Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International
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eit hatte, war ich dar<strong>in</strong> fast immer erfolgreich, außerdem<br />
stets auf Weiterbildung bedacht.<br />
Lei<strong>der</strong> <strong>in</strong>teressiere ich mich offensichtlich nur für solche<br />
Tätigkeiten, die <strong>in</strong> wirtschaftlich angeblich harten Zeiten<br />
kaum gebraucht werden.<br />
Wie Sie, sehr geehrte Damen und Herren, den Anzeigen<br />
<strong>in</strong> „Standard“, „Presse“, „Neue Züricher Zeitung“<br />
etc. je<strong>der</strong>zeit entnehmen können, benötigt unsere Volkswirtschaft<br />
heute fast ausschließlich Kräfte aus folgenden<br />
Bereichen: „WU - Absolventen (bevorzugt mit mehrjähriger<br />
Erfahrung)“, „EDV - Spezialisten“ ... und<br />
„E<strong>in</strong>edrahrer“ (für die deutschen Zuhörer - Übersetzung<br />
= „Verkaufstalente“) - tja Pech gehabt, me<strong>in</strong>e Interessen<br />
liegen halt <strong>in</strong> etwas kreativeren Bereichen!<br />
Sie hören also schon, daß me<strong>in</strong>e gegenwärtigen beruflichen<br />
Umstände offenbar noch nicht zu e<strong>in</strong>em Totalverlust<br />
an Selbstwertgefühl geführt haben. Und so ist es<br />
ja auch. Folgende Gefühle bzw. Reaktionen s<strong>in</strong>d jedoch<br />
oft vorhanden. Auf me<strong>in</strong>er Seite das „Alien-feel<strong>in</strong>g“ des<br />
Ausgeschlossenen. Das an<strong>der</strong>e - vielleicht auch von mir<br />
nur e<strong>in</strong>gebildete, betrifft vielfach Gastgeber, bei denen ich<br />
e<strong>in</strong>geladen b<strong>in</strong>. Es ist e<strong>in</strong>e Art von „Unwohlse<strong>in</strong>“ mir<br />
gegenüber, anläßlich <strong>der</strong> „Präsentation“ neu angekaufter<br />
Konsumgüter. Vielleicht bemerken sie - o<strong>der</strong> ich lasse sie<br />
es unbewußt merken, daß bei mir im Kopf immer e<strong>in</strong><br />
„Taschenrechner mitläuft“? „Was hat dies und jenes wohl<br />
gekostet?“ Manche haben damit offensichtlich größere<br />
Probleme - und laden mich daher nun seltener e<strong>in</strong>!<br />
Folgende Reaktion betrifft ausschließlich me<strong>in</strong>e <strong>Person</strong>:<br />
Wenn die „Gesellschaft“ me<strong>in</strong>e Arbeitskraft, me<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>satz und me<strong>in</strong>e Kreativität nicht braucht, dann soll sie<br />
mich halt im A ... - soll bedeuten: wenn die „Gesellschaft“<br />
das „Angebot“, das ich ihr mache, nicht will o<strong>der</strong> braucht,<br />
dann will ich auch nicht „mitspielen“. Dann bleibe ich<br />
trotzdem bei me<strong>in</strong>er Identität, ich würde mich sonst selbst<br />
belügen. Immerh<strong>in</strong> konnte ich mir bislang bei (fast) allen<br />
me<strong>in</strong>en Tätigkeiten „<strong>in</strong> die Augen schauen“ - und dies<br />
können, nach me<strong>in</strong>er Erfahrung, nicht sehr viele Menschen<br />
von sich behaupten!<br />
Wie ich Frustration überw<strong>in</strong>de<br />
Ganz wichtig s<strong>in</strong>d für mich die Pr<strong>in</strong>zipien „Belohne Dich“<br />
und „Tu’ Dir etwas Gutes“! Selbstverständlich s<strong>in</strong>d diese<br />
Vorgangsweisen durch die f<strong>in</strong>anzielle Beschränktheit<br />
