03.10.2013 Aufrufe

Jenseits von Darwin - Christian Blöss

Jenseits von Darwin - Christian Blöss

Jenseits von Darwin - Christian Blöss

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

90 <strong>Jenseits</strong> <strong>von</strong> <strong>Darwin</strong><br />

konstruiert werden, wenn das so schöne missing link, den die Australopithecinen mit ihrem<br />

aufrechten Gang und ihrer Werkzeugkultur darstellten, zeitgleich mit einer Art existierte, die<br />

zweifellos menschenähnlicher war. Deren Gebiß wies auf Allesfresserei und die Struktur der<br />

Schädelkalotten auf eine hohe Durchblutungsrate hin. Eine Sprachfähigkeit war obendrein<br />

auch noch zu vermuten.<br />

Es waren die Funde in Hadar, die eine Lösungsmöglichkeit anboten. Hier grub man nicht nur<br />

»Lucy«, das besterhaltenste Skelett eines Vorfahren, aus, sondern auch eine ganze Familie,<br />

die später als PräAustralopithecinen oder »Australopithecus afarensis« bezeichnet wurden.<br />

Die Datierung einer beigelagerten Basaltschicht ergab ein Alter <strong>von</strong> knapp vier Millionen<br />

Jahren. Hier nun sei der Verzweigungspunkt der HominidenEntwicklung zu orten. Von dieser<br />

Art hätte sich der Homo habilis abgezweigt und parallel zur Radiation des Australopithecus<br />

in africanus, boisei und robustus zum Homo erectus entwickelt. Fast alle Australopithecinen,<br />

vormals als direkte Ahnen der Menschen gewertet, wären damit inzwischen ausgestorbene<br />

Seitenzweige der HominidenFamilie.<br />

Homo habilis wird <strong>von</strong> einer neuen Art abgelöst, dem Homo erectus, er ist größer und schwerer<br />

mit abgeflachtem, geräumigerem Schädel. Sein Lebensraum erstreckt sich <strong>von</strong> England<br />

bis China und <strong>von</strong> Frankreich bis Südafrika, und seine Erscheinungsform ist entsprechend<br />

vielfältig. Zu der Gattung Homo bemerkt der Paläoanthropologe Yves Coppens: »Was wir<br />

heute als >habiliserectus< und >sapiens< bezeichnen, sind wahrscheinlich gar keine echten<br />

Spezies, sondern morphologische Stadien, Stufen einer einzigen, recht seltenen panmiktischen<br />

Superspezies«, deren abweichende Entwicklung aus ihren verschiedenen technischkulturellen<br />

Erfindungen zu erklären sind. (Coppens 1985, 119)<br />

Diese Bemerkung würde auf einhelligen Widerspruch zahlreicher Paläoanthropologen<br />

stoßen: In dieser Entwicklungsreihe habe es schließlich einen dramatischen Anstieg des Gehirnvolumens<br />

gegeben, was zu so einschneidenden Veränderungen in der technologischen<br />

und kulturellen Organisation geführt habe, daß man die verschiedenen Vertreter unterschiedlicher<br />

Arten (Spezies) zuordnen müsse. Gerade weil dieser »dramatische Anstieg« im Rahmen<br />

einer gradualistischen Evolutionstheorie so unverständlich ist, werden wir uns etwas näher<br />

mit den Eigenschaften des Homo sapiens beschäftigen. Ist er das sichtbarste Indiz einer<br />

»kybernetischen Evolution«?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!