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Die Person in der Arbeitswelt - GLE-International

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Im Burnout lassen sich ebenfalls das Leere- und<br />

S<strong>in</strong>nlosigkeitsgefühl f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> Apathie ist beim Burnout<br />

aber nicht als Folge, son<strong>der</strong>n wohl eher als Ursache des<br />

Initiativeverlustes zu verstehen. Langweile kommt beim<br />

Burnout dagegen nicht wirklich vor.<br />

Wegen des Vorherrschens <strong>der</strong> beiden Hauptsymptome<br />

des existentiellen Vakuums, <strong>der</strong> Leere- und <strong>der</strong><br />

S<strong>in</strong>nlosigkeitsgefühle, könnte man das Burnout <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Logotherapie auch als e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>form des existentiellen<br />

Vakuums bezeichnen, bei dem allerd<strong>in</strong>gs die Erschöpfung<br />

das Bild dom<strong>in</strong>iert.<br />

<strong>Die</strong>se theoretische Überlegungen erhalten empirische<br />

Evidenz durch e<strong>in</strong>e Untersuchung von Karazman (1994) an<br />

271 Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte <strong>in</strong> Österreich. Es zeigte sich, daß<br />

ÄrztInnen mit guter S<strong>in</strong>nfülle im privaten und beruflichen<br />

Leben nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge bis mittlere Burnout-Anfälligkeit<br />

aufwiesen. H<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d ÄrztInnen mit e<strong>in</strong>em existentiellen<br />

Vakuum <strong>in</strong> den Dimensionen des Maslach Inventory<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Burnout assoziiert, lediglich die Leistungsfähigkeit<br />

ist nur mittelstark betroffen. Das existentielle<br />

Vakuum geht mit e<strong>in</strong>em hohen Grad an Depersonalisation<br />

(Distanz zu Patienten) und e<strong>in</strong>em extremen Maß an emotionaler<br />

Erschöpfung e<strong>in</strong>her. <strong>Die</strong> emotionale Erschöpfung<br />

und Depersonalisiation bleibt unverän<strong>der</strong>t hoch, auch wenn<br />

das Privat- und Freizeitleben als s<strong>in</strong>nvoll empfunden wird<br />

und nur die Arbeit nicht (Karazman [1994; Karazman et<br />

al. 1996] bezeichnet diese Gruppe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „Existenz-Typologie“<br />

als „Privat-Existenz“, d.h. S<strong>in</strong>n wird nur im Privatleben<br />

gesehen)<br />

Wie kommt es zu dieser Erschöpfung? Wo liegt <strong>der</strong><br />

Fehler? Was hat gefehlt? Warum bekommen an<strong>der</strong>e Men-<br />

14 EXISTENZANALYSE 2/97<br />

ORIGINALARBEITEN<br />

EXISTENTIELLER SINN SCHEIN-SINN<br />

→ BURN OUT<br />

ERFÜLLUNG ENT-LEERUNG<br />

schen, die auch sehr viel leisten, ke<strong>in</strong> Burnout? Logotherapeutisch<br />

betrachtet kann das Burnout mit e<strong>in</strong>em Defizit<br />

an echtem, existentiellem S<strong>in</strong>n erklärt werden. E<strong>in</strong><br />

existentieller S<strong>in</strong>n hat nämlich die Charakteristik, daß er zu<br />

<strong>in</strong>nerer Erfüllung führt. E<strong>in</strong>e solche hält auch bei sich e<strong>in</strong>stellen<strong>der</strong><br />

Müdigkeit und Erschöpfung an, weil <strong>der</strong> Bezug<br />

zu sich selbst und die erlebte Freiwilligkeit <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

und ihre Werthaftigkeit immer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Empf<strong>in</strong>dung präsent<br />

bleiben (Frankl 1984, 28; Längle 1994). E<strong>in</strong> Leben, das<br />

jedoch nur e<strong>in</strong>em sche<strong>in</strong>baren S<strong>in</strong>n nachgeht (wie z.B. das<br />

Verfolgen <strong>der</strong> eigenen Karriere, <strong>der</strong> sozialen Akzeptanz und<br />

ähnlichem), geht erlebnismäßig <strong>in</strong> die Leere. E<strong>in</strong> solches<br />

Leben wird kräfteraubend, erzeugt Streß. Statt <strong>der</strong> Freude<br />

am Geschaffenen wird bestenfalls Stolz für die Leistung<br />

empfunden. Stolz aber nährt nicht und wärmt nicht. Selbst<br />

Erholung und Entspannung ersetzen dann nicht die Leere,<br />

<strong>in</strong> die man sich täglich aufs Neue h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>manövriert.<br />

Dem Menschen mit e<strong>in</strong>em Burnout fehlt logotherapeutisch<br />

gesehen <strong>der</strong> existententielle S<strong>in</strong>n für se<strong>in</strong><br />

Handeln (vgl. auch Rothbucher 1996). Was dadurch zu<br />

kurz kommt, ist die personale Erfüllung. Burnout kann<br />

daher als e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> Bef<strong>in</strong>dlichkeit bezeichnet werden,<br />

die aus e<strong>in</strong>em Erfüllungsdefizit entsteht. Erfüllung<br />

kann def<strong>in</strong>iert werden als Resultat e<strong>in</strong>es Lebens für o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Realisierung von subjektiv empfundenen Werten<br />

(„personale Werte“ im Gegensatz zu allgeme<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />

empirischen Werten). <strong>Die</strong> „H<strong>in</strong>gabe“ an solche als attraktiv,<br />

<strong>in</strong>teressant o<strong>der</strong> wichtig empfundene Werte ist begleitet<br />

von e<strong>in</strong>er „Rückgabe“ an die <strong>Person</strong> - sie erhält dafür<br />

Erfüllung aus e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Orientierung.<br />

Handeln und Erleben werden Sich zum Handeln gedrängt fühlen;<br />

als Wert empfunden. Mißachtung <strong>der</strong> Erlebniswerte.<br />

Leben ist schöpferisch ............................................ erschöpfend<br />

H<strong>in</strong>gabe .................................................. Hergabe<br />

gestalterisch ............................................ wird gestaltet<br />

erlebnisreich ........................................... erlebnisarm<br />

persönlich ............................................... sachlich<br />

frei ......................................................... gezwungen<br />

verantwortlich ......................................... verpflichtet<br />

Erfüllung trotz Müdigkeit Entleerung trotz Entspannung<br />

Tab. 2: Gegenüberstellung von existentiellem S<strong>in</strong>n und sche<strong>in</strong>barem S<strong>in</strong>n mit ihren psychischen Auswirkungen

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