begrenzt - aber ke<strong>in</strong>esfalls unmöglich; außerdem för<strong>der</strong>n<br />
sie die Ideenf<strong>in</strong>dung.<br />
40 EXISTENZANALYSE 2/97<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Funktion kommt hiebei auch diversen<br />
Tanten und Onkeln zu. Manche wissen vielleicht um die<br />
gegenwärtige Lage. Ich persönlich gehe niemals „betteln“<br />
- dazu b<strong>in</strong> ich zu stolz. Aber wenn e<strong>in</strong> Verwandter aus<br />
persönlichem Antrieb etwas „spenden“ will, dann sollte<br />
sie/er es nicht mit dem gutgeme<strong>in</strong>ten Ratschlag tun: „E<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Beitrag zur Gasrechnung“ o<strong>der</strong> ähnliches - dies erzeugt<br />
e<strong>in</strong> „Bettler - Geberverhältnis“. E<strong>in</strong>e tolle Sache ist<br />
aber, wenn sie/er sagt: „Mach’ Dir e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en schönen<br />
Tag!“ o<strong>der</strong> „Gönn’ Dir e<strong>in</strong>mal etwas Gutes!“. Ich habe<br />
zum Glück e<strong>in</strong>e solche <strong>Person</strong> <strong>in</strong> Form me<strong>in</strong>er Großtante<br />
(87 Jahre alt)!<br />
Noch ganz kurz zum Thema Partnerschaft<br />
Wie Sie, sehr geschätzte Damen und Herren, vielleicht<br />
schon vermutet haben werden, b<strong>in</strong> ich <strong>der</strong>zeit „solo“. Nun<br />
gut, dieses Forum ist ke<strong>in</strong>e Partnerbörse. Ich möchte diesen<br />
Punkt aber erwähnen, da er, wie ich weiß, viele Langzeitarbeitslose<br />
betrifft!<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Partnerschaft zerbricht, stellt sich e<strong>in</strong>fach<br />
nach e<strong>in</strong>iger Zeit die Frage: „Wie bzw. wo lerne ich jemanden<br />
kennen?“ <strong>Die</strong> normalen Antworten darauf s<strong>in</strong>d im<br />
Regelfall: „am Arbeitsplatz“, „im Lokal“, „auf Parties“,<br />
„im Freundeskreis“. Also Möglichkeiten, die aus den bereits<br />
erwähnten Gründen wegfallen o<strong>der</strong> wenigstens reduziert<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Wenn du dann trotzdem e<strong>in</strong>e neue Bekanntschaft<br />
machst, wird’s aber erst richtig brisant! Irgendwann ergibt<br />
sich sicher die Frage nach dem Berufsleben. Und<br />
dann gilt’s e<strong>in</strong>fallsreich zu se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>e „gebastelte“ und<br />
nicht ganz falsche Antwort ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall ,<strong>der</strong><br />
Angebeteten etwa das Folgende zu sagen: „Ich b<strong>in</strong> gerade<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> schwierigen Phase des beruflichen Neubeg<strong>in</strong>ns“<br />
- nebenbei e<strong>in</strong>e elegante (?) Methode, die Intelligenz des<br />
Gegenübers zu testen.<br />
Sollte „es klappen“, ist dies selbstverständlich noch<br />
ke<strong>in</strong>e Garantie dafür, daß die Beziehung hält. Und wenn<br />
sie nicht halten sollte? Tja, vielleicht liegt es - neben vielen<br />
an<strong>der</strong>en Gründen - auch daran, daß viele Frauen gerne<br />
„stolz auf ihren Partner wären (<strong>in</strong> beruflicher H<strong>in</strong>sicht)“<br />
...<br />
... o<strong>der</strong> sie es e<strong>in</strong>fach nicht ertragen kann, wenn sie<br />
morgens aufstehen muß und er sagen kann: „Ich kann<br />
noch im Bett bleiben“!?