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Working papers Arbeitspapiere - Mzes - Universität Mannheim

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2. Theoretische Grundlagen des Klassenschemas nach Erikson,<br />

Goldthorpe und Portocarero<br />

In Auseinandersetzung mit dem in den 60er und 70er Jahren dominierenden Paradigma der Statuserwerbsforschung<br />

entstand im Bereich der Mobilitätsforschung ausgehend von einer konflikttheoretischen<br />

Perspektive und orientiert an Webers Konzept der Klassenlage ein kategoriales Differenzierungsschema<br />

von sozialen Klassen. Dieses Konzept kam unter der Bezeichnung "Goldthorpe´sches<br />

Klassenschema" vor allem in Großbritannien zur Anwendung und wurde im internationalen Sprachgebrauch<br />

unter der Bezeichnung EGP-Klassenschema bekannt. Im Unterschied zu einem an Prestige<br />

und/oder sozio-ökonomischen Status orientierten "hierarchischen" Meßinstrument handelt es sich bei<br />

dem Klassenschema um ein mehrdimensionales Konzept zur Erfassung der sozio-ökonomischen Lage<br />

von Personen, Haushalten oder Familien.<br />

Im Gegensatz zu Arbeiten der marxistischen Gesellschaftstheoretiker, wie beispielsweise in der Variante<br />

des strukturalistischen Marxismus von Wright (1989), steht nicht die Bestimmung der Klassenlage<br />

aus der kapitalistischen Produktionsweise und der ihr inhärenten Mechanismen der Ausbeutung im<br />

Vordergrund. Eine Klassenstruktur, im Sinne eines Gefüges von Klassenpositionen, wird im EGP-<br />

Schema theoretisch vielmehr als Resultat der jeweiligen Marktlage und Arbeitssituation der Beschäftigten<br />

betrachtet (Erikson/Goldthorpe 1992; Erikson/Goldthorpe/Portocarero 1979; Goldthorpe 1980,<br />

1995, 1997). 3<br />

In klassischer Weise wird zunächst unterschieden zwischen 1.) Arbeitgebern bzw. Produktionsmittelbesitzern,<br />

die die Arbeit anderer kaufen, 2.) Selbständigen und 3.) Arbeitnehmern, die ihre Arbeitskraft<br />

an Unternehmer verkaufen. Sowohl die Gruppe der Arbeitgeber als auch die der lohnabhängig Erwerbstätigen<br />

sind dabei weiter zu differenzieren. Für erstere sind beispielsweise die Größe des Unternehmens<br />

und die tatsächlich auszuübenden Funktionen von Bedeutung. Als entscheidendes Differenzierungselement<br />

für die Gruppe der Arbeitnehmer gilt die spezifische Art der Regulierung des Beschäftigungsverhältnisses.<br />

Wie Goldthorpe (1997) näher ausführt, handelt es sich dabei um eine soziale<br />

Beziehung, in der die gegenseitigen Verpflichtungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

festgelegt werden. Dies geschieht teilweise explizit, indem diese Regeln in einem Arbeitsvertrag fixiert<br />

werden, teilweise aber auch nur implizit, in Form allgemeiner Verhaltenserwartungen. Zu diesen informellen<br />

Regeln des Beschäftigungsverhältnisses zählen z.B. Anforderungen, wie das Ausmaß an Eigeninitiative<br />

und persönlicher Verantwortungs- und Einsatzbereitschaft, die an den Arbeitnehmer gestellt<br />

werden. Goldthorpe unterscheidet entsprechend zwischen zwei idealtypischen Formen des Beschäftigungsverhältnisses,<br />

dem klassischen Arbeitskontrakt und dem Dienstverhältnis.<br />

3 Die zeitliche Stabilität von Klassengrenzen und das Vorhandensein von Mobilitätsbarrieren (nach Goldthorpe<br />

ihre "demographische Identität") sind Voraussetzung für die "Klassenformierung" und notwendige (wenn auch<br />

nicht hinreichende) Voraussetzung für die Organisation gemeinsamer Interessen und ihrer politischen Artikulation.<br />

3

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