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Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International

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gesetzten, sich um mich kümmernden versorgenden Müttern,<br />

ich selbst konnte bemuttern, <strong>in</strong>dem ich mich um me<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter kümmerte und jede Menge Geschwister, mit<br />

denen ich viele Freizeitaktivitäten unternahm, sei es nun<br />

sportlicher o<strong>der</strong> kultureller Art. Me<strong>in</strong> ganzes Lebens spielte<br />

sich <strong>in</strong> dieser Firma ab.<br />

Im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> betrachtet, war die Geschw<strong>in</strong>digkeit, die ich<br />

mir vorlegte, sehr groß und hatte auch etwas mit dem<br />

Faustischen Streben zu tun; es gab ke<strong>in</strong>en Augenblick, <strong>in</strong><br />

dem ich verweilen wollte, weil er so schön war.<br />

Der Preis dafür war e<strong>in</strong>e ganze Menge Streß und Belastungen.<br />

Me<strong>in</strong> Körper ließ es mich wissen, daß ihm das<br />

alles nicht beson<strong>der</strong>s gut bekam. Me<strong>in</strong>e Familie außerhalb<br />

<strong>der</strong> Firma löste sich auf. Me<strong>in</strong>en Wert maß ich nach wie<br />

vor an den Gehaltszulagen, und auch hier machte ich die<br />

Erfahrung, daß e<strong>in</strong>e Frau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft nicht gleich wie<br />

die Männer entlohnt wird.<br />

Klar wurde mir das, als e<strong>in</strong> Kollege, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Position wie ich bekleidete, fast so alt war wie ich und<br />

36 EXISTENZANALYSE 2/97<br />

ERFAHRUNGSBERICHT<br />

denselben Background hatte, zu mir sagte: „Für de<strong>in</strong> Gehalt<br />

würde ich ke<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger rühren.“<br />

Danach beschloß ich, <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen um<br />

die Anerkennung me<strong>in</strong>es Wertes kämpfen zu gehen. E<strong>in</strong>er<br />

me<strong>in</strong>er Chefs sagte zu mir: „Cor<strong>in</strong>na, Geld alle<strong>in</strong> motiviert<br />

nicht“ - und ich antwortete: „Ferry, wenn es das e<strong>in</strong>mal<br />

nicht mehr tut, dann gebe ich Dir Bescheid.“ Ich erreichte<br />

tatsächlich diesen Punkt, aber erst um vieles später.<br />

Lei<strong>der</strong> kam me<strong>in</strong>em Höhenflug die Mexikokrise dazwischen,<br />

und die Schlagworte, die dann die Firma beherrschten,<br />

waren Gesundschrumpfen und Abbau.<br />

Ich erlebte e<strong>in</strong>ige Kündigungswellen und sah, wie<br />

me<strong>in</strong>e gesamte Aufbauarbeit wie<strong>der</strong> zunichte gemacht wurde.<br />

Der Bereich, <strong>der</strong> zu diesem Zeitpunkt zu boomen begann,<br />

war <strong>der</strong> Wertpapierbereich, e<strong>in</strong> Wechsel <strong>in</strong> diesen<br />

wurde mir aber verwehrt. Ich war vollkommen frustriert<br />

und unzufrieden, also wechselte ich me<strong>in</strong>en Arbeitsplatz.<br />

Das neue Unternehmen war e<strong>in</strong> sehr alt gewachsenes,<br />

mit starren Strukturen und rigiden Abläufen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

völlig an<strong>der</strong>en Punkt des Lebenszyklus als ich. Ich war e<strong>in</strong>geengt<br />

und wurde stark gebremst. Ich mußte verweilen,<br />

auch wenn <strong>der</strong> Augenblick mir gar nicht schön erschien.<br />

Ich reagierte auf diese Situation <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht:<br />

Zum ersten begann ich, me<strong>in</strong>en mir erschaffenen Wohlstand,<br />

wie Wohnung, Auto etc. zum ersten Mal mehr zu beachten<br />

und zu genießen. Ich verlagerte e<strong>in</strong>en Teil me<strong>in</strong>es<br />

Lebens wie<strong>der</strong> außerhalb me<strong>in</strong>er Arbeitsstätte. Ich begann<br />

mit neuen Hobbys, unternahm viele Reisen und kaufte mir<br />

schöne Kleidung und Schmuck. Auf die Dauer konnten<br />

mich diese Aktivitäten aber auch nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe befriedigen.<br />

Zum zweiten begann ich das System zu testen und zu<br />

h<strong>in</strong>terfragen. Ich überprüfte die Ziele und den übergeordneten<br />

S<strong>in</strong>n und machte mir über Entscheidungen Gedanken.<br />

Dabei stieß ich auf Machtstrukturen und <strong>der</strong>en Erhaltungsmuster.<br />

Ich bemerkte, daß es nicht um höhere Ziele o<strong>der</strong> S<strong>in</strong>n g<strong>in</strong>g,<br />

son<strong>der</strong>n großteils um persönliche Bedürfnisbefriedigung <strong>der</strong>

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