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Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International

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Unter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation von Alfried<br />

Längle diskutierten Alexan<strong>der</strong> van <strong>der</strong><br />

Bellen, Professor für Volkswirtschaftslehre<br />

an <strong>der</strong> Universität Wien und Parlamentsabgeordneter<br />

<strong>der</strong> Grünen, Peter<br />

Gruber, Dr. theol., Managementtra<strong>in</strong>er,<br />

Existenzanalytiker, Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

katholischen Sozialakademie Österreichs,<br />

Franz Kößler, Dr. phil., Journalist,<br />

Leiter <strong>der</strong> “Zeit im Bild” (Nachrichtensendung)<br />

im österreichischen<br />

Fernsehen (ORF) und Sever<strong>in</strong> Müller,<br />

Professor für Philosophie an <strong>der</strong> Universität<br />

Augsburg.<br />

Ausgangspunkt und H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> Podiumsdiskussion waren die Thesen<br />

von Hans-Peter Mart<strong>in</strong>, Redakteur<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift “Der Spiegel” und Publizist,<br />

<strong>der</strong> am Vorabend <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em öffentlichen<br />

Vortrag “Wege aus <strong>der</strong><br />

Globalisierungsfalle” <strong>in</strong> knapper, doch<br />

anschaulicher Form das Szenario <strong>der</strong><br />

Globalisierung und ihrer Fallen analog<br />

se<strong>in</strong>em Buch “<strong>Die</strong> Globalisierungsfalle”<br />

(Rowohlt Verlag 1996) ausgebreitet<br />

hatte. Er zeigte auf, daß <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren <strong>der</strong> Druck des anonymen<br />

Kapitals auf Steigerung <strong>der</strong> Renditen<br />

PANEL<br />

Zur Umbruchsituation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitswelt</strong><br />

Bericht über die Paneldiskussion bei <strong>der</strong> Tagung <strong>in</strong> Steyr am<br />

19.4.1997 von Silvia Längle<br />

Gibt es Wege aus den gegenwärtigen Problemen <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>? Wie<br />

weit s<strong>in</strong>d sie mit <strong>der</strong> Globalisierung verknüpft? Woher können Antworten<br />

kommen? S<strong>in</strong>d das Fragen, die die Wirtschaft aus ihrer Praxis<br />

und Theorie heraus alle<strong>in</strong> für sich lösen kann? Inwieweit ist Psychotherapie<br />

hier überhaupt gefragt? O<strong>der</strong> ist nicht gerade die Existenzanalyse<br />

im beson<strong>der</strong>en gefragt, die wie ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Psychotherapierichtung<br />

das E<strong>in</strong>gebundense<strong>in</strong> des Menschen <strong>in</strong> die Welt im Blickpunkt<br />

hat und zwar Welt nicht nur als Quelle <strong>der</strong> Probleme, Störungen und<br />

Traumatisierungen, son<strong>der</strong>n Welt auch als Aufgabe und Herausfor<strong>der</strong>ung?<br />

<strong>Die</strong> Existenzanalyse sieht ja die <strong>Person</strong> als pr<strong>in</strong>zipiell dialogisches<br />

Wesen, das se<strong>in</strong>e Selbstverwirklichung nur <strong>in</strong> und mit <strong>der</strong> Mitund<br />

Umwelt f<strong>in</strong>det.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bislang ungewohnten Ausmaß<br />

angewachsen ist, unter an<strong>der</strong>em durch<br />

die Veranlagung <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Pensionsfonds. An<strong>der</strong>erseits stellen die<br />

weltweiten Produktionsmärkte auch<br />

enorme Möglichkeiten bereit, Arbeit <strong>in</strong><br />

Billiglohnlän<strong>der</strong> auszulagern, also kostengünstiger<br />

zu produzieren und damit<br />

ihren Gew<strong>in</strong>n zu maximieren. Das ersche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong>erseits vernünftig und logisch,<br />

