Working papers Arbeitspapiere - Mzes - Universität Mannheim
Working papers Arbeitspapiere - Mzes - Universität Mannheim
Working papers Arbeitspapiere - Mzes - Universität Mannheim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
einer der Ausprägungen des Klassenschemas auf der Basis der von Erikson und Goldthorpe vorgegebenen<br />
Operationalisierungskriterien nicht eindeutig zu treffen. Bei unseren Entscheidungen orientierten<br />
wir uns diesbezüglich an den Klassifikationsregeln des CASMIN-Projekts und es schien uns vor allem<br />
wichtig, diese Entscheidungen konsistent in allen Ländern anzuwenden.<br />
Länderspezifische Unterschiede in den Zuweisungsroutinen sind teilweise auch datenbedingt infolge<br />
der unterschiedlichen Berufssystematiken und des variierenden Informationsgehalts der Angaben zur<br />
beruflichen und betrieblichen Stellung der Erwerbstätigen. Im Fall der deutschen Mikrozensusdaten<br />
erschwert eine vornehmlich am Tätigkeitskonzept orientierte Berufssystematik eine reliable Zuordnung<br />
zu Klassenpositionen allein auf Basis der Berufsangaben. Für Großbritannien hingegen sind nur ungenügende<br />
Informationen über die genaue betriebliche Stellung der Manager verfügbar; es wird z.B. nicht<br />
zwischen höherem und mittlerem Management unterschieden. In den meisten Fällen gelang es jedoch,<br />
den mangelnden Informationsgehalt eines Indikators durch Kombination mit den Informationen<br />
der anderen Indikatoren auszugleichen.<br />
Bei inkonsistenter Datenlage, etwa infolge von Meßfehlern oder idiosynchratischen Merkmalskombinationen,<br />
wie z.B. bei einem Befragten des deutschen Mikrozensus, der angibt, als Arbeiter (berufliche<br />
Stellung) den Beruf eines Hochschullehrers auszuüben, gründen die Korrespondenzregeln auf Wahrscheinlichkeitsüberlegungen<br />
und Approximation der tatsächlichen Klassenlage.<br />
Insgesamt ist es uns gelungen, ein hohes Maß an Vergleichbarkeit zwischen den Klassenkonzeptionalisierungen<br />
verschiedener Länder zu schaffen. In zwei Aspekten ist jedoch mit systematischen Unterschieden<br />
zu rechnen, die zahlenmäßig allerdings nur kleine Personengruppen betreffen. Eine erste systematische<br />
Abweichung betrifft die Klassifizierung der Selbständigen und Unternehmer, die nach der<br />
Logik des EGP-Schemas in Abhängigkeit von ihrem beruflichen Betätigungsfeld und der Unternehmensgröße<br />
unterschiedlichen Klassenlagen zugeordnet werden. Selbständige bestimmter Berufsgruppen,<br />
wie im Bereich der Professionen, Semi-Professionen oder der Landwirtschaft, werden unabhängig<br />
von der Unternehmensgröße unmittelbar den Klassen I, II bzw. IVc zugewiesen (vgl. Erikson/Goldthorpe<br />
1992). Bei den übrigen Selbständigen kommt auf Basis der Berufsangaben und unter<br />
Brücksichtigung der Unternehmensgröße eine alternative Klassifikation in Betracht: In der Klasse der<br />
‘Petty Bourgeoisie’ (IVab) werden die Unternehmer von Klein- und Mittelbetrieben zusammengefaßt,<br />
während die Großunternehmer der ‘Higher Service Class’ (I) zugeordnet werden.<br />
Nun werden die Informationen zur Anzahl der Beschäftigten in den einzelnen Ländern aber in sehr<br />
unterschiedlichen Kategorien erhoben, so daß die Definition bzw. die Berücksichtigung des Kriteriums<br />
"größeren" Kapital- und Firmeneigentums sehr unterschiedlich ausfällt: In Großbritannien werden<br />
Selbständige mit 25 und mehr Beschäftigten der ‘Higher Service Class’" zugewiesen, in Frankreich<br />
erst Selbständige mit 50 und mehr Beschäftigten. Beim deutschen Mikrozensus ist dagegen nur eine<br />
Unterscheidung zwischen Selbständigen mit bis zu maximal 4 Beschäftigten und Unternehmern mit 5<br />
und mehr Beschäftigten möglich. Erwerbstätige, die Inhaber größerer Unternehmen sind, können somit<br />
zumindest auf Basis der verfügbaren Informationen zur Anzahl der Beschäftigten nicht reliabel<br />
76