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Jenseits von Darwin - Christian Blöss

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7. Die Ordnung der Moleküle - Von der Schablone zum Hyperzyklus 65<br />

Proteinen produziert wurden oder bislang noch nicht benötigte Gensequenzen das erste Mal<br />

aktiviert werden. Einen deutlichen Hinweis, daß nicht nur eine Aktivierung<br />

»schlummernder« Gene vorliegt, sondern neue Gene zum Tragen kommen, findet man in den<br />

Immun und Resistenzerscheinungen, die stets eine genbestimmte enzymatische Reaktion<br />

sind: »Das stärkste Argument für eine programmierte Neusynthese <strong>von</strong> Resistenzgenen ist<br />

nach meiner Ansicht die Gesetzmäßigkeit der Resistenzentwicklung bei höheren Tieren, die<br />

wir bei längerdauernder Verabreichung praktisch gegen jedes Pharmakon oder gegen jedes<br />

natürliche oder künstliche Gift finden. Hier standen nicht darauf ist mit besonderem Nachdruck<br />

zu verweisen etwa bei der Resistenzbildung gegen Antibiotika bei Bakterien Millionen<br />

Jahre zur Verfügung (während der Pilze, aus denen ursprünglich Antibiotika gewonnen<br />

wurden, und Bakterien wechselwirken konnten,CB) sondern meist nur einige Monate oder allenfalls<br />

Jahre, weil es sich dabei um die Entwicklung einer Resistenz immer wieder <strong>von</strong> neuem<br />

bei jedem einzelnen Individuum handelt.« (Schmidt 1985, 162) Die Resistenzerscheinung<br />

ist für Schmidt nur eines <strong>von</strong> zahllosen Phänomenen, die für eine »Rückkopplung des kybernetischen<br />

Systems lebender Organismen mit der Umwelt« sprechen mit der klaren Zweckbestimmung:<br />

»Optimale aktive Anpassung an eine gegebene Umweltsituation.« (163) Ferdinand<br />

Schmidt greift in seinem Buch über die »Grundlagen der kybernetischen Evolution« die<br />

gängigen Argumente gegen den Neo<strong>Darwin</strong>ismus auf und fügt ihnen zahllose Beispiele <strong>von</strong><br />

Phänomenen in der belebten Welt hinzu, die sämtlichst der Zufallshypothese Hohn sprechen<br />

und zugleich die Hypothese der kybernetischen Steuerung des Genoms in Wechselwirkung<br />

mit der Umwelt unterstützen: Resistenzphänomene, Neo Orthogenese, biogenetische Grundregel,<br />

Atavismus, Organatrophie durch Nichtgebrauch, Koadaptation, die sogenannte mutative<br />

Präadaptation, Mimikry usw. sprechen für das universelle Regime der Wechselwirkung<br />

auch zwischen Genom und Umwelt: »Wäre es nicht geradezu widersinnig, wenn das Feedback<br />

Prinzip, das wir bei sämtlichen Stoffwechselvorgängen auf allen Ebenen finden, ausgerechnet<br />

bei dem für die Erhaltung einer Art wichtigsten System dem Genom keine Gültigkeit<br />

hätte, obwohl seine Selektionsvorteile gerade hier unübersehbar zutage treten? ( ... )<br />

Mußte nicht wenn man der natürlichen Zuchtwahl eine so zentrale Bedeutung zugesteht wie<br />

gerade der Neo <strong>Darwin</strong>ismus eine solche Rückkopplung zwischen Genom und Umwelt früher<br />

oder später geradezu zwangsläufig entstehen?« (317)<br />

Diese Frage wird längst nicht mehr <strong>von</strong> allen Biologen verneint. Jeffrey W. Pollard stellt in<br />

einem Artikel für das Buch »Beyond Neo<strong>Darwin</strong>ism« die rhetorische Frage »ls Weismann's<br />

Barrier absolute?« und beantwortet sie mit einem klaren »Nein«, indem er auf die reverse<br />

Transkriptase fremder RNS mit folgender Fixierung in der an sich abgeschirmt gedachten<br />

DNSSequenz verweist (1984, 291 ff.; auch Steele et al. 1984, 217; Cullis 1984, 203 ff.) Ernest<br />

Schoffeniels führt dazu aus: »Nach der Entdeckung des genetischen Codes wurde die<br />

Doktrin <strong>von</strong> Weismann, welche erlernte Eigenschaften als erblich nicht übertragbar erklärt,<br />

praktisch in den Rang eines Dogmas erhoben. Information überträgt sich <strong>von</strong> der DNS auf<br />

die mRNS und drückt sich in der Primärsequenz <strong>von</strong> Proteinen aus. Aufgrund des zentralen<br />

Dogmas kann die Struktur eines Proteins die Basensequenz der DNS nicht beeinflussen: Information<br />

wird in Einbahnrichtung <strong>von</strong> der DNS auf das Protein übertragen.« (1984, 69) Man<br />

sollte allerdings hierbei nicht übersehen, daß die genetische Fixierung einer zu Lebzeiten erworbenen<br />

Eigenschaft nur ein Spezialfall der Rückwirkung <strong>von</strong> Protein auf die DNS<br />

darstellt. Was an chemischen Rückwirkungen auf die DNS möglich ist, hat mit abgeschnittenen<br />

Rattenschwänzen oder erworbenem Sozialverhalten kaum etwas zu tun. Schoffeniels<br />

kommt auf Experimente zu sprechen, deren Ergebnisse einen »rauheren Wind für das zentrale<br />

Dogma der Molekularbiologie« blasen ließ. Generell ist es möglich und auch bereits verifiziert<br />

worden, daß aus einer MatrizenRNS eine DNS synthetisiert und dann in das Genom integriert<br />

wird. Das kann sogar bedeuten, daß auch <strong>von</strong> vorhandenen Proteinen eine Umschrei-

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