an<strong>der</strong>erseits geht von dieser<br />

Entwicklung auch e<strong>in</strong>e Bedrohung für<br />

die Wohlstandslän<strong>der</strong> aus. Als erstes<br />

verlieren wir Arbeitsplätze, <strong>in</strong> weiterer<br />

Folge ist unser Wohlstand bedroht.<br />

Steht noch mehr auf dem Spiel? Hat<br />

sich hier e<strong>in</strong>e Dynamik verselbständigt,<br />

die - wie beim Zauberlehrl<strong>in</strong>g -<br />

sich nun gegen uns kehrt? Wo stehen<br />

wir, und was wäre zu tun? Im Vortrag<br />

von Hans-Peter Mart<strong>in</strong> kamen die<br />

Wege aus <strong>der</strong> Falle zu kurz, doch darum<br />

sollte es zum Teil ja auch im Panel<br />

gehen, vor allem <strong>in</strong>sofern, als es<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

betrifft.<br />

Das Faktum <strong>der</strong> Globalisierung<br />

war für alle Diskutanten unbestreitbar.<br />

Doch wie die Kräfte <strong>der</strong> Globalisierung<br />

e<strong>in</strong>zuschätzen und welche<br />

Konsequenzen daraus zu ziehen s<strong>in</strong>d,<br />

wurde nuancenreich gesehen und bildete<br />

anfangs den Haupt<strong>in</strong>halt <strong>der</strong> Diskussion.<br />

Franz Kößler wies auf die Gefahr h<strong>in</strong>,<br />

den aufgezeigten Tendenzen e<strong>in</strong>e zu<br />

große Macht zuzugestehen und zu resignieren.<br />

Daneben würden heute aber<br />

auch Abschottungstendenzen aufbrechen,<br />

die Österreich auf mehreren Ebenen<br />

gleichzeitig betreffen, wodurch<br />

vielschichtige Ängste ausgelöst würden.<br />

Kößler nannte:<br />

• e<strong>in</strong>e “naive Geborgenheit”, die am<br />

zerbrechen sei. Es sei dies die Annahme,<br />

daß sich <strong>der</strong> Staat von <strong>der</strong><br />

Geburt bis zum Tod um den Staatsbürger<br />

kümmere, so daß uns nichts<br />

passieren könne.<br />

• das Fallen <strong>der</strong> Ostgrenzen. Dadurch<br />

entstehe e<strong>in</strong> Druck an Konkurrenz<br />

am Arbeitsmarkt und an E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungspotential.<br />

• e<strong>in</strong>e europäische Globalisierung.<br />

Wir hätten den Sprung gewagt, uns<br />

den Herausfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong><br />

Konkurrenz zu stellen und auf<br />

Schutzmaßnahmen zu verzichten.<br />

• die <strong>in</strong>ternationale Globalisierung,<br />

wie sie von Hans-Peter Mart<strong>in</strong> beschrieben<br />

wurde.<br />

• die Verunsicherung durch die Medien.<br />

Franz Kößler verwies hier auf e<strong>in</strong>en<br />

unterschätzten Bereich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Arbeitsalltag.<br />

“Wir haben das Fernsehen,<br />

und das hat etwas <strong>in</strong> Frage gestellt,<br />

was auch konstitutiv zu unseren Kategorien<br />

gehört, mit denen wir die Welt<br />

erleben und mit denen wir uns <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Welt bewegen. Es war früher z.B. so,<br />

daß Ereignisse von weit weg lange<br />

gebraucht haben, bis wir von ihnen<br />

erfahren haben. Das Fernsehen hat das<br />

aufgehoben. Das Fernsehen br<strong>in</strong>gt die<br />

Katastrophe sofort. Das Ideal unserer<br />

Berichterstattung ist, daß wir “life”<br />

dabei s<strong>in</strong>d.<br />

Das heißt, daß diese zeitliche und<br />

geographische Distanz, die man zu den<br />

D<strong>in</strong>gen hat und die auch eher die Möglichkeit<br />

be<strong>in</strong>haltet, daß man reflektiert,<br />

sich mit D<strong>in</strong>gen kritisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-<br />

EXISTENZANALYSE 2/97 41

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