Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International
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S<strong>in</strong>n und Wert <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> Afrika<br />
Wie wird <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kulturen Arbeit erlebt und def<strong>in</strong>iert?<br />
Wie wird <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kulturen Arbeit erlebt<br />
und def<strong>in</strong>iert? Unter diesem Aspekt berichtete<br />
<strong>der</strong> Autor auf <strong>der</strong> Tagung <strong>der</strong> <strong>GLE</strong> <strong>in</strong><br />
Steyr im vorliegenden Vortrag sowie im<br />
Werkkreis von se<strong>in</strong>en Erfahrungen.<br />
Mag. Johannes Rauch war von 1976 - 1986<br />
Leiter des Village Oriented Developement<br />
Program <strong>in</strong> Zambia im Auftrag des Institutes<br />
für <strong>International</strong>e Zusammenarbeit <strong>in</strong><br />
Wien.<br />
Um das heutige Leben und Arbeiten <strong>in</strong> Afrika<br />
für uns Europäer besser nachvollziehbarer<br />
und verständlicher zu machen, wird es mit<br />
dem Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em österreichischen Dorf vor<br />
hun<strong>der</strong>t Jahren verglichen. Es gewährt uns<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die <strong>in</strong> Afrika noch heute gültige<br />
Wirtschaftsform <strong>der</strong> Subsistenz. Dabei wird<br />
das Subsistenzpr<strong>in</strong>zip nicht nur von <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Seite her beleuchtet, son<strong>der</strong>n<br />
auch als Lebensform. <strong>Die</strong> <strong>in</strong>neren Zusammenhänge<br />
zwischen Arbeitserfahrung bzw. Arbeitshaltung<br />
und dem Selbstverständnis des<br />
Menschen werden aufgezeigt.<br />
Afrika hat im Moment 729 Millionen E<strong>in</strong>wohner, davon<br />
haben <strong>in</strong> den am stärksten entwickelten Län<strong>der</strong>n<br />
Südafrikas 8% e<strong>in</strong>e Arbeit. Im Durchschnitt haben<br />
nur 8 - 10% <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>e Arbeit; die Hälfte<br />
davon s<strong>in</strong>d Beamte, die an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d hauptsächlich <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Industrie und im Gewerbe tätig. Der Rest, und<br />
das s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens 500 Millionen Menschen, gehört<br />
e<strong>in</strong>er Wirtschaftsform an, die wir<br />
Subsistenzwirtschaft nennen. <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen<br />
beschäftigen sich mit dem Wesen <strong>der</strong><br />
Subsistenzwirtschaft und ihrer Entwicklung <strong>in</strong> Europa<br />
und Afrika.<br />
Ich vergleiche zwei Dörfer: das e<strong>in</strong>e ist Schl<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong> Vorarlberg, von 1880 - 1890, das Dorf, <strong>in</strong> dem ich<br />
geboren und aufgewachsen b<strong>in</strong>, das an<strong>der</strong>e ist Mtowe<br />
<strong>in</strong> Sambia <strong>in</strong> Ostafrika heute, <strong>in</strong> dem ich 10 Jahre gelebt<br />
und gearbeitet habe. <strong>Die</strong> beiden Dörfer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
diesem Abstand von etwa 100 Jahren vergleichbar.<br />
In Schl<strong>in</strong>s waren/s<strong>in</strong>d die Häuser rund um das<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Johannes Rauch<br />
Dorfzentrum angelegt, an jedes Haus ist e<strong>in</strong> Stall angebaut<br />
und rundherum liegen die Fel<strong>der</strong>. <strong>Die</strong> gesamte<br />
Bevölkerung lebte von <strong>der</strong> Landwirtschaft, bis auf<br />
wenige Ausnahmen gab es niemanden, <strong>der</strong> Arbeit im<br />
S<strong>in</strong>ne von heute gehabt hätte. Es gab ke<strong>in</strong>en Strom<br />
und ke<strong>in</strong> fließendes Wasser. Es gab we<strong>der</strong> Versicherung<br />
noch Pensionsvorsorge. Religion und Glaube<br />
aber prägten das Leben, Rituale gehörten zum Alltag<br />
<strong>der</strong> Menschen. Zu jener Zeit gab es e<strong>in</strong>en berühmten<br />
Wun<strong>der</strong>heiler <strong>in</strong> Schl<strong>in</strong>s. Alle Häuser, die<br />
abgebildet s<strong>in</strong>d, wurden aus lokalen Materialien gebaut.<br />
Man verfügte über Holz und Ste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Kalkund<br />
e<strong>in</strong>e Lehmgrube. Metall und Glas kamen <strong>in</strong> marg<strong>in</strong>alem<br />
Ausmaß von außen.<br />
EXISTENZANALYSE 2/97 29