Jenseits von Darwin - Christian Blöss
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1. Die Kopernikanische Wende der Evolutionstheorie hat noch gar nicht stattgefunden 17<br />
1. DIE KOPERNIKANISCHE WENDE DER<br />
EVOLUTIONSTHEORIE HAT NOCH GAR NICHT<br />
STATTGEFUNDEN<br />
Die vor-galileische Optik der <strong>Darwin</strong>schen Evolutionstheorie: Der Anblick einer Pfauenfeder<br />
erzeugt Übelkeit • Die Vorstellung schrittweisen Wandels der Arten: ein »Fall <strong>von</strong> Gehirnwäsche«<br />
• Wie <strong>Darwin</strong> auf die Füße gestellt werden könnte: Ein sich stabilisierendes Ökosystem<br />
erzwingt den genetischen Wandel • <strong>Darwin</strong> und das Benard-Experiment: Wo sind die<br />
Selektionsvorteile der Zwischenvarietäten? • Ironie der Wissenschaftsgeschichte: die ptolemäische<br />
Sichtweise des Kopernikus der Biologie<br />
Für die Evolutionstheorie gilt zunehmend die Maxime vor-galileischer Optik: Schau bloß<br />
nicht hin. Wer es dennoch tut, den wird der Anblick der Natur faszinieren. Der Gedanke hingegen,<br />
die wimmelnde Komplexität ihrer Ordnungen erklären zu müssen, läßt einen möglicherweise<br />
»über und über kalt erschauern« – wie es einst <strong>Darwin</strong> angesichts der Aufgabe<br />
erging, die Evolution des Auges aus der Kumulation unzähliger winzigster Varietäten glaubhaft<br />
zu machen. Um die Wahrscheinlichkeit einer parallelen Entwicklung der verschiedenen<br />
hochkomplexen Augentypen errechnen zu können, bedarf es eines Computers mit mindestens<br />
zweistelliger Exponentialdarstellung.<br />
Es wird sich als ein Treppenwitz der Geschichte herausstellen, daß der Siegeszug des <strong>Darwin</strong>ismus<br />
unbemerkt mit dem größten praktischen Falsifizierungsversuch einhergegangen ist,<br />
der je für die Wissenschaft geleistet wurde. Homo sapiens führt vor, was ein kleiner und egoistischer<br />
Selektionsvorteil für die Ordnung des Ganzen bedeutet: nichts Gutes. Die Ergebnisse<br />
seiner zivilisatorischen Bemühungen fügen sich in das System der Natur nicht ein, sie<br />
stören nachhaltig. Das als Desaster angesprochene, vom Menschen verursachte ökologische<br />
Ungleichgewicht der Natur ist ein Hinweis auf die Korrekturbedürftigkeit des entscheidenden<br />
<strong>Darwin</strong>schen Paradigmas: die ohne Sicht und Rücksicht auf die Ordnung des Ganzen betrachtete<br />
Variation des einzelnen Lebewesens.<br />
Wenn <strong>von</strong> der Umwandlung des Kiemenbogens zum Kiefer gesprochen wird, dann rückt nur<br />
die größere Überlebensfähigkcit eines zur Amphibie gewandelten Fisches ins Blickfeld. Sie<br />
sei die Meßlatte für natürliche Zuchtwahl und das Ergebnis dann Evolution. Welche allgemeinen<br />
Zusammenhänge in der Biosphäre »zugleich« entstehen müssen, damit für die Amphibie<br />
Lebensfähigkeit besteht und auch bestehen bleibt, danach wird in den seltensten Fällen<br />
gefragt.<br />
Liegt es daran, daß es zu kompliziert wird, weil man vom Hundertsten ins Tausendste gerät<br />
und schließlich die Waffen strecken muß? Schließlich kann man ja nicht die ganze Biosphäre<br />
miteinbeziehen<br />
Das Rätsel, wie das Ökosystem zu einem stabilen Gleichgewicht gelangen konnte, ist ein viel<br />
größeres als das der Veränderung oder der »Entstehung der Arten«. Moderne Evolutiostheorie<br />
setzt seit <strong>Darwin</strong> den Spaten der Analyse bei der kleinsten Einheit an, zu Anfang bei der<br />
Art, dann bei der Zelle, dem Zellkern und mittlerweile bei den Nukleinsäuren der DNS. Hier<br />
soll die Dynamik der Evolution ihren Ursprung haben. Doch es scheint so, als würde das<br />
Pferd vom falschen Ende her aufgezäumt werden.