da diese Thesen ohne den H<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>der</strong> Diskussion und die bespro-<br />
chenen Erfahrungen mißverständlich<br />
s<strong>in</strong>d, und sie nur e<strong>in</strong>en Teil dieses <strong>in</strong>teressanten<br />
Nachmittags wie<strong>der</strong>geben,<br />
erweitere ich diese Thesen zu diesem<br />
Artikel. <strong>Die</strong> von den TeilnehmerInnen<br />
formulierten Thesen s<strong>in</strong>d gesperrt gedruckt<br />
und mit e<strong>in</strong>em Stern (*) versehen.<br />
Ausgangssituation<br />
In den psychotherapeutischen Praxen<br />
sitzen immer wie<strong>der</strong> Patienten, die sich<br />
als Opfer <strong>der</strong> „menschenfe<strong>in</strong>dlichen“<br />
Betriebe fühlen. <strong>Die</strong> Gründe, warum<br />
sie Opfer wurden, liegen zwischen den<br />
beiden Polen: e<strong>in</strong>erseits das Unvermögen<br />
des Patienten, mit <strong>der</strong> betrieblichen<br />
Realität umzugehen (mit allen biographischen<br />
Ursachen) und an<strong>der</strong>erseits<br />
die tatsächlich krankmachenden Umstände<br />
<strong>in</strong> dem betrieblichen Alltag.<br />
In den meisten Fällen ist <strong>der</strong> Betrieb<br />
nicht „das Böse <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>kultur“.<br />
Son<strong>der</strong>n bei differenzierter Wahrnehmung<br />
wird man feststellen: Im System<br />
gibt es sowohl Strukturen, die die <strong>Person</strong><br />
för<strong>der</strong>n, als auch Strukturen, die<br />
sie beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n (*).<br />
Um nicht sofort Schuld zuschreiben<br />
zu müssen und um auch das Spektrum<br />
<strong>der</strong> Interventions-möglichkeiten<br />
zu erweitern, braucht es den Dialog<br />
zwischen Vertretern <strong>der</strong> Wirtschaft und<br />
Psychotherapie, wie auch A. Van <strong>der</strong><br />
Bellen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag bei <strong>der</strong> <strong>GLE</strong>-<br />
Tagung for<strong>der</strong>te. 2 Dadurch sollten die<br />
Therapeuten die betrieblichen Notwendigkeiten<br />
verstehen, aber auch die realistischen<br />
Möglichkeiten sehen, wie<br />
gesundes <strong>Person</strong>se<strong>in</strong> und betriebliche<br />
Leistung möglich s<strong>in</strong>d (Was kann <strong>der</strong><br />
Patient selbst beitragen, um menschenfreundlichereRahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu entwickeln?). <strong>Die</strong> Manager <strong>der</strong><br />
Betriebe sollten ebenso ihre Möglichkeiten<br />
im Auge behalten und dazu aber<br />
auch psychologisches Grundwissen<br />
haben, worauf es ankommt, daß e<strong>in</strong><br />
1 <strong>Die</strong> Schritte des Workshops waren im wesentlichen durch die Fragestellungen gekennzeichnet:<br />
- Was geschieht - verme<strong>in</strong>tlich - <strong>in</strong> den Betrieben, sodaß <strong>Person</strong>se<strong>in</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird?<br />
- Welche Gründe liegen bei den Mitarbeitern selbst?<br />
- Welche positiven Erfahrungen gibt es, die die These bestätigen:<br />
Je existentieller die <strong>Person</strong>, desto effizienter die Leistung für den Betrieb?<br />
2 In diesem Sem<strong>in</strong>ar wurde dieser Dialog e<strong>in</strong>erseits durch die unterschiedlichen TeilnehmerInnen und an<strong>der</strong>erseits durch die beiden<br />
Sem<strong>in</strong>arleiter - G. Kantusch als <strong>Person</strong>almanager und R. K<strong>in</strong>ast als Psychotherapeut - verkörpert.<br />
EXISTENZANALYSE 2/97 49